Falsche Ängste der Samsung-Händler

Am 1. Juli startete die Schweizer Zweigniederlassung von Samsung offiziell ihren Betrieb. IT Reseller hat sich bei den Händlern umgehört und deren ­Sorgen mit Samsung-Manager Hans Peter Baumgartner besprochen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/13

     

Die Bedenken der Händler sind gross, was die neue Vertriebsstruktur von Samsung angeht. Bereits bevor Ende Mai der Vertrag zwischen Samsung und Dicom beziehungsweise Sedico-IT aufgelöst wurde, waren in den Medien Meldungen zu lesen über die zu erwartende neue Vertriebspolitik. Dabei war zu diesem Zeitpunkt die Strategie der neuen Samsung-Zweigniederlassung, die am 1. Juli die Arbeit aufnahm, noch gar nicht fertig ausgearbeitet. Und so kam es denn auch zu Falschmeldungen wie jener, dass Also neuer Distributor für CE-Produkte werden würde. Dies hat zu einer breiten Verwirrung unter den Händlern geführt. Rund 80 Prozent der Samsung-Händler, die an einer Umfrage von IT Reseller teilgenommen haben, ist derzeit noch unklar, wie das neue Vertriebskonzept nun wirklich aussehen wird.
Durch die Turbulenzen der Umstellung ist es Samsung nicht gelungen, die Händler direkt zu informieren und die Falschmeldungen richtigzustellen. Diesen Mangel an Information wirft der Handel Samsung auch vor. «Diese Vorwürfe sind berechtigt», sagt Michela D’Onofrio, Marketing Manager bei Samsung. Man ist sich des Problems bei Samsung bewusst und wird versuchen es zu lösen. Auf direkte Informationen werden die Händler aber noch etwa einen Monat warten müssen. Erst dann werden alle nötigen Verträge geschlossen und die Schweizer Zweigniederlassung am Fusse des Uetliberges voll einsatzfähig sein.

Partnerschaften erhalten

Samsung wird keine Verträge von Dicom/Sedico-IT übernehmen. Es muss Also mit jedem Partner neu verhandelt werden. Erschwert wird dies dadurch, dass die Mitarbeiter von Samsung nicht mehr auf die Adresslisten von dem ehemaligen Generalimporteur zurückgreifen können. Die bestehenden Partnerschaften sollen aber weitestmöglich beibehalten und die Verträge erneuert werden.
Für Händler aus dem Bereich IT wird sich daher nicht viel ändern. Wie bereits anhin werden sie ihre Ware über Distributoren beziehen. Einziger Unterschied ist, dass zu COS, Ingram Micro und Tech Data nun auch noch Also hinzugekommen ist. In einer Übergangsphase bis Ende September wird nur Also ein eigenes Lager führen. In dieser Zeit müssen auch die anderen Distributoren bei dem grössten Schweizer Broadliner einkaufen. . Ab Anfang Oktober werden dann auch die übrigen Distis die Produkte der Südkoreaner direkt erhalten und ein eigenes Lager führen.
Auch die Ansprechpartner im IT-Bereich sollen grösstenteils die gleichen geblieben sein, da diese von Sedico-IT übernommen wurden.

Logistik ausgelagert

Der CE-Handel, der früher direkt von Dicom beliefert wurde, muss sich hingegen auf ein paar Änderungen einstellen. Lieferungen an Grosskunden mit zentralem Lager werden von Samsung direkt, als sogenanntes Drop Shipment, getätigt. Die Ware kommt dabei aus dem Hauptlager von Samsung Europa in der Slowakei.
Zu diesen Key-Partnern sollen bald möglichst auch die Einkaufsgesellschaften für Unterhaltungselektronik Tetora und Interfunk gehören. Kleinere Händler werden jedoch nicht mehr direkt beliefert. Stattdessen werden sie ihre Ware in Zukunft von einem Logistiker geliefert bekommen. Wer dieser Logistiker sein wird, ist derzeit noch Sache von Verhandlungen. Es wird jedoch vermutet, dass einer der IT-Broadliner das Geschäft für sich gewinnen wird. Dieser wird aber nicht als Distributor, sondern als reiner Logistiker arbeiten, der Dienstleistungen wie Lagerung und Transport übernimmt.
Von einem Schrumpfen der Marge, wie einige Händler befürchten, will Hans Peter Baumgartner (Bild), Sales and Marketing Director der Zürcher Zweigniederlassung, aber nichts wissen: «Schlussendlich bestimmt der Markt die Preise und somit die Margen.»

Höhere Marktabdeckung

Eine Sorge des Handels scheint sich aber zu bestätigen. Und zwar, dass die Samsung-Produkte weiter verbreitet erhältlich sein werden als bisher. Das erklärte Ziel von Baumgartner ist es, eine markant höhere Marktabdeckung zu erreichen. Derzeit führen rund 500 Schweizer Händler die Produkte des Elektronikriesen. In Zukunft sollen es um die 750 sein.
Mit der Zweigniederlassung und der damit zusammenhängenden Zusammenlegung der Bereiche IT und CE fliesst jedoch auch einiges an Marketing- und Werbegeldern in die Schweiz, was den Absatz der Händler erhöhen dürfte. Speziell in Event-Marketing und Sponsoring will man vermehrt investieren, so D’Onofrio.

Neu auch Weisswaren

Für die Mobiltelefon-Sparte ändert sich durch das neue Office nichts. Autronic mit seiner Tochtergesellschaft Samtel bleibt weiterhin Generalimporteur. Genauso wie dies für Komponenten, wie zum Beispiel Festplatten, weiterhin der Notebook-Assemblierer und Komponenten-Distributor Littlebit bleibt.
Ebenfalls über das Samsung-Büro in Zürich sind nun auch Weisswaren des südkoreanischen Herstellers erhältlich. Eine Neuheit für die Schweiz.

General Manager aus Südkorea

Geleitet wird die Zweigniederlassung, die an den Europa-Hauptsitz in Wien angehängt ist, von Sales and Marketing Director Hans Peter Baumgartner. Er war zuvor bereits bei Sedico-IT als Business Unit Manager tätig und wurde gemeinsam mit acht weiteren Mitarbeitern übernommen. Über ihm rangiert mit Jeong Kim noch ein Koreaner als General Manager, welcher hauptsächlich für die Verbindung von Zürich nach Wien und zum Hauptsitz in Südkorea verantwortlich sein soll. (slz)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Welchen Beruf übte das tapfere Schneiderlein aus?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER