Schon wieder: Alle gegen Microsoft


Artikel erschienen in IT Reseller 2000/03

   

Mit dem neuen OS Windows 2000 wollen sich die Redmonter im Server-Bereich eine dominierende Stellung erobern. Dort gibt es aber noch Konkurrenz: Sun, Novell, IBM und Linux. Der Markt für Windows 2000 soll in den nächsten drei Jahren in Europa ein Potential von 4,5 Mrd. Dollar enthalten, so die Erbsenzähler von Dataquest.

Die Kavallerie soll eingreifen!

Schon im Juni hat die «Software and Information Industry Association» – der sowohl Microsoft als auch die Konkurrenz angehören – einen Bericht veröffentlicht, der das amerikanische Justizministerium hätte motivieren sollen, einen weiteren Antitrust-Fall gegen Microsoft anzustrengen. Die Ami-Richter zeigten sich aber nicht interessiert. Dafür hat der Brüsseler Kartell-Kontrolleur Mario Monti reagiert: Er wollte von MS wissen, ob diese mit Win 2000 noch mehr Marktmacht erhalten wird. Beschwerden von Mitbewerbern deuteten auf eine bereits zu starke Stellung hin, welche noch verstärkt werden könnte.
Der Software-Schmiede wurde ein Monat Zeit eingeräumt, um die Fragen zu beantworten. Sollten die Antworten nicht befriedigen, drohen dem Software-Giganten Verkaufsverbot, verordnete Änderungen an Windows 2000 oder hohe Bussen. MS will die Vorwürfe schnell und gezielt entkräften und am Launch am 17. Februar festhalten, egal was die EU meint.

Die Schweiz auf Seitenpfaden

Auch der Schweizer Preisüberwacher Werner Marti hat sein bisschen Billy-Bashing gefunden. Er ist über die Tatsache gestolpert, dass die englischsprachige Büro-Suite «Office 2000 Professional» in den USA billiger verkauft wird als in der Eidgenossenschaft. Der hiesige MS-Ableger will nach eigenen Angaben den Preisüberwacher «nach besten Kräften unterstützen» und ihn davon überzeugen, dass der Preisunterschied «fair und gerechtfertigt» ist. Und schon haben sie jemanden in Zürich und in Seattle einen Testkauf machen lassen, um ihre Argumente zu untermauern. Zudem liege das höhrere Preisniveau am «zersplitterten europäischen Markt» und den lokalisierten – länderangepassten – Versionen, welche sich in höheren Preisen niederschlage. Und schliesslich koste ein Hamburger hier auch 75% mehr als in den USA.

63’000 Bugs

Gerade bevor Windows 2000 offiziell lanciert wurde, meldeten sich noch einmal die Kritiker und Skeptiker. Die zwei Sicherheitslöcher, für die Microsoft bereits Ende Januar Patches liefern musste, sind offensichtlich nicht die einzige Panne. Knapp vor dem offiziellen Start am 17. Februar meldete das US-Branchenblatt «Sm@rt Reseller», dass es im Besitz eines MS-internen Memos sei.
Daraus gehe hervor, dass die zuständige Entwicklungsabteilung bei Microsoft die Zahl der kritischen Bugs auf 63’000 schätze. «Wieviel von euch würden denn 500 Dollar ausgeben für ein Stück Software mit 63’000 bekannten Fehlern?» wird aus dem Memo von Chef-Entwickler Marc Lucovsky zitiert. Entdeckt haben soll diese Bugs ein Pre-Fix-Tool. Microsoft schätzt offensichtlich 28’000 davon als problematisch ein.
Eine Specherin der Unternehmens nahm Windows 2000 in Schutz: «Bugs gehören zur Computerwissenschaft. Keine einzige Software wird ohne ausgeliefert. Aber kein Stück Software in der Geschichte von Microsoft wurde so intensiv geetestet.» Ein ungenannt sein wollender Windows-Entwickler doppelt nach: «Die grosse Zahl von gefundenen Bugs zeigt doch nur, wie genau die Test-Tools arbeiten.»
Andere sind da skeptischer. Die Gartner Group rät nach wie vor, mit dem Einsatz des Windows-NT-Nachfolgers zu warten, bis das erste Service-Paket da ist. (phk / fis)


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