Sun schlägt neue Töne an

Mit neuen Serversystemen auf der Basis des Niagara-Prozessors fordert Sun die Konkurrenz in Sachen Preis/Leistung sowie Stromverbrauch heraus.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/22

     

Letzte Woche liess Sun eine gut dosierte Salve los: Parallel stellte das Unternehmen in London und New York die zwei neuen Serversysteme Sun Fire T1000 und T2000 vor, die mit bis zu acht der bereits früher präsentierten Ultra-Sparc-T1-Prozessoren bestückt werden können.
Drei Merkmale streicht das Unternehmen bei den zwei neuen Kisten heraus: Preis, Performance und Platz. Zudem – und damit ist es Sun gelungen, ein neues Thema mit einzubeziehen – wird mit dem geringen Stromverbrauch Überzeugungsarbeit geleistet. Wie Marc Tremblay, der Chefarchitekt der Prozessor- und Networking-Produkte von Sun, in London vor Journalisten ausführte, sollen die neuen Sun-Server gegenüber vergleichbaren Konkurrenzsystemen bis zu fünfmal mehr Leistung bieten sowie bis zu einem Fünftel weniger Strom und einen Viertel weniger Platz verbrauchen. Verschiedene Benchmarks, die mittlerweile auch von unabhängiger Seite durchgeführt wurden, geben Sun Recht.
Die Kunden, die beim Produkt-Launch vorgeführt wurden, waren des Lobes voll – da war von dramatisch sinkenden Energiekosten und Bruchteilen von Standflächen in den Rechenzentren die Rede. Wie Tremblay gegenüber IT Reseller sagte, seien bereits um 1000 Systeme ausgeliefert worden. Bis Ende Jahr rechnet er mit ungefähr 7000 verkauften Systemen. Allerdings ist zurzeit erst das teurere System T2000 (ab 7995 Dollar) verfügbar. Der günstigere T1000 (ab 2995 Dollar) wird im nächsten Frühjahr folgen. Die Kunden werden mit einem «Try and Buy»-Programm geködert – während 60 Tagen können sie die Systeme kostenlos testen.
Und Sun liess sich noch mehr einfallen. So wird zum Beispiel die Prozessortechnologie in Open-Source-Manier offengelegt, um Lehre und Forschung für die neuen Systeme zu begeistern. Ferner hat Sun angekündigt, den Ultra Sparc T1 gegenüber weiteren Betriebssystemen zu öffnen und Linux sowie Free BSD auf die Plattform zu hieven. Mit diesen Massnahmen will Sun dem neuen Wurf bereits beim Start zu viel Rückenwind verhelfen. (map)

IT Reseller meint

Der Versuch von Sun, mit Serversystemen in tiefere Preisregionen vorzustossen, ist nicht neu. Bis jetzt war Sun in dieser Disziplin allerdings ziemlich glücklos. Der frühere Ansatz, das preissensitive Kundensegment mit den Intel-basierenden Cobalt-Appliances zu bedienen, ist gescheitert.
Auch der neue Anlauf wird für Sun keineswegs einfach: Denn letztlich ist es ein Plattformentscheid, den der Kunde fällen muss. Mit Solaris, dem Betriebssystem zu dieser Plattform, hatte Sun in den letzten Jahren nicht gerade geschickt agiert. Dass die Hardware nun gegenüber Linux geöffnet wird, ist deshalb ein wichtiger Schritt.
Trotzdem kommt der aggressive Markteintritt mit den neuen Servern reichlich spät. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist zwar überzeugend, die flankierenden Massnahmen (die Prozessorbeschreibung der T1-Systeme wird Open-Source, Energiesparen als Thema) sind es auch. Damit wird es dem unter ständig sinkenden Marktanteilen leidenden Unternehmen sicherlich gelingen, die bestehende Kundschaft bei Laune zu halten. Ob Sun Kunden gewinnen kann, die bis jetzt auf andere Plattformen setzten, muss zuerst noch bewiesen werden. (map)


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