Commerce One: Zugang zu weltweiten B2B-Märkten

Swisscom und Commerce One haben sich zusammengetan. In einem ersten Schritt wird ein Beschaffungsportal für Swisscom aufgebaut. Später sollen auch weitere Firmen die Beschaffungslösungen nutzen können.

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/02

   

Der Business-to-Business (B2B)-Markt hatte 1999 laut einer neuen Studie der Gartner Group ein Volumen von 145 Millionen Dollar ereicht. Bis 2004 soll er entsprechend der Untersuchung auf 7,29 Milliarden wachsen. Zu den auf diesem Bereich spezialisierten Unternehmen gehört Commerce One die, wie bekannt wurde, in der Schweiz mit Swisscom einen elektronischen B2B-Marktplatz aufbaut. Der Swisscom Online-Marktplatz soll Käufern und Lieferanten Transaktionen über das Internet ermöglichen, Beschaffungsprozesse dank standardisierter Kataloge vereinfachen und durch Prozessautomation die Kosten für alle Beteiligten senken.

Potente Partner

Der erste Beschaffungskunde auf dem Marktplatz wird die Swisscom selber sein. Das macht deutlich, weshalb Commerce One in der Schweiz gerade mit Swisscom zusammenspannt. Eric Meier-Rüegg, verantwortlich für Emerging Markets in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika, erklärt: «Wir suchen bewusst Partner, die allein schon durch ihre eigenen Bedürfnisse den Marktplatz für Lieferanten interessant machen.»
In einer ersten Phase wird die Swisscom – analog ihren eigenen Bedürfnissen – auf Grossfirmen abgestellte Lösungen anbieten. Später soll das Angebot auf KMUs verschiedenster Branchen ausgedehnt werden. In Partnerschaft mit anderen Unternehmen sind weitere Dienste wie Online-Zahlungsabwicklung und die Anbindung von Logistikfirmen vorgesehen, und bald sollen die Marktteilnehmer auch Auktionen über den Marktplatz durchführen können.
Interessant für die Teilnehmer ist der Zugang zum Commerce One Global Trading Web. Diesem weltweiten Netz gehören heute neben der Commerce One MarketSite in den USA bereits auch elektronische Marktplätze der British Telecom, der japanischen Telecomgesellschaft NTT, der Telecom Singapore, von Cable&Wireless in Australien von Finanzgruppen in Kanada und Mexiko und nun auch der Swisscom an. Wichtige Player aus der Industrie sind Shell, die ein Portal für die Energiewirtschaft aufbaut und General Motors mit TradeXchange, einem Marktplatz für die Automobilindustrie. Meier-Rüegg: «Den Zugang zu diesen weltweiten B2B-Märkten möchten wir für alle öffnen. Swisscom und Commerce One werden daher den verschiedenen, in der Schweiz existierenden kleinen Portalen (einer Gemeinde, eines einzelnen Gewerbes etc.) die Möglichkeit geben, sich in das Swisscom-Portal zu integrieren und von dessen Dienstleistungen zu profitieren. Damit können sie sich dann für ihren Teil ganz auf die Inhalte konzentrieren.»

Globales Handelsnetz

Bereits 1997 vertrat Commerce One-Gründer und CEO Mark Hoffman die Meinung, Online-Business sei kein Verkäufer-, sondern in erster Linie ein Käufermarkt. Er konzentrierte er sich daher ganz auf die Bedürfnisse von Geschäftskunden, die ihre Bestellwesen vereinfachen wollten. Hier, erkannte Hoffman, lag ein grosses Potential. Ziel ist ein globales Netz von B2B-Marktplätzen. Meier-Rüegg: «Noch vor drei Jahren hatten wir nur eine Idee. Aber nachdem sich GM für unsere Lösung entschieden hat, war klar, dass wir kein Spielzeug anbieten. Heute verfügen wir über funktionierende Software, wichtige Partner und mehr Erfahrung Aufbau elektronischer B2B-Strukturen als die meisten. Das gibt uns einen Vorsprung. Wer dabei sein will, kann nicht warten, bis andere so weit sind, sondern muss jetzt einsteigen. Das wird mehr und mehr auch den Kunden klar.»
Die Ergebnisse des vierten Geschäftsquartals scheinen ihm recht zu geben: Obwohl nochmals ein Quartalsverlust eingefahren wurde, konnte Commerce One den Umsatz von einer Million Dollar im Vergleichsquartal des Vorjahres auf heute 16,9 Millionen steigern. Davon entfielen 77 Prozent auf Lizenzen und 23 Prozent auf Dienstleistungen. «Die Zahlen spiegeln das schnelle Wachstum des Global Trading Web. In diesem Quartal sind neue Kunden, Lieferanten und Partner in weiteren Regionen zu uns gestossen», kommentiert CEO Hoffman, «Mit jedem neuen Teilnehmer wachsen Wert und Nutzen für alle exponentiell.» Und natürlich auch für Commerce One, die an jeder Transaktion mitverdient.

Offene Standards

Commerce One will gängige ERP-Applikationen nicht konkurrenzieren, sondern auf ihnen aufbauen. Daher ist man an offenen Standards interessiert, insbesondere natürlich an XML. Commerce One ist laut Meier-Rüegg in allen wichtigen Standardisierungsgremien vertreten und investiert viel Zeit in diese Bemühungen. «In zwei oder drei Jahren werden die Weichen gestellt sein und die Standards endgültig gesetzt», stellt Meier-Rüegg fest, «Entweder beherrscht ein Player bis dahin den Markt oder er ist weg vom Fenster. Wer ins Internet investiert, will Geld verdienen. Wir können bereits heute aufzeigen, wie das geht.» Und in Analogie zum seinerzeitigen Gerangel um einen Video-Aufzeichnungsstandard gibt er sich überzeugt: «Unsere Applikationen und Dienste werden sich als VHS herausstellen, nicht als Betamax!»
Meier-Rüegg ist zudem sicher, dass sich um die Marktplätze eine eigentliche Content-Industrie entwickeln wird. Bisher verfügen die wenigsten Unternehmen über wirklich brauchbare Online-Kataloge. Diese sind jedoch das A und O in jeder elektronischen Beschaffungsstrategie. Verlangt werden Vollständigkeit, Mehrsprachigkeit und die Möglichkeit, notfalls Alternativen zum Gesuchten vorschlagen zu können. Commerce One ist daher daran, einen indirekten Channel aus Systemhäusern und Consultant-Unternehmen aufzubauen. Zusammen mit der Swisscom sollen Seminare für VARs durchgeführt werden. «Uns liegt daran, dass spezialisierte Unternehmen für ihre Kunden brauchbare Kataloge erstellen und warten», meint Meier-Rüegg, «schliesslich wachsen wir mit jedem funktionierenden Marktplatz mit.» (fis)

Zu Commerce One:


Commerce One wurde 1997 in Kalifornien gegründet und ging 1999 an die Börse. Heute beschäftigt das Unternehmen weltweit 600 Mitarbeiter.
Commerce One bietet Lösungen an für die Errichtung und den Betrieb von Portalen und für die elektronische Beschaffung.
Zu den Produkten von Commerce One gehören die Beschaffungssoftware BuySite und MarketSite, eine Technologie, dies es erlaubt, offene Marktplätze aufzubauen und mit dem Commerce One Global Trading Web zu vernetzen.
Die Zentrale für Europa befindet sich in Zürich.


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