Web-Markt: Der Kunde hält nicht mehr mit

iEX-Poll 2000: IT Reseller befragt die Schweizer Internet-Branche

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/02

   

Wie bereits in den letzten Jahren hat der IT Reseller im Vorfeld der iEX 2000 die Aussteller zu ihren Business-Perspektiven befragt. An der Umfrage haben sich erneut über 100 Firmen beteiligt, darunter alle Internet-Marktleader. Der iEX-Poll darf damit als die repräsentativste Internet-Branchenuntersuchung in der Schweiz gelten. Die wichtigsten Resultate im Überblick:

1. Weniger Provider, mehr E-Commerce

Nach wie vor sind die meisten Anbieter im Internet-Markt im Bereich Software-Entwicklung und Web-Publishing tätig. Verstärkt hat sich der Beratungsmarkt, während der Sektor «Provider/Hoster» im Rückzug ist. Bei den Anwendungen ist «E-Business» deutlich im Vormarsch.

2. Umsatzwachstum weiter «über Erwarten»

Der letztjährige Umsatz mit Software, Hardware und Services im Internet-Markt hat sich für 57,6% der Anbieter «über Erwarten» entwickelt, vor einem Jahr waren dies erst 36,8%. Allerdings haben sich auch für fast ein Viertel die Erwartungen nicht erfüllt, deutlich mehr als bei der letzten Umfrage. Im Schnitt hat sich 1999 das Umsatzwachstum zwar von 109% auf 75% verlangsamt – in absoluten Zahlen dürfte dies aber dem Xfachen entsprechen. Für die nächsten 12 Monate ist die Branche mit einer Umsatzerwartung von +90% noch optimistischer als im Vorjahr (+81%).

3. Verbesserte Profitabilität

Die heutige Rendite ihres Internet-Geschäfts wird gleich wie bei der letzten Umfrage von rund 25% der Anbieter als «noch ungenügend» beurteilt. Der Anteil mit «sehr guter Rendite» hat sich hingegen auf fast 18% verdoppelt.

4. Wachstumssektor «Business to Business»

Der Anteil der Firmen, die im Business-to-Business-E-Commerce das grösste Wachstum erwarten, hat noch einmal von 63,5% auf 78% zugenommen. Damit liegen B-to-B-Anwendungen nun als erwarteter Wachstumsfaktor mit grossem Abstand vor E-Commerce zum Consumer (35,2%), Intranet (27,5%) und Web-Werbung (7,7%).

5. Top-Trends: WAP und Standardlösungen

Welche Technologien spielen 2000 die grösste Rolle? Die Branche sieht hier WAP (Wireless Application Protocol) und billigere, also standardisierte E-Commerce-Lösungen zuvorderst. Schnellere Zugangstechnologien wie xDSL folgen an dritter Stelle, während beim TV-Kabelzugang eher Ernüchterung herrscht. Bereits als viertwichtigster Technologietrend gilt Application Service Providing, die Vermietung von Software im Netz. Im Aufschwung sind auch XML, das von 17% als bedeutsam genannt wird, sowie – mit der kommenden Einführung von Paynet-Systemen – die digitalen Signaturen. Hingegen schätzen nur (erst?) 9% Linux als wichtigen Internet-Trend ein.

6. Problemfaktor Unternehmensleitung

Das grösste Problem für die Entwicklung des Internet-Business in der Schweiz ist, so die Erfahrung der Anbieter, das unkompetente Management in den Kundenfirmen. Das äussert sich etwa im falschen Einschätzen des Aufwands für den Unterhalt der Website, vor allem aber bei der Umsetzung des Business-Modells auf «Web-Business» – das fällt den Unternehmen offenbar besonders schwer. Als fast ebenso nachteilig gilt der Mangel an Fachleuten. Dagegen erscheinen alle anderen Probleme als bloss noch zweitrangig. (hc/mvb)
Tabelle: siehe Heft.


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