Der Niedergang der Olympus-Kamerasparte

Olympus schrieb erstmals seit 27 Jahren rote Zahlen und entlässt nun 4000 Mitarbeitende.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/10

     

Wegen des Preiszerfalls bei Digitalkameras ist die Kamerasparte des japanischen Herstellers Olympus in die Verlustzone gerutscht. Nun will der Pionier der digitalen Fotografie 4000 seiner 14’000 Stellen in diesem Bereich streichen. Vor allem soll es Mitarbeitende in China treffen. Olympus will mit dieser Massnahme seine Kamerasparte vor dem Aus retten und hofft so, insgesamt 13 Milliarden Yen (rund 154 Mio. Franken) einzusparen. Die Schweiz soll von den Entlassungen nicht betroffen sein, hiess es auf Anfrage von IT Reseller aus der Zürcher Olympus-Niederlassung.
Zum ersten Mal seit 1978 hat Olympus rote Zahlen geschrieben. Der Nettoverlust betrug 11,8 Milliarden Yen (ca. 139 Millionen Franken). Im Jahr zuvor resultierte noch ein Gewinn von 33,6 Mrd. Yen (397 Mio. Franken). Zwar ist der Olympus-Umsatz um 28 Prozent auf 813,5 Mrd. Yen (9,6 Mrd. Franken) gestiegen, doch der operative Gewinn sank um 63 Prozent auf 23,2 Mrd. Yen (274 Mio. Franken). Im wichtigsten Konzernbereich «Image» fiel der Umsatz um 6,4 Prozent. Allein in der Abteilung Digitalkameras betrug der Verlust 23,9 Mrd. Yen (282 Mio. Franken).
Für das laufende Geschäftsjahr erwarten die Japaner wieder schwarze Zahlen. Besonders im Medizinbereich hofft man zulegen zu können. Im Digicam-Bereich rechnet der Konzern aber wieder mit Verlusten.
«Wir haben Fehler bei der Produktentwicklung gemacht und den Markttrend falsch eingeschätzt. Ausserdem hat unsere Unternehmensstruktur Schwächen», sagte Olympus-Chef Tsuyoshi Kikukawa gegenüber der «Financial Times». Auch wenn Olympus mit gutem Design und technischem Wissen aufwarten kann, ein Grossteil der Schlüsselkomponenten für die Kameras muss zugekauft werden, wie beispielsweise Bildchips vom Konkurrenten Sony.
Olympus gerät nun gleich von zwei Seiten unter Druck: Zum einen durch Marktführer wie Sony, Canon und Sanyo, die mit ihren etablierten Marken und neuen Technologien den Markt für sich beanspruchen, sowie durch die diversen Newcomer und No-Names aus Taiwan und China, die auf dem Digicam-Markt mit günstigen Geräten mitmischen. Der Kunde greift entweder zu etablierten Markengeräten mit gutem Ruf, zu preisgünstigen Modellen oder bevorzugt Nischenprodukte wie z.B. Casios superschmale Digicams mit grossem Bildschirm.
Olympus will heuer den Digicam-Absatz nur um 7 Prozent auf 9,5 Millionen Stück steigern und stattdessen mit Spiegelreflexkameras punkten. In diesem Bereich will der Konzern den Absatz verdreifachen. Doch laut Analysten hat Olympus hier bereits den Anschluss an Canon und Nikon verpasst. (sk)

Die Gewinner

Im Gegensatz zu Olympus boomt bei Canon, Sony & Co. das Geschäft mit den digitalen Knipsern – trotz Preiszerfall. Besonders Sanyo tut sich seit kurzem hervor: Laut dem «Nikkei Market Acces Magazine» liegt Sanyo im Geschäftsjahr 2004/2005 nach Stückzahlen mit einem Marktanteil von 19 Prozent auf dem zweiten Rang knapp hinter Canon (Marktanteil 20,9%). Für das laufende Geschäftsjahr plant die Sanyo Electric Group 14 Millionen Einheiten zu produzieren. Die Verkaufszahlen für die Eigenmarke «Xacti» sollen weltweit gesteigert und der Marktanteil weiter ausgebaut werden. Besonderes Augenmerk legen die Japaner dabei auf ihr Digital-Movie-Konzept (digitales Filmen und Fotografieren mit einem Gerät). Letzten Herbst hatte Sanyo das Crossover-Produkt «Xacti Digital Movie» lanciert, für dessen Technologie es weltweit zahlreiche Auszeichnungen hagelte.
Laut Sanyo werde dieses noch recht neue Segment in Zukunft stark wachsen. So will man denn auch in den kommenden Jahren Geräte für Einsteiger bis Profis präsentieren. (sk)


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