Handy bleibt Handy

Business-Anwendungen per Handy haben sich nicht durchgesetzt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/08

     

Es ist noch nicht allzu lange her, als Anbieter und Analysten die M-Business-Bäume in den Himmel wachsen sahen und enthusiastisch von Banking und anderen Business-Anwendungen per Handy sprachen. Die Visionen sollten sich verwirklichen, sobald ein besseres WAP und mehr Bandbreite zur Verfügung stehen.
Nun ist die Bandbreite vorhanden. Doch die Visionen sind verflogen. Bruno von Rotz, Vice President Cambridge Technology Partners, der seinerzeit durchaus bereit war, auf M-Business zu setzen: «Die Realität setzte andere Schwerpunkte: Spiele und MMS, allenfalls noch etwas Musik. Für eigentliche Business-Anwendungen reichen Zuverlässigkeit und Security nicht aus. Ausserdem erwiesen sich die Displays definitiv als zu klein.» Selbstverständlich gibt es Smartphone- und PDA-Anwendungen für Aussendienstmitarbeiter. Doch diese beschränken sich zum grössten Teil auf die Möglichkeit, gewisse Sachverhalte anzukreuzen und auf den Server zu übermitteln – für von Rotz eindeutig zu wenig komplex, um als Business-Anwendung im eigentlichen Sinn bezeichnet zu werden.
Push-Lösungen, mit denen die Anwender mit Hinweisen, etwa auf ein Restaurant in der Nähe ihres jeweiligen Standortes, aufmerksam gemacht werden sollten, vermochten sich ebenfalls nicht durchzusetzen. Was davon übrig blieb, sind vereinzelte Special-Interest-Dienste, etwa für Fans bestimmter Sportarten, welche die Resultate als SMS in Echtzeit übermitteln, neuerdings mit einem MMS-Bildchen des Siegers oder des Torschützen verziert.
Selbst das Bezahlen per Handy, wie es mit Paybox in deutschen Städten lanciert werden sollte und das als Idee durchaus einleuchtet, ist über ein paar zaghafte Versuche nicht hinausgekommen.

Suche nach Möglichkeiten

«Am ehesten», meint von Rotz, «sehe ich noch Portale wie etwa Sunrise Mobile, die Value Added Services wie das Empfangen und Versenden von SMS, MMS, Mail und News sowohl über Handy, Smartphone und PDAs wie auch über den PC-Browser ermöglichen. Alles andere ist für die Anwender letztlich wohl zu wenig bequem, um wirklich genutzt zu werden.»
Der Markt für SMS und Sprachdienste ist für die Anbieter aber langsam ausgereizt. Die Telkos suchen verzweifelt nach neuen Möglichkeiten für die teuer erworbenen GPRS- und UMTS-Lizenzen. Doch es scheint, als bliebe in den Augen vieler Anwender auch ein Smartphone letztlich einfach nur ein Handy. (fis)


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