Brainstorming


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/07

     

Seit fünf Jahren gehe ich an schweizweite Veranstaltungen zum Zauberwort «E-Government». Und seit fünf Jahren ereilt mich jedes Mal eine Art Déjà-vu-Erlebnis, wenn ich vernehme, was man sich alles vorgenommen hat und umzusetzen gedenkt. Schaut man einmal hinter die Kulissen, stellt man oft fest, dass es sich dabei um reine Selbstbeweihräucherungsprozesse der Politik handelt. Viel Bluff. Die Realität sieht anders aus: Die Schweiz dümpelt in Sachen E-Government im weltweiten Vergleich gleich neben Madagaskar und China gemütlich vor sich hin, baldige Besserung scheint nicht in Sicht, im Gegenteil.
Nachdem beispielsweise in den letzten fünf Jahren 18 Millionen Franken in den «Guichet virtuel», den zentralen Online-Behördenschalter für die Schweiz, gepumpt wurden, wurde dieser soeben beerdigt.
Die Schweizer Bürger und Bürgerinnen trauen E-Government noch immer nicht über den Weg und haben nach wie vor Vorbehalte hinsichtlich Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit. Aufklärungsarbeit scheint hier teilweise gescheitert. Zudem werden die IT-Budgets für die Kantone, Gemeinden und Ämter so knapp gehalten, dass es sich vielerorten gar nicht lohnt, ernsthaft mit E-Government-Projekten zu starten. Ganz zu schweigen von fehlenden Standards und fehlendem Recht.
Der Bund wartet auf bessere Zeiten, die Wirtschaft wartet auf den Bund, die Gemeinden auf Geld und der Bürger auf Godot. Was kommt, ist nicht viel. Das alles riecht danach, als wolle jemand den Wandel konsequent verweigern – aus Angst vor Diskontinuität.
Dabei beherbergt E-Government ein ungeheures Potential, zum Beispiel hinsichtlich der Vereinfachung von Prozessen oder Kosteneinsparungen. Jede Menge Dienste wären möglich, viele sind aber heute nicht einmal als Idee vorhanden. Betreiben Sie doch mal Brainstorming. Selbst ist der Mann, oder die Frau. Sich auf Politiker zu verlassen und friedlich abzuwarten, hat noch keiner Idee zur Verwirklichung verholfen.


Susann Klossek
Redaktorin


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