Steve Jobs Superstar

«Wir sind die Letzten in dieser Industrie, welche die Software-Hardware-Integration noch beherrschen, und genau danach werden wir handeln.» So tönte Apple-Boss Jobs nicht gerade bescheiden an der Macworld Expo.

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/01

   

Die Macworld Expo, die am 9. Januar in San Francisco zu Ende ging, wurde ganz von Steve Jobs dominiert. Zwar mochte sich der Apple- (nun nicht mehr Interim) CEO nicht zu Gerüchten über ein neues Powerbook oder iMacs mit grösseren Bildschirmen äussern und kündigte - entgegen langjähriger Tradition - kein einziges neues Harwareprodukt an. Seine von rund 4000 Zuhörern verfolgte Keynote stand ganz im Zeichen der neuen Internetstrategie von Apple und des neuen Mac OS’.
«Mac OS X wird Einsteiger mit seiner Einfachheit und professionelle Anwender mit seiner Leistungsfähigkeit begeistern», eröffnete er seine Demonstration. Die Benutzeroberfläche Aqua besitzt eine ganz neue, grafische Aufmachung mit leuchtenden, halbdurchscheinenden Bedienungselementen und Fenstern, sowie pulsierend dargestellten Animationen.
Jobs pries die Navigationsistrumente des neu konzipierten Finders von OS X: «Mit den heutigen MacOS gibt es zu viele Fenster, die geöffnet und geschlossen werden müssen. Dadurch wird der Anwender zum Pförtner degradiert.» In OS X wird beispielsweise der Sichern-Dialog mit dem entsprechenden Fenster verbunden und blockiert dadurch andere Anwendungen nicht mehr. Der neue Finder vereinfacht zudem das Speichern, Organisieren und Übertragen von Daten wesentlich - egal, ob sich diese auf der Festplatte, im Netzwerk oder im Internet befinden.
Das Grafiksystem von Mac OS X wurde ebenfalls stark verbessert. 2D-Grafik basiert auf dem PDF-Standard und erlaubt erstmals in einem Betriebssystem Live-Rendering, Anti-Aliasing und Compositing. 3D-Grafik setzt auf OpenGL auf und greift auf QuickTime zurück.
Mit dem neuen Dock-Feature können bis zu 128 Dokumente und Programme am unteren Bildschirmrand deponiert werden. Die Fenster verkleinern sich dabei automatisch. Streicht die Maus darüber, vergrössern sie sich so weit, dass der Inhalt erkennbar ist.

Im Laufe eines Jahres

Im Laufe der nächsten zwölf Monate soll Mac OS X auf den Markt gebracht werden. Apple verspricht eine reibungslose Migration auf das neue Betriebssystem, sowohl für Anwender wie für Entwickler. Auf Mac OS X sollen bestehende Anwendungen ohne weitere Änderung laufen. Um in den Genuss der neuen Vorteile von Mac OS X zu kommen, müssen die Entwickler ihre Anwendungsprogramme jedoch an die aktualisierten Programmier-Schnittstellen anpassen. Apple erwartet, dass im Sommer dieses Jahres die meisten Macintosh-Programme in entsprechender Version vorliegen werden. Jedenfalls haben die wichtigsten Softwarehersteller ihre Unterstützung ausdrücklich zugesagt, darunter auch Microsoft, die bis zur Verfügbarkeit von OS X Explorer und Office anpassen will.
Die Entwickler haben bereits zwei Vorversionen erhalten, die nächste folgt in diesen Tagen und wird erstmals auch die neue Oberfläche Aqua enthalten. Eine erste Betaversion wird im Frühjahr erwartet. Als separates Software-Produkt erscheint Mac OS X im Sommer 2000, vorinstalliert auf Macintosh-Computern voraussichtlich Anfang 2001.

Proprietär sein und bleiben

Jobs widersprach in seiner Rede auch dem oft gehörten Vorschlag, Apple sollte aufhören, auf proprietärer Hard- und Software beruhende Lösungen zu lancieren: «Keine Unternehmen ausser Apple kann Innovationen auf diese Weise auf den Markt bringen» verkündete er, «Wir sind die Letzten in dieser Industrie, welche die Software-Hardware-Integration noch beherrschen, und genau das werden wir tun.»
Neuestes Beispiel: Apples Internet-Initiative. Dazu spannt das Unternehmen in den USA mit dem Internet-Anbieter Earthlink zusammen. Die neuen «iTools» ermöglichen Macanwendern, einen kostenlosen E-Mail-Service sowie 20MB privaten Speicherplatz, ausserdem Kidsafe, ein Utility, das Web-Adressen überprüft, bevor es sie freigibt.
Diese Features sind vorläufig nur in den USA und in Kanada verfügbar.
E-Mail-Service und Speicherplatz sollen aber in den nächsten Monaten auch weltweit angeboten werden. Ob sich eine Anpassung von Kidsafe lohnt, wird laut Rolf Lehmann von Apple Schweiz zur Zeit noch geprüft. (fis)


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