Anfang Januar geriet Lucent durch einen spektakulären Sturz des Aktienkurses in die Schlagzeilen. Der Gewinn im vierten Quartal 99 war geringer als erwartet ausgefallen. Der Grund: Die Reorganisation des Konzernkonglomerates brachte (noch) nicht die erwarteten Einsparungen und die Konkurrenz (Nortel) brachte gewisse optische Geräte für Breitband-Leitungen schneller auf den Markt. Trotzdem konnte der Konzern letztes Jahr immer noch ca. 4,5 Mia. Dollar in die Forschung stecken, ein Betrag, den andere Firmen gerne als Umsatz sehen würden.
Die Reorganisation nach der Einkaufstour
Lucent entstand 1996 aus einer Abspaltung von ATT. Ende 98 wurde als gewichtigster Zukauf Ascent erworben, um endlich auch bei der Datenübertragung an Gewicht zu gewinnen. Im Oktober 99 gab Lucent dann die Reorganisierung bekannt, die dieses Jahr zu neuen Märkten führen soll. Aus einem Konglomerat von 11 verschiedenen Herstellern wurden vier Abteilungen gegossen:
• Service Provider Networks (Systeme für Carrier und ISPs)
• Enterprise Networks (Sprach/Datenlösungen für Firmen)
• NetCare Professional Services (Service, Support, Software)
• Microelectronics and Communications (Komponenten, z.B. Chips für die Netzwerk-PC-Cards von Xircom)
Ziel: 80 Prozent über Channel-Partner
Neu ist, so Lucents Marketing-Manager für Zentraleuropa Peter Breuer, dass der Vertrieb konsequent auf den Channel umgestellt werden soll. Heute macht Lucent nur gerade 20 Prozent des Umsatzes über Partner, mittelfristig sollten es 80 Prozent werden, verspricht Breuer. Für die Abteilung «Service Provider Networks» werde sich mit dem rasanten Ausbau der Sprach/Daten-Netzwerke und vor allem mit der Vergabe der WLL (Wireless Local Loop)-Lizenzen in diesem Jahr ein weiterhin stark wachsender Markt auftun. Neu ist, dass Lucent auch in diesem Bereich den Channel forcieren will.
Mit WaveLAN hat Lucent auch Produkte für den Aufbau von kabellosen Netzwerken im Köcher. Hier sieht der Schweizer Channel-Verantwortliche von Lucent, Dr. Peter Schelbert, einen geradezu explodierenden Markt. Schelbert: «Die Nachfrage stösst heute den Markt mehr als die VARs und die Verkabelungs-Spezialisten.» Die VARs sollten sich schleunigst das nötige Know-how aufbauen, um die Nachfrage decken zu können. Schelbert: «Wireless-LAN kommt jetzt aus der Nische raus!» (hc)