Die New Yorker Erbsenzähler von Frost & Sullivan haben eine Studie zum weltweiten Voice over Internet-Markt (VoIP) gemacht. Bis 2005 soll der Umsatz im gesamten IP-Telefonie-Sektor, von heute nur rund 280 Millionen auf über 10 Milliarden Dollar wachsen.
Für Firmen aller Art ist diese Technologie interessant, weil sich damit massiv Gesprächsgebühren sparen lassen: Im Gegensatz zu herkömmlichen Telefongesprächen, kosten Verbindungen über firmeneigene Datennetze und das Internet die Firmen nichts. VoIP-Technologie ist für Firmen ebenfalls interessant, da der Neuaufbau der Telefoninfrastruktur ungefähr um die Hälfte billiger kommen soll, als der Aufbau eines herkömmlichen Telefonnetzes. Die Besitzer von grossen Telefonienetzen versuchen deshalb gegenwärtig, in den VoIP-Markt vorzustossen und den Kampf um die Hausanschlüsse für sich zu entscheiden. Der Telefoniegigant AT&T zum Beispiel, avisiert langfristig auch den riesigen Privatmarkt an: mehrere VoIP-Ports, TV-Kabel und Internetzugang sollen in einem Paket günstig angeboten werden.
Hindernis Technik
Woran der Markt noch krankt, ist die technische Unausgereiftheit der Produkte. Damit den IP-Telefonanlagen Erfolg beschert wird, muss erst noch ein globaler Standard gesucht und umgesetzt werden. Auch die Sprachübertragung ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht zufriedenstellend gelöst. Die Analysten von Frost & Sullivan orten eine steigende Unsicherheit bei den Firmen, die sich jetzt für eine Lösung entscheiden müssen – ob herkömmliches Telefonnetz oder VoIP ist für die Strategen der Unternehmungen keine einfache Entscheidung.
Europa im Kommen
Bisher werden zwei Drittel des IP-Telefonie-Umsatzes in Nordamerika erzielt. Bis im Jahre 2005, so wird erwartet, wird Europa beinahe aufgeholt haben und nur noch wenig hinter den USA und Kanada liegen. Ein weiterer gewichtiger Wachstumssektor wird im pazifisch-asiatischen Raum gesehen. Bis in fünf Jahren soll ein Fünftel des weltweiten IT-Telefonie-Umsatzes dort erzielt werden.
Trotz der vielen neuen, kleinen Firmen, die sich auf dem Markt zu etablieren versuchen, werden die Grosskonzerne die substanziellen Marktanteile ergattern: Die wichtigsten Anbieter bleiben weiterhin
Cisco und
Motorola, so die Analysten von Frost & Sullivan.
Lucent: «Grossfirmen warten ab»
Für Peter Breuer, Lucent-Marketing-Mann für Zentraleuropa, ist VoIP noch nicht reif für den Markt. Breuer: «Zuvieles funktioniert mit reinen Software-Telefonzentralen auf NT-Servern noch nicht. So gibt es Schwierigkeiten bei der Weiterleitung von Gesprächen über externe Netze und die Zuverlässigkeit der Server oder PCs ist noch viel zu tief. Beim Telefonverkehr erwarten die Kunden eine Verfügbarkeit von 99,9999 Prozent. Die Datenwelt ist noch zu wacklig. Ausserdem sind ein paar VoIP-Pilotprojekte gescheitert. Grossfirmen beobachten den Markt heute interessiert, warten aber erst mal ab. Hingegen ist es heute schon interessant, zwei TVAs (Telefonzentralen) über IP- oder ATM-Netze zu verbinden.» (phk)