Harte Bandagen bei Schweizer IT-Zeitschriften

Die IT-Industrie steckt mitten in einer Konsolidierungsphase. Entsprechend sinken die Werbeaufträge – die Nervosität unter den spezialisierten Zeitschriften steigt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/13

     

Die gesamte Medienbranche stöhnt und jammert, die einst verwöhnte Gilde der Journalisten ist mit Arbeitslosigkeit und Lohnabbau konfrontiert. Am schlimmsten trifft es spezialisierte IT-Fachzeitschriften. Fast alle mussten massive Einbussen bei den Inserateeinnahmen hinnehmen und selbst die einstige Cash-Cow «Computerworld» hat mehrere Stellen in der Redaktion abgebaut.
Entsprechend steigt die Nervosität in den Verlagshäusern, denn vielen ist klar, dass nicht alle IT-Zeitschriften einen kalten Herbst (Orbit!) überleben werden. Die Versuchung, die grobe Keule gegen die liebe Konkurrenz auszupacken, ist gross. Man sagt sich gegenseitig tot und verkauft Inserateraum fast um jeden Preis.

Falsche Angaben in der Presse

Ein gutes Müsterchen für die Folgen der Nervosität ist ein Artikel in der Werbewoche, einem wichtigen Blatt für die Werbewirtschaft, vom 26. Juni. Da werden zum einen die Resultate einer «Reichweitenstudie» des Marktforschungsinstitutes Wemf publiziert.
Die Studie misst, mit zum Teil etwas seltsamen Resultaten, das Leseverhalten von IT-Verantwortlichen in 929 Schweizer Betrieben. So weit so gut – den Wert der Studie, die vollständig vom Fachverlag IDG, der auch die Computerworld herausgibt, bezahlt wurde, möge jeder selbst beurteilen.
Haarig wird es dann allerdings, wenn eindeutig falsche Angaben kolportiert werden. So wurde der Werbewoche eingeflüstert, die Netzwoche und InfoWeek hätten sich «vergeblich gegen den Einbezug in die Studie zu wehren versucht».
Die Behauptung ist frei erfunden, denn es gab im Vorfeld der Studie durchaus Gespräche über eine Beteiligung – die Netzwoche und InfoWeek stiegen dann aber aus, weil sie mit dem Konzept nicht einverstanden waren.

Zu kompliziert für einen Journalisten?

Endgültig bunt wird die Berichterstattung dann, wenn es um den IT Reseller geht, notabene das vielleicht einzige Blatt in der Schweizer IT-Szene, das 2002 sowohl bei Umsatz wie Leserzahlen gewachsen ist. Wider besseren Wissens wird im Artikel nämlich behauptet, der IT Reseller sei nicht in die Studie einbezogen worden, weil er ein Blatt «für den IT-Fachhandel» sei.
Offensichtlich ist das Konzept der «Controlled Circulation» zu komplex für den Werbewoche-Autor. Immerhin war ihm eigentlich bekannt, dass eine frühere Ausgabe der Studie eingestampft werden musste – eben weil man IT-Chefs in Betrieben, die den IT Reseller für kein Geld in der Welt bekommen, danach fragte, ob sie unser Blatt kennen und das Nicht-Kennen dann als Argument gegen uns verwandte. Die Zeiten werden eindeutig härter. (hc)


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