Microsoft möchte bei Unix und Citrix wildern

Nach mehrmaligem Aufschub ist es endlich soweit: Microsoft startet Windows 2003 Server. Ist ein neuer Terminal-Server-Teil valable Konkurrenz für Metaframe?

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/09

     

Die Server-Familie von Microsoft umfasst nun vier Kategorien: Neben Standard-, Enterprise- (Advanced Server bei W2000) und Datacenter Edition wird auch erstmalig eine Web Edition eingeführt, die gegen Linux/Appache antreten soll. Zwar hat es eine Weile gedauert, doch mit Windows 2003 Server rückt Microsoft einen weiteren Schritt an die Unix/RISC Systeme heran.
Allein durch die Unterstützung von Intels Hyperthreading-Technologie soll sich die Leistung um bis zu 30 Prozent erhöhen. Auch die Sicherheitsaspekte werden betont: Microsoft hat eigens eine Anleitung für Administratoren bereitgestellt, die Szenarien, Richtlinien, Tools und Hinweise für eine sichere 2003-Umgebung enthält. Den Windows Server 2003 Security Guide findet man unter http://microsoft.com/downloads.
Die eigentliche Herausforderung für Microsoft dürfte allerdings weniger in den Datenzentren liegen, als im Wettbewerb mit Linux, dem die Marktforscher unisono ungebrochene Markt-Chancen zusprechen. Die Meta Group etwa geht davon aus, dass bis 2007 rund die Hälfte aller neuen Server mit Linux betrieben wird, und Goldman Sachs rechnet damit, dass der Marktanteil von Microsoft bei der Unternehmenssoftware in den kommenden drei Jahren stagnieren wird, während Opensource den Anteil ausbauen kann.
Die Abwehrstrategie von Microsoft bestand vorerst vor allem aus Polemik. CEO Steve Balmer bezeichnete das Open-Source-Lizenzmodell gar als «Krebsgeschwür». Nun scheint man sich jedoch auf eine bereits im Browser-Krieg erprobte Taktik zurückzubesinnen: Experten rechnen damit, dass die Office-Applikationen enger mit den Back-Office-Servern verbunden werden.
Mit dem verbesserten Terminal Server-Teil von W2003 und den neuen Management-Tools dürfte sich Windows 2003 zudem als robust genug für Server Based Computing (SBC) erweisen. Forrester Analyst David Friedländer etwa meint, dass das neue Windows die Anforderungen von 20 bis 25 Prozent der SBC-Kunden befriedigen könnte. Damit dürfte Microsoft bald Marktführer Citrix ins Gehege kommen.

«Bessere Plattform für Metaframe»

Offiziell betont Citrix die Vorteile von W2003. Das neue Windows gebe für Metaframe eine stabilere und flexiblere Plattform ab, lässt sich Citrix-Chef Mark Templeton zitieren. Susanne Warken (Bild), Product Manager Central Europe, gibt aber gegenüber IT Reseller zu: «Ganz von der Hand zu weisen ist die neue Konkurrenzsituation natürlich nicht.
Neue Produkt verfügen nun einmal über verbesserte Features, und die Tendenz, Office stärker ins System einzubinden, besteht sicher. Aber auch wir haben mit dem Feature Release 3 für Metaframe XP vorwärts gemacht. Ich denke daher, dass wir nach wie vor ein paar Vorteile haben.» Dabei nennt sie drei Stichworte:
Die Management-Tools von Metaframe XPA und XPe seien in der Lage, ganze Serverfarmen sehr flexibel zu verwalten. Zudem verfüge XPe über Werkzeuge für die automatische Software-Installation und ein ausgebautes Netzwerk-Management.
Flexibilität: Im Gegensatz zur Politik von Microsoft unterstütze Metaframe auch Nicht-Windows-Endgeräte. Zudem könnten die Anwendungen sehr einfach auch über Internet bereitgestellt werden. «Das ist sehr viel kostengünstiger. Wir selber benutzen kaum mehr Standleitungen.»
Schliesslich verfüge Metaframe über wichtige Sicherheitskomponenten, um den Datenstrom zu verschlüsseln. Vor allem aber würden bei Metaframe nur die Anwendungen, nicht jedoch der Desktop veröffentlicht, was einen Zugriff von aussen auf die Systemebene deutlich schwieriger mache.
Warken: «Ehemalige Kollegen aus meiner Zeit im Microsoft-W2000-Team haben mir diese Punkte bestätigt. Wenn selbst die das sagen…» Unbestritten dürfte Metaframe die erste Wahl für komplexere Architekturen und Multi-Plattform-Clients bleiben. Lowend-Kunden jedoch, so steht zu vermuten, könnten in Zukunft vermehrt W2003 als Alternative in Betracht ziehen. (fis)

Windows 2003 Server

Windows 2003 Server umfasst die Standard-, Enterprise-, Datacenter- und Web-Edition. Die Enterprise- und Datacenter Versionen bietet Microsoft nicht nur für x86-, sondern auch für 64-Bit-Itanium-Prozessoren an.
Zu den Features gehören unter anderem File Server, Printserver, Mailserver, VPN/RAS-Server, Domain Controller, DNS, WINS, DHCP und Streaming Media Server. Mit Hilfe eines Wizards können die einzelnen Dienste hinzugefügt und verwaltet werden. Darüberhinaus werden IPv6 und Network Load Balancing unterstützt.
Während Windows 2000 nur reine SMTP-Dienste zur Verfügung stellte, die für den Betrieb als Mailserver mit entsprechender Software erweitert werden mussten, wurde nun ein POP3-Dienst integriert. Wegen der beschränkten Anzahl Teilnehmer ist allerdings nach wie vor die Ergänzung mit MS Exchange oder Lotus Domino notwendig.
Beim Active Directory Service (ADS) können Domains jetzt umbenannt werden. Neuerungen hat Microsoft ausserdem mit IIS 6.0 implementiert: Einzelne Websites oder Gruppen lassen sich in Application Pools isolieren, die direkt mit dem Kernel kommunizieren. Wird die Systemleistung stärker belastet, sind die anderen Prozesse davon nicht betroffen.
Auch die Verwaltung des Arbeitsspeichers wurde verbessert. Applikationen, die plötzlich ungewöhnlich viele Ressourcen beschlagnahmen, können automatisch beendet werden.
Server 2003 basiert weitgehend auf dem Code von W2000, so dass von Anfang an ein relativ problemloser Betrieb möglich sein dürfte.


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