ERP-Kriterien: Flüsterpropaganda, Benutzerfreundlichkeit und Zuverlässigkeit

Eine Studie von Ampuls Market Research zeigt, welche ERP-Lösungen bei den Schweizer KMU am bekanntesten sind, und warum sie sich für die eine oder andere entscheiden.

Artikel erschienen in IT Reseller 2003/08

   

Der ERP-Hersteller Sage Sesam entschloss sich, durch eine Studie etwas mehr über die Gründe herauszufinden, die KMU zur Anschaffung einer bestimmten betriebswirtschaftlichen Lösung animieren. Die Studie wurde im letzten Frühling im Auftrag von Sage Sesam vom Institut Ampuls Market Research in Form einer telefonischen Befragung durchgeführt.
Zielpersonen waren dabei Entscheidungsträger bzw. Verantwortliche für Softwarelösungen von Schweizer KMU (2 bis 249 Mitarbeiter) im Bereich Finanzbuchhaltung, Lohnbuchhaltung, Materialbewirtschaftung oder ähnlichem. 160 davon (120 aus der Deutschschweiz, 40 aus der Westschweiz) wurden zufällig ausgesucht und bildeten eine repräsentative Stichprobe. Weitere 160 wurden aus der Sage Sesam Kundendatenbank ausgelost.

Abacus: Die Bekannteste der Unbekannten

Die im folgenden genannten Resultate stammen alle aus der repräsentativen Stichprobe. Für die Studie wurde auf zwei Arten nach der Bekanntheit einer Software-Lösung gefragt, einmal ungestützt (Frage im Stil von: «Welche betriebswirtschaftlichen Lösungen kennen Sie?») und einmal gestützt (Frage im Stil von: «Kennen Sie die betriebswirtschaftliche Lösung XXY?»). Wie sich zeigte, ist Abacus die bei den Schweizer KMU mit Abstand bekannteste betriebswirtschaftliche Lösung.
Bei beiden Fragearten schwang Abacus obenaus, gefolgt von Sesam an zweiter Stelle. Bei den spontanen Nennungen folgte an dritter Stelle SAP/mySAP, bei der gestützten Fragestellung Winoffice.
Auffallend ist aber der allgemein niedrige Bekanntheitsgrad über alle Lösungen gesehen - immerhin handelt es sich bei den Befragten ja nicht gerade um «den Mann von der Strasse», sondern um die Leute, die für ihre Betriebe über diese Lösungen entscheiden. Schon Abacus wird nur von einem Viertel spontan genannt, Sesam noch von 14% und SAP/mySAP von 10%.
In der Szene eigentlich bekannte Namen wie Winoffice, Winway Z, die Varianten von Sage Sesam, Europa 3000, Navision, Sage KHK und Simultan liegen allesamt im niedrigen Prozentbereich. Bison Solution und Shake Hands tauchen nur in der gestützten Befragung, alle anderen gar nicht auf.

Eine Schweiz = Mehrere KMU-Märkte

Anhand des Bekanntheitsgrades zeigt sich auch, wie falsch es ist, die Schweizer KMU als einen kohärenten ERP-Markt wahrzunehmen. Das zeigt sich besonders deutlich beim Spitzenreiter der Bekanntheitsrangliste. Abacus nannten 38% der Deutschschweizer Befragt
In der Romandie liegt bei beiden Fragevariationen Winway an der Spitze, in der gestützten Befragung gleichauf mit Winware. Im Tessin dürften die Bekanntheitsgrade noch einmal ganz anders sein.

Unterschätze nicht den Treuhänder

Für die folgenden Resultate wurden die Antworten der zufällig ausgewählten Gruppe und der Sage Sesam-Kunden zusammengefasst. Sage Sesam-Kunden sind also übervertreten, was die Resultate aber nicht allzu stark beeinflusst haben dürfte.
Auf die Frage, warum KMU-Anwender sich für eine bestimmte Software entscheiden, kann man aus der Studie gleich drei Antworten herausfiltern: Empfehlungen, Anwenderfreundlichkeit und Zuverlässigkeit. Nach den «Gründen für den Einsatz einer Software» gefragt, nannten 26% spontan die Empfehlung einer Drittperson.
Die Anwenderfreundlichkeit nannten 22%, ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis 12%, alle weiteren Kriterien folgten dahinter. Urheber der also offensichtlich wichtigen Empfehlungen waren meistens Treuhänder oder die Revisionsstelle (43%), ausserdem Privatpersonen und Berufskollegen (28%), eine IT-Firma (18%) oder Unternehmensberater (2%).

Kriterien und ihre Gewichtung

Bei der Frage nach den «Kriterien für die Wahl eines Software-Anbieters» sah das Resultat aber ganz anders aus. Spontan wurde weitaus am häufigsten die Benutzerfreundlichkeit genannt (53%), gefolgt von Kundenservice und Support (29%) sowie dem Preis-/Leistungsverhältnis (28%) und der Kompatibilität mit bereits installierter Software. Die Empfehlungen einer Drittperson nannten gerade nur noch 4%.
Und noch einmal anders präsentiert sich das Bild bei einer Gewichtung der Wahlkriterien. Auf einer Skala der Wichtigkeit von 1 bis 10 bewerteten die Befragten das absolut zuverlässige Funktionieren mit einer Höchstnote von 9,7 noch vor der Benutzerfreundlichkeit (9,2). Knapp dahinter kommen ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis, Kompatibilität mit bereits installierter Software und guter Kundenservice/Support des Herstellers (alle 8,9).
Zusammengefasst kann man wohl schliessen: Es ist sicher von Vorteil für einen Software-Hersteller, wenn seine Lösung die wichtigsten Wahlkriterien seiner Zielkundschaft gut erfüllt – es kann aber nicht schaden, wenn das jemand dem Kunden auch sagt. (hjm)


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