Noch ein Anlauf für COS

Nach Viktor Pabst, der in Unfrieden von COS schied, muss nun auch Fredy Staudacher gehen. Noch mehr Nachwehen einer verunglückten Fusion.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/17

     

Einigermassen überraschend trudelte letzte Woche eine trockene Mitteilung aus dem Hause COS Distribution Schweiz ein. Man habe das Vertragsverhältnis mit Fredy Staudacher, bisher der Leiter des Distributionsgeschäftes in der Schweiz, «im gegenseitigen Einvernehmen» aufgelöst, hiess es da. Ein Nachfolger sei noch nicht gefunden, die Suche aber «intensiv» in Gang. Bis diese einen Erfolg zeitigt, übernimmt Roland Apelt, Chef des COS Konzernbereichs Distribution, das Zepter in Mägenwil. Dies bereits zum zweiten Mal, denn schon im November 01, nach dem abrupten Abang von Ex-Alltron-Chef Viktor Pabst, musste Apelt in Mägenwil einspringen.

Sündenbock?

Muss Fredy Staudacher als Sündenbock für die völlig missglückte Integration der im Frühjahr 2001 übernommenen Alltron büssen? Schliesslich ist es kein Geheimnis, dass die Fusion von Alltron und der «alten» COS-Distribution die Gruppe keineswegs vorwärts brachte. Im Gegenteil: Die «neue» COS verlor nicht nur fast die ganze Belegschaft sondern riss auch die COS-Gruppe tief in die roten Zahlen.
COS-CEO Kurt Früh, zu unserer Sündenbock-These befragt, meint: «Fredy Staudacher hat für COS viel geleistet. Er hat mit grossem Einsatz die internen Strukturen und Abläufe wesentlich verbessert.» Doch Früh, der für Staudachers Engagement schlussendlich die Verantwortung trägt, kritisiert dessen mangelndes Distributions-Know-how. Staudacher habe zuwenig das Gespräch mit den vertretenen Herstellern und den Kunden gesucht, so Früh. Es braucht wenig Phantasie für die Feststellung, dass der Absprung des wichtigen Lieferanten Microsoft zu Frühs Kritik wesentlich beigetragen hat. Früh hofft nun, dass das letzte Wort in Sachen Microsoft noch nicht gesprochen ist.

Und wenn es noch ein Jahr geht...

Die Holding sei entschlossen, COS Distribution Schweiz wieder auf die Beine zu bringen («und wenn es noch ein Jahr geht und das Ergebnis der Holding belastet»), sagt Früh. «Wir müssen im Markt wieder Erfolg haben und das nötige Umsatzvolumen bringen. Wir wollen wieder mehr gute Leute für uns engagieren und ein Feuer entfachen», so der COS-Chef. Früh: «Von einem Ausstieg war nie die Rede. Distribution ist für uns ein strategisches Feld und wir machen alles, um unser Ziel zu erreichen.»
Fredy Staudacher selbst, den wir an seinem vorletzten Tag in seinem Büro erreichten, liess sich keinen Kommentar entlocken. (hc)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER