Die IT-Welt macht mobil

Alles wird mobil, alles wird drahtlos. So verwundert es nicht, dass auch die diesjährige Orbit/Comdex das Thema zu einem ihrer Messe-Highlights auserkoren hat. Doch wo sitzt das Business im Mobile und Wireless Business? IT Reseller wirft einen Blick auf Lösungen und Trends an der Messe.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/15

     

Information anywhere, anytime, on any device – das ist der Trend an dem kaum ein IT-Unternehmen und auch keine IT-Messe mehr vorbeikommen. So hat sich denn auch die diesjährige Orbit/Comdex die Schlagwörter «Mobilität» und «drahtlos» auf ihre Fahnen geschrieben.
Und auch die Marktforscher gehen davon aus, dass drahtlos übermittelte Sprach- und Datendienste bereits in zwei Jahren die leitungsgebundenen Übertragungsformen quantitativ überholt haben werden. Bereits 2005 sollen rund 70 Prozent aller Unternehmen eine Anbindung unternehmenskritischer Applikationen an drahtlose, mobile Plattformen implementiert haben. Die Anbindung von Notebooks, PDAs und datenübertragungsfähigen Handys an das LAN via Funk nimmt schon jetzt enorm zu.
Europaweit beispielsweise verfügen im Durchschnitt 5 bis 15 Prozent der Mitarbeitenden eines Unternehmens über ein Notebook, in den USA ist bereits über ein Viertel des Personals mit mobilen Rechnern ausgestattet. Laut einer Analyse von Marktforscher Frost & Sullivan soll zudem der Gesamtumsatz mit 2,4- und 5,7-GHz-Frequenz-Systemen von 946 Mio. Dollar im Jahr 2000 auf 4,76 Mrd. Dollar bis zum Jahr 2005 ansteigen. Ab Mitte 2003 (USA) und ab 2005 (Europa) werden im 802.11a-Segment (Wireless-LAN-Norm für die Übertragung im 5,7 GHz-Band) verstärkte Umsätze erwartet.

Vom Hype zur Realität

Auch die Aussteller an der Orbit/Comdex sehen besonders im Mobile Business Chancen auf sich zukommen: «Im Mobile Business ist ein grosses Kostensparpotenzial für Unternehmen durch die Optimierung von Geschäftsprozessen vorhanden. Investitionen in diesem Bereich sind schneller amortisiert und unabhängig von Ort und Zeit zu arbeiten, kann die Arbeitsmotivation der Mitarbeiter steigern. GPRS (General Packet Radio Service) und Wireless LAN sind nur einige Keywords dazu.» so Rolf Karner von Mogid.
Für HP beispielsweise ist Bluetooth kein Hype mehr, sondern Realität, vornehmlich im PAN (Personal Area Network = Datenübermittlung auf kurze Distanzen), so Lucas S. Gagneux, Business Development Manager Mobile Solutions HP Schweiz. In HP-Produkten habe sich bereits jetzt in über 50% der Produkte Bluetooth durchgesetzt, was es zu «der» dominanten Standard- oder Schlüssel-Technologie mache.
Gegenüber anderen Funktechnologien sei Bluetooth nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu sehen. Weitere zentrale Themen für HP sind Wireless LAN (Effizienzsteigerung) und GPRS. Letzteres sei ein Kind, das wegen fehlender Applikationen noch einige Zeit brauche, bis es gehen lernt. GPRS ist aber derzeit bereits ein grosses Thema im Mail-Messaging.
Die Unterstützung von Aussendienstmitarbeitern wie Verkäufern, Key-Account-Managern oder Servicetechnikern durch Mobile Computing bringe eine derartige Beschleunigung der Prozesse und erhöhte Kundenzufriedenheit, dass sich alle Firmen mit solchen Mitarbeitern in den kommenden 18 Monaten mit diesem Thema beschäftigen müssten, so die Einschätzung (basierend auf eigener Marktforschung) von Syfex, spezialisiert auf massgeschneiderte Lösungen im Bereich Mobile Computing.

Der mobile Kongress

Auch die Messe selbst greift das Thema Mobilität in der Konferenz «Enterprise Mobility» im Rahmen des messebegleitenden Kongresses auf. Zum einen wollen die Veranstalter etwas Klarheit in den Dschungel kryptischer Akronyme wie GPRS, UMTS, WLAN, Bluetooth, GSM, CDMA, MMS, WPAN, PDA... bringen. Zum anderen soll das wirkliche Business im Mobile Business aufgespürt werden. IT Reseller hat quer durchs Band ein paar Highlights (alphabetisch geordnet) zusammengetragen:

D-Link

Der deutsche Netzwerkhersteller D-Link setzt seinen Messe-Schwerpunkt neben Sicherheit auf Wireless. Im Fokus seiner Demonstrationen steht die neue Produktserie «Airplus» mit bis zu 22 Mbit/Sek. Datenübertragung. Der Wireless Router DI-614+ enthält einen Wireless Access Point, einen DSL Router, mit dem bis zu 253 User gleichzeitig einen Internetzugang nutzen können und einen 4 Port Switch für schnelle Verbindungen auch in verkabelte Netzwerke.
Für die Sicherheit sorgt eine Firewall. «Die Schweiz ist ein sehr wichtiger Markt mit grossem Potential. Wir haben uns in diesem Jahr wieder für die Orbit entschieden, um zu unterstreichen, wie wichtig uns die Präsenz in der Schweiz ist.», so Klaus Dieter Hesse. D-Link hat erst im Juli im Zürcher World Trade Center seine erste Repräsentanz in der Schweiz eröffnet. Auf der Orbit tritt das Unternehmen mit seinem Partner AIS&S (ab 1.9. Xicom) auf, für den es die Hardware liefert und der seinerseits seine Kommunikationslösungen Wireless Security und ADSL Privatenet. vorstellt.
(Halle 1.1 / Stand D60)

Dataprisma

Dataprisma aus Wallisellen stellt ein neues Produkt vor, mit dem die Migration von heutigen Wireless LAN-Produkten (802.11b) zu den nächsten Generationen (802.11a, 802.11g, 802.11h) ermöglicht werden soll. Mit dem Access Point Aironet 1200 von Cisco können gleichzeitig mehrere drahtlose Netzwerke betrieben werden, die untereinander nicht kompatibel sind.
(Halle 2.2 / Stand A49)

Dynabit

Dynabit stellt in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Unternehmen Presenter «Dpresent», seine erste eigene Lösung für den europäischen Markt, vor. «Dpresent» ist ein multimediales Werkzeug, mit dem sich kommentierte Präsentationen über elektronische Vertriebskanäle distribuieren lassen. Die Lösung soll die gesamte Unternehmenskommunikation vereinfachen und die Erstellung und Distribution von empfängerorientierten Botschaften ermöglichen. Der Benutzer importiert die gewünschte Präsentationsdatei mittels Pfadauswahl auf den zentralen Server des Dynabit-Telehouse in Zürich.
Dort wird die Datei automatisch in ein webfähiges Format konvertiert und die einzelnen Folien skaliert. Nach einer Bestätigung via E-Mail kommentiert der User die synchronisierten Folien seiner Präsentation per Telefon. Die vollständige Präsentation wird als URL-Adresse mittels E-Mail-Nachricht (WLAN oder Internet) an die Zielgruppe gesandt. Der Empfänger startet die Dpresent-Präsentation mit einem Click auf den URL-Link direkt im Browser. Weder Sender noch Empfänger benötigen ein zusätzliches Plug-In oder spezielle Software, da jeder gängige Browser fähig ist, die Präsentation darzustellen. Zusätzlich wandelt der ASP-Server die grafische Wiedergabeform entsprechend dem gewählten Endgerät (Handheld, Pocket PC) um.
(Halle 1.0 / Stand B60)

Mogid

Der Bieler Start-up Mogid will das Handy für anderes als bloss zum Telefonieren einsetzen und präsentiert u.a. den Prototyp seiner Mobile Ticketing Lösung für Kino, Theater und Eventveranstalter. Die Tickets werden dabei übers Internet oder das Handy bestellt und bezahlt. Das Eintrittsticket erhält der Besucher in Form einer codierten Bildmitteilung direkt auf sein Handy. Das Ticket wird gleichzeitig auf dem Server abgelegt.
An der Eingangskontrolle liest das Kontrollgerät, das ständig über GSM/GPRS mit dem Server verbunden ist, die Bildmitteilung direkt vom Display des Handys. Stimmen die vom Kontrollgerät abgelesenen Daten mit denen auf dem Server überein, kann der Besucher eintreten. Mogid arbeitet zudem an «Airfare», einer patentierten Eigenentwicklung, die das Lösen von Fahrkarten mit dem Handy ermöglichen soll. Ähnliche Pläne hatten auch schon die SBB. Die auf 2006 geplante billettlose Fahrstreckenerfassung wurde allerdings aus Kostengründen auf Eis gelegt.
(Halle 1.0 / Stand B80)

Network Associates

Network Associates zeigt an der Messe erstmals die Verwaltung von drahtlosen Netzwerken via Handhelds. Die «Sniffer Portable Wireless»-Lösung läuft auf dem Compaq iPaq und eignet sich vornehmlich als Troubleshooter für die Identifizierung und Beseitigung von Sicherheits- und Performancelücken auf 802.11b-basierenden, kabellosen Netzwerken. Die PDA-Funktion ist eine ergänzende Lösung zur Sniffer Wireless Netzwerkmanagement Technologie.
Zudem wird am Stand «Sniffer Mobile», die Management-Software für mobile Datennetze, vorgestellt. Die Lösung wurde für Mobilfunkanbieter und Service Provider konzipiert, die damit ihre Daten proaktiv (Netzwerkanalyse, Visualisierung, Troubleshooting) verwalten können. Sie läuft auf der Sniffer Distributed Appliance und unterstützt die Protokoll-Dekodierungen für CDMA2000, UMTS (WCDMA) und GPRS-Netzwerke.
(Halle 1.1 / Stand E39)

Simpex Electronic

Simpex Electronic aus Wetzikon macht seinen Orbit-Stand zum «Planet Wireless» Gezeigt werden die neuesten Wirelss Produkte von Planet Networking & Communication. Die Palette reicht von Wireless Access Points (WAP) über drahtlose Netzwerkadapter, Wireless Internet Kameras bis hin zu Print Servern mit Wireless Option. Der PCI Wireless Adapter WL-8305 bietet 22 Mbps, also eine Verdoppelung der bisherigen Geschwindigkeit.
Für Simpex hat der Wireless-Siegeszug erst jetzt richtig begonnen: «Die aktuelle Produktgeneration leidet nicht mehr an den Fehlern der Vorgänger. Zudem kennen die Kunden die Technologie inzwischen und vertrauen ihr, immer mehr Geräte werden zusätzlich mit Wireless ausgestattet», so Marco Soppelsa, Support-Techniker bei Simpex Electronic. «Positiv beeinflusst wird die Absatzmenge natürlich auch durch die drastischen Preissenkungen, die in letzter Zeit auf diesem Gebiet stattgefunden haben. Jeder kann sich heute ein Funk-LAN leisten!»
(Halle 2.0 / Stand A50)

Sungate

Der Solothurner Distributor Sungate zeigt als Europapremiere den «Pacebook Pro» der taiwanischen Firma Paceblade, den laut eigenen Aussagen ersten Tablet-PC, der zugleich als Notebook und LCD-PC verwendet werden kann. Tastatur und 12.1”-Display sind in der mitgelieferten Tragtasche verstaut, die Rechnereinheit ist für einmal nicht unter der Tastatur sondern unter dem Display untergebracht. Mit dem Transmeta Crusoe 867 MHz-Prozessor kann das Gerät fünf Stunden stromunabhängig betrieben werden. Das Zubehör umfasst u.a. Wireless Internet, WLAN, GPS, Bluetooth, Kamera, CDRW und eine Fernbedienung für Präsentationen.
(Halle 1.1 / Stand D14)

Suprag

Die Zürcher Suprag, im Bereich Telekommunikation tätig, zeigt an der Orbit vom Headset fürs Bluetooth-Mobiltelefon bis zur Wireless Sprechgarnitur alles, was der moderne Büromensch für die schnurlose Kommunikation begehrt. Die Sprechgarnitur von Jabra funktioniert auf dem Bluetooth-Übertragungsstandard mit allen Mobiltelefonen, die Bluetoothanbindung haben, und ermöglicht die drahtlose Verbindung zwischen Mobiltelefonen, Handgeräten, Computern und dem Internet. Das 28 Gramm leichte Gerät lässt sich einfach ans Ohr hängen und im Umkreis von zehn Metern zum Mobiltelefon einsetzen.
(Halle 1.1 / Stand E01)

Swisscom Mobile

Swisscom Mobile zeigt an der Orbit erstmals das Produkt Public Wireless LAN live. Jeder Besucher – vorausgesetzt er hat ein Notebook mit WLAN-Karte dabei – kann sich vor Ort am Hotspot ins Internet oder in Firmennetzwerke einloggen. Noch in diesem Jahr sollen 100 dieser Hotspots in Hotels, Kongresszentren, Flughäfen und Bahnhöfen in Betrieb gehen. Wird WLAN somit die teureren UMTS-Netze überflüssig machen? Experten glauben, dass es zu einer Konvergenz kommen wird, insbesondere dann, wenn Smartphones oder Webtablets in Zukunft beide Standards unterstützen werden.
(Halle 1.1 / Stand B10)

Targus

Targus lässt an der Orbit die Mäuse los. Die USB Wireless Optical Mouse lässt sich auf nahezu allen Oberflächen bis zu einer Entfernung von 90 cm zum Notebook bewegen. Mit ihren Massen von 10x6x4 cm ist sie kleiner als herkömmliche Mäuse und besonders für den mobilen Einsatz geeignet. Die Installation benötigt keinen Treiber, einfach den Receiver in den USB-Bus stecken, fertig.
(Halle 1.0 / Stand C81)

Update Software


Update Software, der Wiener CRM-Spezialist (die Schweizer Niederlassung befindet sich in Dietikon), präsentiert auf der Orbit/Comdex seine standardisierte CRM-Produktsuite «marketing.manager 5.0». Die mandantenfähige Plattform, die alle Prozesse des Customer Relationship Managements abdecken soll, richtet sich mit ihrem Multi-Channel-Ansatz (mobile Web- und PDA-Anwendungen) speziell an die Mobilität der Anwender.
(Halle 1.0 / Stand B50)


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