Novell kauft Silverstream

212 Millionen Dollar will Novell für das amerikanische Software-Unternehmen Silverstream ausgeben. Vertreter der beiden Firmen haben letzte Woche eine Kaufvereinbarung unterzeichnet.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/12

     

Die Software von Silverstream ermöglicht Firmen den Aufbau datenbankgestützter Anwendungen für ihren Internetauftritt. Im Zentrum von Novells Interesse steht das Silverstream-Hauptprodukt «Extend», eine Sammlung von Tools zum Bau und zur Verteilung von Webservices.
Extend stützt sich auf Java 2 Enterprise Edition (J2EE) und umfasst einen Applikationsserver, eine Web-Service-Maschine, mit der Programme für den Betrieb auf verschiedenen Plattformen erzeugt werden können, einen Integrations-Server, mit dem sich Applikationen über XML einbinden lassen, sowie eine Software zum Bau von Web-Portalen. Mit der Extend Workbench lassen sich bestehende Applikationen vor allem aus dem AS/400- und Grossrechner-Umfeld mit Java und Web-Services verbinden.

Drittes Standbein

Mit dem Kauf von Silverstream schafft sich Novell nach eigenen Angaben neben dem Beratungsdienst von Cambridge Technology Partners und den Verzeichnisdiensten E-Directories ein drittes Standbein für seine One-Net-Strategie: «Ein eigenes Webservices-Angebot zu schaffen wäre genauso teuer gewesen», meint Novell-Chef Jack Messman zum Kauf, «und wir hätten für die Entwicklung drei bis vier Jahre benötigt.»
Mit der Neuerwerbung möche Novell in den Markt der Web-Dienste vordringen und im Spiel der Grossen mittun. Analysten warnen allerdings, dass der Markt unsicher sei und mit Produkten von Unternehmen besetzt, die über grosse Reserven verfügen. Novell wird sich an verschiedensten Fronten zur Wehr setzen müssen: Gegen Microsofts Dot-Net-Stragie ebenso wie gegen die Java-basierten Web-Services von IBM und die Application-Server von IBM und BEA.
Das Unternehmen ist, wie manche Analysten meinen, in einer eher schwierigen Situation: Das Netware-Geschäft stagniert, die Directory-Services müssen sich noch beweisen und das erst kürzlich erworbene Consulting-Geschäft leidet unter der Wirtschaftsflaute. Vor allem aber fehlen Software-Tools, welche den Entwicklern die spezifischen Technologien schmackhaft machen könnten. Die Reaktion der Analysten war daher bisher eher zurückhaltend.
Bis Juli will Novell den Kauf abgeschlossen haben. Silverstream wird dann in Novell integriert und die Silverstream-Produkte mit neuen Namen in das Portfolio des Netware-Herstellers eingefügt. In diesem Jahr erhofft sich Novell davon eine Umsatzsteigerung von etwa einem Prozent. Grössere Auswirkungen auf den Umsatz soll der Kauf erst 2004 zeitigen. (fis)


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