Daten gehen am häufigsten durch menschliches Versagen verloren. Darüber hinaus können Hardware und Software einfach unerwartet ausfallen. Betriebssysteme können versagen oder Viren enthalten und zu Funktionsstörungen oder Datenüberschreibung führen.
Spannungsschwankungen in der Stromzufuhr oder Blitzschläge beschädigen manchmal die Computerausstattung. Dabei kann der Motor oder die Elektronik einer Festplatte durchbrennen und den Zugang zu den Daten verhindern, oder der Plattenspeicher versagt einfach. Feuer- oder Wassereinwirkungen bedeuten eine noch größere Gefahr.
Oft wird von RAID-Systemen kein Backup gemacht, da sie als «fehlertolerant» gelten – aber auch sie sind eben nicht immun gegen Fehler. Häufig liegt die Ursache nicht in der verwendeten Technologie oder im Design des Arrays, sondern in der fehlerhaften Implementation dieser Systeme, die dann zu einem einzelnen Versagen führt, das katastrophale Folgen haben kann. Die Platten sind üblicherweise in ein und demselben Gehäuse untergebracht – ein physischer Schaden kann sich so auf mehrere Festplatten inkl. Steuerungselektronik auswirken.
Keine Panik
Sollte der Ernstfall eintreten und wichtige Daten unzugänglich sein, ist es oft möglich, sie teilweise oder ganz zu retten. Deswegen ist «Nicht in Panik geraten» der erste Ratschlag, den man im Notfall beherzigen sollte. Auch der zweite Ratschlag sollte nicht unbeachtet bleiben: «Keine ‹Do-it-yourself›-Datenrettung! Holen Sie professionelle Hilfe.»
Leider sind viele PC-Nutzer nicht auf den Ausfall ihrer Speichermedien vorbereitet und verschlimmern ihre Situation durch eigene Rettungsversuche oft erheblich. Ursprünglich wiederherstellbare Daten gehen dann verloren.
Beim Neustart einer Festplatte können zum Beispiel Daten durch temporäre Dateien überschrieben werden, die das System in scheinbar ungenutzten Zwischenräumen anlegt. Ein physisch beschädigter Plattenspeicher kann dadurch weiteren Schaden nehmen, so dass die Daten überhaupt nicht mehr wiederherstellbar sind.
Um den Inhalt eines Speichermediums wiederaufzubauen, müssen defekte Festplatten immer in einem Reinraum mit speziellem Werkzeug und Methoden geöffnet werden. Selbst das Lösen der Gehäuseschrauben kann einen bereits beschädigten Datenspeicher zerstören und das Lesen der Daten verhindern oder den Absturz des Laufwerks verursachen, wenn man es anschliessend startet.
Zuerst eine Kopie
Im Zweifelsfall sollte man dem Spezialisten möglichst das vollständige Material bringen: PC, Server, Band- oder andere Laufwerke, die defekten Speichermedien und alle anderen Medien, die damit in Verbindung stehen.
Der konkrete Prozess der Datenrettung dürfte bei den verschiedenen spezialisierten Unternehmen im Detail unterschiedlich ablaufen. Bei Vogon wird die Datenrettung, ob von Plattenmedien oder Magnetbändern, in zwei Phasen durchgeführt. Auf die anfängliche Diagnose folgt der Wiederherstellungsprozess.
Die Elektrotechniker führen den ersten Schritt der Datenrückgewinnung durch: Sie stellen die auf dem Medium verbliebenen Daten sicher, meist, indem sie ein Abbild davon erstellen. Im Fall einer physikalisch beschädigten Festplatte kann dies bereits entscheidend für den Wiederherstellungsprozess sein.
Wiederherstellung
Das Abbild bzw. die Sammlung von Abbildern wird an die Software-Spezialisten weitergeleitet. Die Rückgewinnung und weitere Bearbeitung der Daten erfolgt von dieser «sicheren Arbeitskopie». Der bearbeitende Ingenieur wendet zur Datengewinnung Spezial-Software an und baut damit die Dateien aus dem Abbild neu auf.
Die entnommenen Dateien werden, wo möglich, in eine Verzeichnisstruktur kopiert, die mit der auf dem ursprünglichen Medium identisch ist. Nun können die rückgewonnenen Daten in einem mit dem Kunden abgesprochenen Format auf jedes gewünschte Backup-Medium geschrieben werden. Die meisten Datenschäden durch Viren ähneln übrigens den «normalen» Software-Problemen, die ein Datenrettungsservice täglich behebt. Auch bei Tapes ist das Vorgehen grundsätzlich ähnlich.
Der Autor
Colin Smith ist seit Juli 2001 Technical Business Development Manager bei dem auf Datenrettung spezialisierten Unternehmen Vogon International, Grossbritannien. Vogon besitzt eine Niederlassung in Deutschland, von der aus man auch den Schweizer Markt bedienen möchte.