PR-Arbeit im IT-Bereich mangelhaft

PR-Agenturen und auch manche unternehmenseigenen Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit sind beim Erfüllen ihrer Aufgaben manchmal etwas übereifrig. Dann wäre weniger einfach mehr.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/11

     

Okroy, eine in Deutschland ansässige Gesellschaft für Medienberatung, spricht so manchem Journalisten aus dem Herzen, hat diese doch eine Umfrage unter deutschen Fach- und Wirtschaftsjournalisten über die Qualität der Pressearbeit der IT-Unternehmen durchgeführt, weil sie den Verdacht nährte, da könnte noch irgendwo Verbesserungspotential verborgen sein.

Inhaltsarme Pressemitteilungen

Das Fazit der Umfrage war denn auch sehr deutlich: Es werden viel zu viele Pressemitteilungen mit getippter heisser Luft und inhaltsarmem Marketinggerede verbreitet. Fakten sucht man darin oft am besten mit der Lupe. Es muss nun wirklich nicht über jedes neue klitzekleine Software-Modul, jede noch so wenig weitreichende Partnerschaftsvereinbarung und jeden Personalwechsel in der unteren Managementebene detailgenau in seitenlangen Mitteilungen informiert werden. Eine Zeitschrift, die ihre Leser tatsächlich mit solchen Meldungen en Masse erfreuen würde, hätte bald keine mehr.

Schwer verständlich formuliert

Zudem seien die Mitteilungen häufig schwer verständlich formuliert, ergab die Umfrage weiter. Womöglich, so hat der Redaktor die Vermutung, weil die armen Angestellten der PR-Agenturen bei der komplizierten Materie im IT-Bereich oft selbst nicht genau verstehen, worüber sie denn da schreiben müssen.
Auch die Sprecher der Unternehmen kriegen in der Umfrage von den Journalisten ihr Fett weg. Während Konferenzen und Interviews noch einigermassen gut bewertet wurden, fehle es zahlreichen Mediensprechern an eigenen, klaren Meinungen und Positionen, stattdessen würden allgemeine Unternehmensformeln heruntergeleiert.

Nutzlos: Nachtelefonieren

Besonders unbeliebt sind Agenturleute, die ständig in der Redaktion anrufen und sich erkundigen, ob die Pressemitteilung angekommen sei und wann sie denn gedruckt werde. Oft sind die armen PR-Leute dann erstaunt darüber, dass der Journalist sich unter Dutzenden Pressemitteilungen, die täglich per Brief und Fax in die Redaktion flattern, beim besten Willen nicht an eine einzige Mitteilung erinnern kann, die er womöglich schon vor einigen Tagen sorgfältig im Papierkorb abgelegt hat.
Sicher ist Nachtelefonieren etwas, das eine Agentur ihrem Kunden speziell berechnen kann und das sich auf den ersten Blick auch gut verkaufen lässt. Erfolg ist einer solchen Aktion aber selten beschieden. Denn wenn der Inhalt der Mitteilung das Interesse der Redaktion geweckt hat, wird sie sie ohnehin aufgreifen. Das aber täglich wieder einem nachtelefonierenden PR-Praktikanten zu erklären ist dann doch sehr lästig – man frage nur mal den Chefredaktor des IT Reseller, der kann schon fast eine Platte auflegen. Natürlich gibt es auch zahlreiche Beispiele von guter PR-Arbeit, die gezielt die richtigen Medien dann informiert, wenn es auch wirklich etwas zu berichten gibt. Aber um die geht es hier nicht, denn deren Informationen werden von den Journalisten ohnehin genutzt und nachrecherchiert. (ava)


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