Letzte Woche hat sich ein verärgerter Reseller bei IT Reseller über
COS Distribution beschwert. Er habe, nachdem er drei Monate lang nichts bei COS bestellt hatte, seine Ware per Nachnahme zahlen müssen. Zum einen, so der entrüstete Kunde, schleppe man nicht ständig Unmengen von Bargeld mit sich herum, zum anderen gäbe es bei Nachnahme-Lieferungen auch noch ein Gebühr von 20 Franken zu berappen.
Der Gipfel sei letztlich die Tatsache, dass COS ihn zu keinem Zeitpunkt über diese Liefermethode informiert habe. IT Reseller hat bei COS nachgefragt.
Kommunikations-Differenzen
Tatsächlich werden Reseller, die drei Monate keine Bestellung bei COS getätigt haben, grundsätzlich auf einen Status «Vorauszahlung/Nachnahme» gesetzt. Dies geschehe als Sicherheitsmassnahme, erklärt Managing-Direktor Christian Köck, damit Firmen, die möglicherweise Liquiditätsprobleme haben, nicht einfach auf Kosten von Lieferanten Produkte bestellen und liefern lassen und diese dann nicht bezahlen.
«Im Verkaufsgespräch weist der Sales die Kunden auf diesen Status hin. Verfügt ein Kunde über einen «finanziell» einwandfreien Leumund, kann nach Absprache mit der Geschäftsleitung auch eine Lieferung auf Rechnung gewährt werden», Köck weiter. «Zu Kommunikations-Differenzen könnte allenfalls führen, dass der Kunde per Online-Shop bestellt hat und ihm sein Kundenstatus nur Vorauskasse oder Nachnahme ermöglicht hat. Welche Option er dann ausgewählt hat, kann ich nicht beurteilen.»
Eine Nachricht an COS hätte genügt, um gemeinsam eine Lösung zu suchen. Die Regelung gilt im übrigen seit jeher und für alle Reseller und ist nicht an einen Warenwert gebunden. Meldet sich ein Reseller neu an, wird er auf diese spezielle Regelung hingewiesen. Besagter Reseller allerdings wird sich in Zukunft an die Konkurrenz halten.
Konkurrenz gegen «Nachnahme»
IT Reseller hat rund zehn weitere Distributoren befragt, die Mehrzahl hält nicht sehr viel von der COS-Methode: «Wir wechseln nur auf Nachnahme oder Vorauskasse, wenn ein Händler mit Zahlungen in Verzug kommt, oder diverse Betreibungen pendent sind.
Auch wenn ein Händler über ein Jahr nichts mehr bezogen hat, kann er gegen Rechnung beziehen. Nachnahme wählen wir nur im absoluten Notfall», erklärt Studerus-Chef Frank Studerus gegenüber IT Reseller. Roland
Brack, Geschäftsleiter von Brack Consulting, findet es «toll, dass einige Distis sich immer wieder clevere Ideen einfallen lassen, um die Kunden zu vergraulen.»
Bei Brack muss der Reseller seine Ware nicht per Nachnahme auslösen. Debitorenverluste seien natürlich bei der aktuellen Wirtschaftslage ein ernstes Thema. Wer aber bei einem Kunden, der drei Monate lang nichts bestellt hat, davon ausgehe, dass er drei Monate nichts verkauft hat und es ihm deshalb schlecht gehe, der habe die Rechnung wahrscheinlich ohne die Konkurrenz gemacht, so Brack.
«Bei
Actebis werden Sendungen gegen Nachnahme nur bei Kunden eingesetzt, welche finanzielle Probleme haben», erklärt Marketing- und E-Business-Director Lukas Hofer. «Wenn Nachnahme zur Anwendung kommt, wird der Kunde immer informiert.» Auch wenn ein Kunde schon länger nicht mehr bestellt habe, blieben die Konditionen gültig. Auch bei Azlan gibt es keine Lieferungen per Nachnahme, bezahlt wird in jedem Fall per Rechnung, ebenfalls bei
Tech Data.
Kreditrisiko bei den Distis
Bei
Ingram Micro hingegen ist das Thema Lieferung per Nachnahme bereits in Diskussion. «Wenn ein Kunde drei Monate oder länger nicht bei Ingram Micro eingekauft hat, erfolgt eine Bonitätsprüfung. Wenn wir aufgrund der vorliegenden Facts keine Limite sprechen können, kann der Kunde Ware gegen Vorauskasse bekommen», sagt Ingram-Chef Joe Feierabend.
«Die Lage ist momentan so, dass die Kreditversicherer Kleinkunden aus der Versicherungsleistung ausgeschlossen haben und die Distributoren somit das komplette Kreditrisiko für die kleineren Kunden selbst tragen müssen. Die Bonität/Zahlungsfähigkeit und Verlässlichkeit wird in der Zukunft ein Key-Überlebensfaktor für die Reseller werden.» (sk)