Der Arbeitsame: Wilhelm Petersmann, Managing Director Schweiz und Österreich, Fujitsu
Quelle: zVg

Der Arbeitsame: Wilhelm Petersmann, Managing Director Schweiz und Österreich, Fujitsu

Seit zehn Jahren leitet Wilhelm Petersmann die Geschicke von Fujitsu in der Schweiz, seit deren fünf ist er auch für das Geschäft in Österreich verantwortlich. Er arbeitet viel, aber auch sehr gern. Das Wort «Langeweile» kennt er nur vom Hörensagen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2022/01

     

Wenn man mit Wilhelm Petersmann über seinen Job spricht, wird man das Gefühl nicht los, dass seine Tage weit mehr als 24 Stunden lang sein müssten. Dem heute 63-jährigen Petersmann obliegt nebst der Verantwortung für das Schweizer Geschäft seit 2016 auch die Leitung von Fujitsu in Österreich, darüber hinaus ist er Head of Financial Services für die Region CEE.


Work Family Balance
«Ich muss es gestehen, und das sieht auch meine Familie so: Ich arbeite sehr gern und ich arbeite viel», gibt Petersmann unumwunden zu. Stress empfindet er dabei ­jedoch nicht: «Es ist sozusagen positiver Stress, weil ich meinen Job ja gerne ­mache. Voraussetzung ist, dass die Familie dabei mitzieht. Als wir geheiratet haben, waren meine Ehefrau und ich beruflich schon sehr engagiert. Auch deshalb hat sie für meine Situation sehr viel Verständnis.» Kennengelernt haben sich die beiden in Österreich. «Nach dem Ende meiner ersten Ehe besuchte ich meine Grosseltern in meiner ursprünglichen Heimat, und dort traf ich meine heutige Frau. Wir wohnten in unserer Kindheit Tür an Tür. Bei diesem Besuch hat die Liebe plötzlich eingeschlagen wie ein Blitz», sagt Petersmann.
Seit 1987 sind die beiden verheiratet. Ihr Geheimnis? «Auch zwischen uns gibt es immer wieder mal Reibungen, und das ist in einer so langen Beziehung, die noch lebendig ist, auch wichtig. Dazu gehören ein gewisser natürlicher Respekt zum Partner, Empathie und ein kritischer Umgang miteinander, um zulassen zu können, dass man sich weiterentwickelt. Ebenso wichtig ist ein aktiver Austausch. Meine Frau und ich kochen beispielsweise sehr gerne, und das anschliessende Essen bietet uns eine gute Gelegenheit, in Ruhe zu kommunizieren und am Leben des anderen teilzuhaben. Auch wenn wir in ein Restaurant essen gehen, haben wir uns immer etwas zu erzählen.»
Für Wilhelm Petersmann ist die Familie enorm wichtig: «Ich bin ein ausgesprochener Familienmensch und schaue, dass ich möglichst viel der wenigen Freizeit, die ich habe, mit meiner Familie verbringe. Kürzlich haben meine Söhne mir ein wunderschönes Kompliment gemacht und gesagt, dass ich, obwohl ich immer viel gearbeitet habe, immer für sie da war.» Überhaupt ist Empathie für Petersmann sowohl in seinem Privatleben als auch im Job zentral: «Ich bin gewiss sehr leistungsorientiert, aber ich verlange von meinen Mitarbeitenden nichts, das ich nicht selbst zu leisten bereit bin.» Sein Ehrgeiz stellte ihn auch schon auf die Probe: «Wenn ich geschäftlich unterwegs bin, verschicke ich manchmal auch noch spätabends E-Mails an meine Mitarbeitenden. Als einzelne dann irgendwann begannen, mir selbst nach Mitternacht noch zu antworten, musste ich erkennen, dass ich mit meinem Verhalten ein falsches Signal sende. Ich habe das dann meinen Mitarbeitenden gegenüber thematisiert und erklärt, dass sich niemand genötigt fühlen muss, mir ausserhalb der Arbeitszeiten zu antworten, nur weil ich dann noch wach bin.»

Abbruch und Aufbruch

Vor seinem Wechsel zu Fujitsu war Wilhelm ­Petersmann unter anderem in führenden Positionen bei SAS, CSC, SAP und IBM tätig. Sein Weg in die IT war jedoch nicht geradlinig. Er begann nach der Matura zunächst ein Studium der Rechtswissenschaften. Doch ein Nebenjob änderte alles. Bei Rediffusion durfte Petersmann die Rechtsabteilung leiten. «Mir unterstand das gesamte Debitoren­wesen. Damals kam ich immer wieder am Rechenzentrum vorbei, das sich im vierten Stock des Gebäudes befand, blieb vor der verschlossenen Glas­türe stehen und schaute gebannt den drehenden Bandlaufwerken zu. Es war aber weniger die Technologie an sich, die mich faszinierte, sondern vielmehr die Frage, wie Benutzerbedürfnisse mittels IT bedient werden können.»


So ergriff er die Möglichkeit, intern in die IT zu wechseln. Sein Jurastudium brach er ab. «In der IT durchlief ich ein Ausbildungsprogramm und wurde stellvertretender IT-Leiter. Daraufhin machte ich berufsbegleitend die Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker, weil ich mir beweisen wollte, dass ich in der Lage war, einen Abschluss zu erlangen», so Petersmann. In dieser beruflich ohnehin schon belastenden Zeit brach auch seine erste Ehe auseinander, die er während des Studiums eingegangen war. «Für mich eine sehr harte persönliche Erfahrung, die mich prägte.»

Immer im Fluss

Seither hat Wilhelm Petersmann viel erreicht. IBM Schweiz beispielsweise holte ihn einst als ersten externen Mitarbeiter an Bord, um ihm den Aufbau eines Services- und Consulting-Bereichs anzuvertrauen. «Mit einer Organisation etwas aufzubauen und zu erreichen ist für mich spannend und das, was einen guten Job ausmacht.» Dies war für ihn auch der Reiz an der Stelle bei Fujitsu: «Meine Kernkompetenz ist das Services Business in verschiedensten Ausprägungen. Und die Vision von Fujitsu war, sich vom Hardware-Infrastruktur-Provider zum Anbieter von IT Services zu entwickeln. Diese Aufgabe ist wie auf mich zugeschnitten.»

Im September 2023 wird Wilhelm Petersmann 65 Jahre alt. Er wird mit Fujitsu dann noch das laufende Geschäftsjahr abschliessen, das im März 2024 endet, bevor er in Pension geht. «Freunde legen mir nahe, mich nach Verwaltungsrats­mandaten umzusehen; mal sehen, was sich ­ergibt», sagt Petersmann. Konkrete Pläne hat er bereits: «Ich spiele leidenschaftlich Golf mit einem Handicap von 13,4. Dieses soll ein Jahr nach der Pensionierung einstellig werden. Meine Frau war schockiert, als sie das gehört hat, und fürchtet, dass ich dann nur noch auf dem Golfplatz stehen werde.» Ein gemeinsames Projekt haben beide jetzt schon: zusammen zu reisen und mit einem Oldtimer die Silk Road Rally zu fahren, rund 6000 Kilometer von Hamburg nach Shanghai.


Beruflich möchte Petersmann einen Schnitt machen. «Ich bin gespannt, ob mir dies gelingt. Sollte mir tatsächlich langweilig werden, würde ich wohl am ehesten meine Erfahrungen an junge Unternehmer weitergeben.» Dass in Petersmanns Leben Langeweile Einzug halten wird, ist jedoch unwahrscheinlich. Er hat viele Hobbys und liebt den Sport, unter anderem fährt er Ski und Mountainbike sowie seit vielen Jahren Motorrad.
Wilhelm Petersmann ist 1958 in ­Österreich geboren. Im Alter von 14 Jahren zog er mit seiner Mutter, die nach ihrer ersten Ehe einen Schweizer heiratete, in die Schweiz und besuchte die Kantonsschule Oerlikon in Zürich, die er mit der Matura abschloss. Nach einem abgebrochenen Jurastudium machte er die Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker und arbeitete fortan in Führungspositionen für verschiedene Technologieunternehmen. Heute amtet er für Fujitsu als Managing Director Schweiz und Österreich und ist Head of Financial Services für die Region CEE. Petersmann lebt mit seiner Frau in der Nähe von Zürich und hat zwei erwachsene Söhne. (luc)


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