Apps4biz: Revolutionär – zu revolutionär?

Einen Tag vor dem Start der Orbit/Comdex präsentierte Apps4biz in Basel die neueste Version der Software gleichen Namens. Ob sich das Konzept durchsetzt?

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/20

     

Gut versteckt am hintersten Steg des Basler Rheinhafens mieteten die Leute des amerikanisch-schweizerischen Software-Startups ein Rheinschiff, um die neueste, dritte Version der Business-Applikation Apps4biz zu zeigen. Der Ansturm der potentiellen neuen Partner und der Presse hielt sich allerdings sehr in Grenzen, die meisten fanden wohl das Schiff nicht.
Apps4biz ist grundsätzlich eine komplette Business-Applikation für KMU, speziell produzierende Betriebe. Die Applikation wurde von Anfang an für ASP (Application Service Providing – «Vermietung» über Internet) konzipiert. Bei schmalbandigen Verbindungen wird dafür Citrix-Software eingesetzt, es gibt aber auch einen VB-Client, der bei breitbandigen Verbindungen direkt auf den Applikationsserver beim ASP zugreifen kann.

Die 4-Knöpfe-Theorie

Der Ansatz der Anwendung ist nicht nur im Vertriebsweg (ASP) revolutionär. Man will ebenso ohne die übliche Unzahl von Menus, Untermenus und Bildschirmen auskommen. Es gibt genau vier Buttons, die zu den Tabellen und Aktionen führen! Dadurch – so das Versprechen – soll die Applikation in zwei bis fünf Tagen installiert werden können. In dieser kurzen Zeit sollen Dokumente, Workflow und das User-Interface angepasst werden können. Die Schulung der Benützenden soll gerade noch zwei Tage verschlingen.
Die vier Buttons führen zu Masken und Tabellen unter den Überbegriffen «Artikel», «Kontakte», «Aktionen» und «Ergebnisse». Die ersten zwei Begriffe fassen im wesentlichen die Stammdaten eines Unternehmens zusammen (Produkte und Kunden/Lieferanten/Mitarbeitende). Über «Aktionen» werden Geschäftsvorgänge wie z.B. ein Wareneingang, eine Rechnungsstellung, ein Bestellungseingang oder eine Offertstellung etc. ausgelöst. Mit dem Button «Ergebnisse» kommt man schliesslich zum Reporting (z.B. Margenberechnungen, Stückkosten, ...).

Erst ein Ansatz

Das Konzept von Apps4biz tönt bestechend, doch wird auch bei oberflächlichem Hinschauen klar, das noch viel zu tun ist. Vieles in der Software beruht auf Crystal Reports, so auch Schnittstellen zu Fibus oder auch das Ausdrucken von Auswertungen und Listen. Branchenlösungen gibt es noch nicht.
Auch Erich Fehr von Distributor BCD-Sintrag ist vorsichtig: «Die Einführung eines solchen Produktes verlangt einiges an sorgfältiger Vorbereitung (technisch/Marketing). Daran sind wir zur Zeit. Ein riesiger Durchbruch ist sicher nicht sofort zu erwarten. Trotzdem geben wir dem Produkt Potential, da es technisch und inhaltlich neue Wege für KMU aufzeigt. Natürlich muss bezüglich der verfügbaren Funktionen noch einiges getan werden. Daran aber wird mit Hochdruck gearbeitet.» (hc)

Apps4biz: Hirn und Geld aus der Schweiz

Gründer und CTO ist der Schweizer Jean-Jacques Monbaron. Monbaron begann seine Karriere nach einem Studium in Neuenburg in der Uhrenindustrie. «Sein» US-schweizerischer Software-Startup ist fest in den Händen von hiesigen VCs (Risikokapitalisten). Zu den Investoren gehören die Zürcher
Venture Partner oder auch der VC-Bereich der Bank Julius Bär.
Gerade in der verarbeitenden Industrie – einer der Zielmärkte – sei der Automatisierungsgrad zum Teil noch sehr gering und selbstgebaute Lösungen zum Teil auf Excel-Basis weit verbreitet, sagt Guido Colombo, der europaweit für Business-Development zuständig ist. Bei kleinen und mittleren Produktionsbetrieben sieht er denn auch eine der grössten Chancen für das Produkt. Gemäss Colombo reicht die Finanzierung des Start-ups für fünf Jahre. Das Break-even ist für Ende 2002 geplant, bis 2004 wollen die KMU-Spezialisten weltweit einen Auftragseingang von 100 Mio. Dollar erreicht haben.
Heute zählt Apps4biz 70 Kunden. Die Firma verfolgt einen gänzlich indirekten Ansatz. Man zählt darauf, nicht nur Lösungsspezialisten und VARs zu finden, die das Produkt vertreiben und Kunden schulen, sondern es auch zu vertikalen Lösungen ausbauen.


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