Das Sprachenwunder: Vanessa Gentile, Salesforce
Quelle: Vanessa Gentile, zvg

Das Sprachenwunder: Vanessa Gentile, Salesforce

Vanessa Gentile, Alliances & Channel Lead Switzerland bei Salesforce, spricht sechs Sprachen fliessend und baut gerne von Grund auf etwas auf, um damit anderen das Leben zu vereinfachen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2020/11

     

Ganze sechs Sprachen beherrscht Vanessa Gentile, Alliances & Channel Lead Switzerland bei Salesforce. Zweisprachig mit Portugiesisch und Italienisch aufgewachsen, betreut von einer Nanny, die nur Spanisch sprach, und Deutsch, Französisch und Englisch in der Schule gelernt: Ihr Sprachfundus könnte kaum grösser sein. Und er hat sie weit gebracht. Denn bereits bei ihrem Job in jungen Jahren war ihr Sprachtalent besonders gefragt. Sie amtete nämlich, vor und auch noch parallel zu ihrer Büro- und KV-Lehre, als Übersetzerin für die Kriminalpolizei. «Ich konnte Spanisch, Portugiesisch und Italienisch gut in Wort und Schrift, weshalb sie mich gerne genommen haben», blickt die 41-Jährige zurück. Und für sie war es eine gute Möglichkeit, ihr Lehrlingsgehalt aufzubessern. Ein Zuckerschlecken war diese Arbeit aber keineswegs. «Die Fälle waren zum Teil doch sehr happig. Ich hatte zwar einen Psychologen an der Seite, aber ich war noch sehr jung und durfte wegen der Schweigepflicht auch zuhause nicht über die Fälle sprechen.»

Sprachen als Wegbereiter

Auf der Suche nach einem neuen Job half Vanessa Gentile erneut ihr Sprachenschatz, landete sie doch in der Reise- und Ferienabteilung von Axa. Dort betreute sie für den Versicherer Kunden, die im Ausland ein Problem hatten. «Ich habe mich um Schadenfälle im Ausland gekümmert, wobei ich auch immer wieder mit Behörden in den verschiedenen Ländern zu tun hatte und meine Sprachen brauchen konnte.» Und auch die nächste Karrieretüre öffnete sich für sie dank ihres Sprachenfundus. «Ich wechselte als Account Manager zu Microsoft und betreute Kunden in der Romandie und in der italienischen Schweiz.» Insgesamt verbrachte sie 13 Jahre bei Microsoft und durfte schliesslich die Anti-Piracy-Abteilung aufbauen. «Dabei ging es darum, Unternehmen bei der richtigen Lizenzierung zu unterstützen. Wir waren ziemlich erfolgreich und ich habe für meine Arbeit von Microsoft den Circle of Excellence Award erhalten.»


Weniger erfolgreich oder eher weniger erfreulich war dann aber die Rückkehr von Vanessa Gentile zu Microsoft nach dem zweiten Mutterschaftsurlaub. «Ich bin nach sechs Monaten wieder zurückgekommen und mein Job war einfach besetzt.» Zu dieser Zeit habe es im Management viele Wechsel gegeben und niemand habe mehr von ihr gewusst. Schliesslich brachte Microsoft sie im Partnergeschäft unter, was sich als Glücksfall erwies. «Das war eine Bereicherung, war dieser Bereich doch der einzige, den ich nach 13 Jahren noch nicht kannte, und er eröffnete mir neue Karrierechancen.» Denn als es nach einem Jahr Zeit wurde, sich neu zu orientieren – aus Angst, sonst nicht mehr vermittelbar zu sein – durfte ­Vanessa Gentile bei Oracle den Aufbau des Partnernetzes im Cloud-Bereich übernehmen. Und seit rund zwei Jahren ist sie als Alliances & Channel Lead Switzerland bei Salesforce ebenfalls dafür verantwortlich, das Partnergeschäft hierzulande zu etablieren. «Der Aufbau von etwas von Grund auf liegt mir. Darin bin ich gut und es macht mir Spass.» So erstaunt es denn auch nicht, dass sie stolz darauf ist, dass sie überall, wo sie war, etwas kreieren konnte. «Ich kann zurückblicken und sehe, dass das, was ich gemacht habe, den Menschen etwas bringt.»

Flexibilität und Disziplin

Weniger Gefallen findet sie an Routine. «Als Mutter von zwei Jungs hat man eh nie Routine», erklärt sie lachend. «Und beruflich war, seit ich bei Axa angefangen habe, kein Tag wie der andere. Veränderung ist bei mir die einzige Konstante.» Auch die IT-Branche entspricht ihrem Drang nach Wandel. Und nicht nur das: Als Mutter zweier Söhne erlaubt es ihr die IT-Branche gut, Job und Kinder zu vereinbaren. «Ich bin sehr flexibel in meiner Arbeitszeit, denn ich werde nicht daran, sondern an meiner Performance gemessen. Mein Job erlaubt es mir, auch abends zu arbeiten und mir während des Tages mal Zeit für die Kinder zu nehmen.» Dabei brauche es aber viel Disziplin und es sei durchaus auch streng. «Aber wenn man sich für Job und Familie entscheidet, dann gibt es keinen anderen Weg. Ich liebe meinen Job und diese Passion für das, was ich mache, gebe ich meinen Kindern mit.» Zu ihrer Passion gehört auch das Programm Bring Women Back to Work, das das Ziel hat, Müttern den beruflichen Wiedereinstieg zu erleichtern, gerade wenn sie branchenfremd sind. Dabei stellen Partner von Salesforce entsprechende Stellen bereit. Entstanden ist die Idee nach ihrem Erlebnis bei Microsoft und mit der Erkenntnis, dass die IT ein guter Ort für Frauen mit Familie ist.

Kindern die Welt zeigen

Nebst Arbeit und Kindern bleibt momentan aber die Zeit für sich alleine auf der Strecke. «Ich spiele eigentlich Klavier, komme aber viel zu selten dazu.» Sie versuche, sich für sich Zeit rauszunehmen, es sei aber schwierig. «Wenn die Kinder am Wochenende beim Vater sind, versuche ich, etwas für mich zu machen und bin viel weg, etwa in den Bergen.» Zeit für ein regelmässiges Hobby sei aber nicht da. Früher modelte Vanessa Gentile – unter anderem mit Roger Federer und DJ Bobo für Emmi Caffe Latte – und tanzte Salsa. Für die kleinen Pausen im Alltag sorgen aktuell Meditation oder Kochen. «Beim Kochen kann ich abschalten, weil ich mich voll auf das Rezept konzentriere und nicht noch an zig weitere Sachen denke.» Zudem kocht sie auch gerne für Freunde. «Wir haben immer viel Besuch. Denn mit den Jahren habe ich die Zeit, die wir haben, immer mehr zu schätzen gelernt, weil wir immer weniger davon haben.»


Worauf sie sich zudem freut, ist, wenn ihre ­Kinder – heute sechs und acht Jahre alt – grösser ­werden. «Dann kann ich mit ihnen viele Sachen ­machen, vor allem reisen.» Denn: «Meine Kinder wachsen sehr privilegiert auf, aber das ist nicht der Standard. Sie sollen erfahren, dass es Kinder gibt, die zu wenig zu essen haben, keine Kleider und Spielsachen haben. Ich möchte ihnen gerne die Welt zeigen, denn die Schweiz ist nicht die Welt.» Durch das Reisen könne man ihnen vieles mit auf den Weg geben, aber sie müssten dafür auch reif sein, «damit sie davon profitieren und daraus lernen können». Denn eines ihrer erklärten Ziele ist es, dass ihre Buben gute Menschen mit den richtigen Werten werden – «Respekt, ­Toleranz und die Gleichstellung aller».

Vanessa Gentile


Vanessa Gentile, je zur Hälfte Italienerin und Brasilianerin, ist als Einzelkind in Frauenfeld aufgewachsen. Nach der Bürolehre und zwei Jahren KV arbeitete sie bei Axa in der Reise- und Ferienabteilung als Supervisor, bevor sie zu Microsoft wechselte und dort während 13 Jahren in verschiedenen Positionen tätig war. Nach zwei Jahren bei Oracle, wo sie für das Cloud-Partnergeschäft zuständig war, ist Vanessa Gentile seit August 2018 bei Salesforce als ­Alliances & Channel Lead Switzerland ­tätig. Sie lebt mit ihren zwei Kindern im ­Zürcher Oberland. Sie ist auf Instagram @bringwomenbacktowork zu finden. (abr)


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