Onetelnet: Tod eines Providers


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/18

     

Der Schweizer Telekommunikationsanbieter und Internet-Provider «Onetelnet» hat sich in Luft aufgelöst. Erst vor zwei Jahren ist der Ableger der australischen Onetel mit grossem Tam-Tam auf den Schweizer Markt geschwappt, nun hat der Billigangebot-Provider von heute auf morgen seinen Dienst auch schon wieder eingestellt.
Seit etwa drei Wochen arbeitet der Internet-Service nicht mehr, die Kunden, laut eigenen Aussagen immerhin 100’000 an der Zahl, lässt man ohne Erklärung ins Leere blicken. Die Website ist abgeschaltet, unter der Service-Nummer ist niemand verfügbar. Wie von Zauberhand vertauscht, prangt an der Stelle, wo bis dato der Schriftzug Onetelnet den Briefkopf zierte, jetzt das Firmenlogo des Genfer Telekommunikations-Dienstleisters Télésonique.
Auf Seite zwei der Rechnung folgt dann die kurze, in Miniaturschrift gedruckte Erklärung von Onetelnet, in der das Unternehmen mitteilt, dass man die gesamte Kundschaft an Télésonique weitergereicht habe und diese sich ihrerseits verpflichtet, alle bisher von Onetelnet geleisteten Dienste den Ex-Onetelnet-Kunden auch weiterhin zu garantieren.
Zumindest was den Internetdienst betrifft, scheint man bei Télésonique eben diese Verpflichtung nicht sehr ernst zu nehmen. Betrachtet man das Angebot des Genfer Telefondienst-Anbieters auf dessen Website, ist auch weit und breit nichts zum Thema Internet auszumachen. Des weiteren kursieren Gerüchte, dass die «garantiert gleichbleibenden Tarife» doch erhöht werden sollen.
Seitens Télésonique ist weder per Mail noch telefonisch eine Stellungsnahme zu erhalten. Auf der Kundendienst-Linie verspricht eine Stimme per Band einen schnellstmöglichen Rückruf, auf den der Kunde bis zum Nimmerleinstag wartet. In einem Mail gibt Télésonique gegenüber IT Reseller zumindest zu: «Wir sind absolut unzufrieden mit der heutigen Situation und wir verstehen den Ärger der Onetelnet-Kunden. Wir arbeiten Tag und Nacht, um das Problem zu lösen.» Wo das Problem genau liegt und wie man es zu lösen gedenkt, bleibt auch nach mehrmaliger Anfrage ein ungelöstes Rätsel.
Erste Onetelnet-Kunden haben bereits das Handtuch geworfen und ihr Abo bei Télésonique gekündigt. «Dies könnte Ihr letzte Rechnung per Post sein!» ist auf der Télésonique-Rechnung zu lesen. Für viele Kunden wird es vielleicht die letzte überhaupt sein, die sie dem Onetelnet-Nachfolger bezahlen werden. (sk)


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