Blume aus den Dettwiler-Trümmern

Zwei ehemalige Dettwiler-Systemingenieure haben sich ein Herz gefasst und eine eigene Firma gegründet.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/16

     

Es ist gut zu sehen, dass der traumatische Crash einer Firma für manche auch der Antrieb ist, einen lange gehegten Plan zu verwirklichen. So geschehen mit Marco Mannoni (Bild links) und Simon Stratton, zwei Systemingenieuren die nach dem Konkurs ihres Ex-Arbeitgebers Dettwiler kurzentschlossen eine eigene Firma gegründet haben: Msinformatik.net.
Msinformatik möchte als Hersteller-unabhängiger IT-Infrastrukturberater und IT-Integrator mit Schwerpunkt auf Terminal-Server (Citrix) auftreten. Im Moment arbeiten fünf Leute an den Standorten Hinwil und Schaffhausen, die Zielkundschaft sind daher logischerweise KMU. Die reine Angestelltenzahl ist allerdings relativ. «Aus unserer Laufbahn in der IT-Branche kennen wir überall Leute, die sich in vielen Gebieten auskennen, zum Beispiel Cisco, Netware, Security...», meint Marco Mannoni.
Ein wichtiger Teil des Firmenkonzeptes sei es, dass man je nach Projekt zusätzliche Leute hinzuziehen könne. Auch als Unternehmen sei man in ein Partnernetz mit anderen Firmen eingebunden, mit denen man gute Beziehungen pflege. Über diese kann man, zum Beispiel wenn ein grösseres Projekt einmal die eigene Kreditlinie überschreiten sollte, auch Bestellungen abwickeln.

Stilfragen

Der Plan, sich selbständig zu machen habe schon lange in seinem Hinterkopf herumgespukt, meinte Mannoni. Geholfen beim Entschluss hat sicher, dass die beiden Firmengründer einige Ex-Kunden von Dettwiler mitnehmen konnten.
Die beiden Firmengründer streben für Msinformatik einen Firmenstil an, den sie mit den Worten offen, zugänglich, flexibel und unkompliziert beschreiben. Und ganz konkret: «keine Bereitschaftsbeträge». Ihre Haltung ist stark von Erfahrungen aus ihrer bisherigen Laufbahn in der IT-Branche geprägt, und eine gewisse Abneigung gegenüber erlebten Management- und Salespraktiken ist spürbar. Man sei dagegen, den Kunden mehr «aufzuschwatzen» als sie brauchen, meint zum Beispiel Mannoni, und fügt an, er habe öfters erlebt, dass Kunden auch mal über den Tisch gezogen wurden. Er wolle lieber eine Lösung für 1000 als für 10’000 Franken verkaufen, wenn der Kunde dafür zufrieden sei.
Das tönt auf Anhieb wenig geschäftstüchtig. Ist Msinformatik eine Techie-Firma? Mannoni und Stratton wollen das gar nicht rundweg abstreiten, betonen aber: «Wir sind vielleicht Techies, aber keine weltfremden Bastler. Wir sind Fachleute und können uns in der Welt bewegen.» Sie glauben auch, dass ihre Haltung durchaus Business-Sinn macht. «Wir können es uns nicht leisten, einen Kunden zu verlieren.» Und enttäuschte Kundschaft sei eines der Probleme der strauchelnden, grösseren VARs.
Es sei auch eine Illusion zu glauben, dass bei KMUs der Verkauf über das Management laufe. «Es ist immer noch der IT-Mensch, der überzeugt werden muss. Die Kundenbindung läuft nicht über den Verkäufer.» (hjm)


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