Annette Mägerle - Die Globetrotterin
Quelle: Brentford

Annette Mägerle - Die Globetrotterin

Der Weg von Annette Mägerle führte sie über die Modebranche in die IT. Heute leitet sie erfolgreich den PC-Assemblierer Brentford, den sie einst zusammen mit ihrem Mann kaufte.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2014/06

     

Die erste Pilotin bei der Swissair zu werden – das war der Wunsch von Annette Mägerle, Geschäftsführerin der Chamer PC-Schmiede Brentford. «Weil ich aber schon immer eine Brille tragen musste und das dazumal noch ein Ausschlusskriterium war, musste ich diesen Traum leider begraben», erinnert sich die heute 47-Jährige. So entschied sie sich als Alternative für ein Betriebswirtschaftsstudium an der Hochschule St. Gallen – «ich wusste nicht, was ich werden wollte, aber nach einem Studium an der HSG stehen einem viele Türen offen». Ihr Weg führte sie schliesslich in die Modebranche und zu C&A. Ausschlaggebend dafür war das Traineeprogramm des Moderiesen, das einen neunmonatigen Auslandsaufenthalt in Brüssel beinhaltete. «Ich hatte bereits vor der Matura einige Monate in Los Angeles verbracht und wusste, dass mir Auslandsaufenthalte gut tun», so Mägerle. Zurück aus Brüssel landete sie im Einkaufs- und Produktemanagement-Team von C&A. «Das war eine gute Zeit, erlaubte mir der Job doch, meine Reiseleidenschaft trotz fehlendem Pilotenschein auszuleben.»

Als C&A nach sechs Jahren den Einkauf in ganz Europa zentralisierte, gelangte Mägerle in ein internationales Team und sie musste ihren Arbeitsort nach Düsseldorf verlegen. «Die ganze Woche in einem Hotel in Düsseldorf zu verbringen, hat mir aber nicht gefallen», erklärt sie, weshalb sie zu Esprit wechselte. Dort war sie als Retailmanager für die rund 30 Esprit-Läden in der Schweiz verantwortlich. «Hier bin ich das erste Mal in eine Führungsposition gerutscht und hatte auf einmal über 100 Mitarbeiterinnen unter mir. Das war sehr spannend», erinnert sie sich. Einziger Wermutstropfen: Das Reisen fehlte ihr sehr. Und so zögerte sie nicht lange, als sie vom Versandhaus Spengler abgeworben wurde, wo sie während rund drei Jahren viel unterwegs war – bis zu diesem Schlüsselerlebnis: Mägerle war einmal mehr beruflich in London und wurde dabei von einer Freundin begleitet, mit der sie anschliessend privat noch einige Tage in der Stadt an der Themse verbrachte. «Meine Freundin war begeistert von den Taxis und Telefonkabinen in London, wie man sie aus Film und Fernsehen kennt. Ich hingegen habe das alles gar nicht mehr wahrgenommen. In diesem Moment wurde mir klar, dass es Zeit ist, etwas anderes zu machen», erinnert sich Mägerle.
Nach einem Zwischenstopp in der Unternehmensberatung bei KPMG, wo sie im Rahmen eines VoIP-Projekts für Cablecom erstmals mit IT ausserhalb der Anwenderseite in Kontakt kam, landete Mägerle schliesslich bei Swisscom Fixnet. Als nach rund fünf Jahren der Merger mit Bluewin kam – «und alle interessanten Positionen mit Bluewin-Personen besetzt wurden» –, wechselte sie zu Swisscom IT Services, wo sie Marketing und Kommunikation verantwortete.

Selbständig mit PCs


Dort blieb sie, bis ihr Mann Manuel Gutierrez 2008 entschied, dass er genug von Grossunternehmen hatte. Da auch sie ähnlich empfand, beschlossen sie, sich gemeinsam und selbständig eine neue Existenz aufzubauen. «Wir kauften WT Management, das heutige Unternehmen Brentford. WT Management war dazumal ein kleiner PC-Hersteller, der auch Design-Computer baute. Das passte bestens zu uns: Während mein Mann das klassische PC-Geschäft betreute, übernahm ich den Design-Bereich», berichtet Mägerle. Bald schon merkten sie aber, dass das Unternehmen doch etwas klein war für sie beide. «Wir waren uns in der Ausrichtung nicht ganz einig. Mein Mann wollte sich auf Grosskunden stürzen und ich wollte das Portfolio auch im Retail für Privatkunden anbieten», so Mägerle. Deshalb entschied sich ihr Mann dann auch, das Angebot für die Geschäftsführung von Fujitsu Siemens Schweiz anzunehmen und überliess ihr das Feld bei Brentford. Mägerle erinnert sich: «Als erstes habe ich danach einen Onlineshop aufgebaut, wo man sich selbst PCs zusammenstellen kann. Dieser Onlineshop war unser Durchbruch, konnten wir damit doch auch in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld Neukunden gewinnen.» Das ist bis heute so: 20 bis 30 Prozent des Umsatzes macht Brentford pro Jahr mit Neukunden. Und nicht ohne Stolz erklärt die Geschäftsfrau: «Wir haben in den fünf Jahren, in denen ich das Unternehmen führe, den Umsatz verdoppelt.»
Doch damit gibt sich die 47-Jährige noch nicht zufrieden: «Brentford hat noch Wachstumspotential.» Entsprechend will sie das Unternehmen auch in den nächsten Jahren weiter aufbauen. Danach wäre es aber schön, wenn sie sich etwas zurückziehen könnte, um sich anderen Visionen zu widmen: «Meine Familie hat einen Wohnsitz in Thailand, entsprechend bin ich viel dort und gehe wahnsinnig gerne auf Märkte, wo man einheimisches Handwerk findet, wie etwa spezielle Flip Flops oder Sarongs.» Mägerles Idee ist es, einen Onlineshop aufzuziehen, wo man die thailändischen Dekorationssachen sowie Kleider kaufen kann. «Das wäre dann aber eher ein Nebenbei- oder ‹Alters›-Projekt», erklärt sie schmunzelnd.

Wintermonate an der Wärme

Nebst der Reiserei, die sie heute auf das Privatleben beschränkt – «zwei Fernreisen pro Jahr müssen es aber schon sein» –, liest Mägerle in ihrer Freizeit gerne. Ihr einstiges Hobby, das Bergsteigen, musste sie nach fünf Knie-Operationen aufgeben. Auf der Suche nach einem Ersatz landete sie beim Golfen. Für ihre Zukunft kann sie sich durchaus vorstellen, es ihrer Familie gleichzutun und in den tristen Wintermonaten nach Thailand zu flüchten. «Ich muss nicht unbedingt in der Schweiz sein, wenn es im November wieder grau und kalt wird.» Zudem tue ihr die Kultur der Thailänder gut: «Das Leben in der Schweiz ist sehr hektisch, während in Thailand mehr Gelassenheit herrscht.»

Annette Mägerle

Annette Mägerle ist im Rheintal aufgewachsen und hat einen Bruder. Nach der Matura entschied sie sich für ein Betriebswirtschaftsstudium an der Hochschule St. Gallen (HSG). Sie lebt zusammen mit ihrem Mann, dem in der Branche bestens bekannten Manuel Gutierrez, in Walchwil. Ihre grosse Leidenschaft ist das Reisen. Diese Faszination hat sie von ihren Eltern geerbt: «Ich wurde als Kind von meinen Eltern schon früh mit auf Fernreisen genommen, als das noch nicht selbstverständlich war.» Die 47-Jährige beschreibt sich selbst als neugierig, offen für Neues und flexibel. (abr)


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