Licht und Schatten bei Also

Während Alsos Distributionsgeschäft auch letztes Jahr gedieh, musste die Luzerner Gruppe mit Also Comsyt schwere Rückschläge verkraften.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/05

     

Das Distributionsgeschäft hat bei der Also Holding an Gewicht gewonnen. Dies ist die klare Folge des nachgerade berühmten «Digital Winter», der Nachfrageschwäche bei Grosskunden im ersten Halbjahr 2000.
Die Umsätze bei Also Comsyt brachen im Vergleich zum Vorjahr regelrecht ein. Mit 217,7 Mio. Franken resultierte ein Rückgang von vollen 35% gegenüber dem Vorjahr. Die Folge war nicht nur Stellenabbau um 185 Stellen bei Also Comsyt sondern auch ein massiver Verlust von 32,6 Mio. Franken.
Da letztes Jahr aber auch die PC-Abteilung der CS Group übernommen und in die Also-Gruppe (Also IT Services AG) integriert wurde, beschäftigen die Luzerner im Systemgeschäft unterdessen wieder über 1000 Personen.

Gedämpfte Aussichten für 2001 im System-Business

Auch für dieses Jahr ist Also-Chef Thomas Weissmann nicht übertrieben optimistisch für das Systemgeschäft. Entgegen den Hoffnungen schrieb Also Comsyt auch im letzten Quartal 2000 keine schwarzen Zahlen. «Kurzfristig ist mit einer zögerlichen Belebung des Geschäfts zu rechnen», so Weissmann.
Doch hofft man am Hergiswiler Hauptsitz immer noch auf einen Auftragsschub durch die Migration auf Windows 2000. Noch ist aber nicht ganz klar, ob die Migrationswelle bei Grossfirmen wirklich über die Branche schwappen wird. Denn viele Firmen werden zwar serverseitig auf Windows 2000 und .Net-Produkte umsteigen, clientseitig aber die nächste Windows-Generation abwarten.
Den Schwierigkeiten im Systemgeschäft will Weissmann mit einer Erweiterung der Dienstleistungspalette begegnen. Also Comsyt will sich in der Wertschöpfungskette nach oben hangeln und vermehrt Dienstleistungen in den Bereichen Engineering und Outsourcing (Betrieb von IT-Infrastrukturen) anbieten.
Einen Ersatz für Heini Portmann, der seinen Sessel im November 2000 abrupt räumen musste, hat man bei Also noch nicht gefunden, so Weissmann. Die Suche sei in vollem Gang.

Hervorragende Resultate in der Distribution

Machte Also Comsyt Sorgen, so glänzte umso mehr Marc Schnyders Distributionsbereich. Ohne geografische Erweiterung oder Übernahmen konnte der Umsatz um 24 Prozent auf 1’685 Mio. Franken gesteigert werden. Gleichzeitig gelang es Also ABC den Amerikanern (Ingram und Tech Data) vorzumachen, wie man die Marge steigert.
Die Betriebsmarge stieg gut ein Drittel von 1,7 auf 2,2 Prozent. Zum Vergleich: Der weltweit grösste Distributor, Ingram, erzielte letztes Jahr zwar einen ungleich höheren Umsatz von etwas über 30 Mrd. Dollar. Sein Reingewinn lag aber mit 226 Mio. Dollar verhältnismässig wesentlich tiefer.
Der Löwenanteil des Umsatzes von Also ABC entfällt immer noch auf die Schweiz, wo etwas über eine Milliarde Franken «gedreht» wurden. Doch auch in Deutschland zählt Also ABC unterdessen zu den grösseren Playern. Im Mai wurde ein zweites Lager in Braunschweig eröffnet – dieses Jahr soll das System von J.D. Edwards auch bei Also in Deutschland installiert werden. Damit will der helvetische Klassenprimus auch im «grossen Kanton» vermehrt als Logistik-Dienstleister für «E-Tailer» auftreten. In der Schweiz macht Also bereits die Logistik für die Webshops von Compaq und HP.

Was macht die Konjunktur?

Ein Fragezeichen setzt Thomas Weissmann hinter die Konjunktur-Entwicklung. Er erwartet, dass sich Umsatz und Gewinn im Distributions-Handels-Geschäft nicht mehr ähnlich rasant wie in vergangenen Jahren steigern lassen. Hingegen haben die Also-Leute fest vor, von der steigenden Nachfrage nach Logistik-Outsourcing zu profitieren.
Die Ausweitung der Aktivitäten in weitere europäische Länder (England?) steht immer noch im Raum, weitere Angaben werden wie seit Jahren nicht gemacht. Man lässt sich weiterhin die Optionen eines Neustarts «auf der grünen Wiese» oder einer Übernahme offen.
Klar ist, dass Also an der Strategie der Fokussierung auf bestimmte Hersteller, Dienstleistungs- und Marktsegmente festhalten wird. Marc Schnyder sieht sich in der Also-Strategie durch die Trends in der Branche bestätigt. Schnyder: «Wir glauben nicht an einen ‘Shake-Out’ in der Schweizer Distribution. Wir gehen eher davon aus, dass sich eine klare Segmentierung in der Distribution durchsetzt. Es werden in Zukunft nicht mehr alle Unternehmen die gleichen Leistungen anbieten können.»

Mitarbeiter sollen sich beteiligen

Die Also-Holding lanciert ein Aktienkaufprogramm für Mitarbeiter, später sollen den Mitarbeitenden ev. auch Optionen angeboten werden. Ab 1. Juni 2001 sollen die Also-isten zu einem sehr günstigen Preis Namensaktien der Firma bis maximal 2,5 Prozent des Jahreslohnes erwerben können. (hc)

Fokus auf Dienstleistungen

Detaillierte Zahlen zur Verteilung der Umsätze und Erträge im Handels- und Dienstleistungsgeschäft von Also ABC sind zwar nicht zu erhalten, aber die Marschrichtung ist klar. Also ABC will den Anteil der Logistikdienstleistungen, wo der Betrieb nicht mehr von ewig sinkenden Margen abhängig ist, sondern Dienstleistungen direkt verrechnen kann, weiterhin steigern. Marc Schnyder: «Es ist unser oberstes Ziel, den Anteil des
Logistikdienstleistungsgeschäfts gegenüber dem klassischen Distributionsgeschäft zu steigern.»
Doch ganz verschwinden wird der Handel nicht. Schnyder geht davon aus, dass Also ABC «noch längere Zeit» beide Modelle anbieten wird.
Mit der Übernahme der Logistik für Swisscom Mobile hat Also auf jeden Fall einen gross Schritt gemacht. Langfristig sollen gemäss Schnyder pro Jahr eine Million Einheiten bewegt und 170’000 Aufträge erledigt werden. Im Also-Lager in Emmen sollen 60 bis 70 neue Arbeitsplätze entstehen.


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