SGI bankrott - Absturz des vergangenen Sterns

2. April 2009

     

SGI, bekannt als Silicon Graphics, hat in der US-Amtsstelle Konkurs nach Chapter 11 angemeldet. Kurz darauf verkündete Rackable Systems die Übernahme des SGI-Geschäfts für 25 Mio. Dollar. Dazu gehören Server, Storage und Software für Hochleistungsrechner. SGI fokussierte seit der Gründung auf High-End-Systeme und meldete bereits 2006 Insovenz an, konnte sich aber ein Jahr später mit einem Angebotswechsel auf Microsoft HPC Software wieder aufraffen.

Im Konkurs gibt SGI an, weiterhin von den Herausforderungen des letzten Restrukturierungsprogramms gehemmt zu sein. SGIs Hemmnisse sind hohe Kostenstruktur, harte Konkurrenz und verspätete Wechsel auf neue Technologien. Das Unternehmen hat verpasst, mit Produkten und Services neue Märkte zu erobern. Sie meldeten an Aktiven 390.5 Mio. Dollar und Schulden von 526,5 Mio. Dollar. Treue Stammkunden waren die Nasa (Bild: Columbia Supercomputer, 2004), das US-Verteidigungsministerium und Hollywood-Filmstudios. Im vergangenen Jahr kaufte SGI von Linux Networx deren Software und verschiedene Patente für Cluster-Design, Strom und Kühlung und Cluster-Optimierung.


Die einstige IT-Vorzeigefirma erreichte Ruhm Ende der 1980er-Jahre mit extrem leistungsfähigen und teuren Workstations für Grafikanwendungen, die mit Risc-Prozessoren befeuert auf dem eigenen Unix-Betriebssystem Irix liefen. Die ersten professionellen Virtual-Reality-Programme für Architekten wurden fast ausnahmslos mit SGI-Workstations realisiert, aber auch die ersten mit Computergrafik (CG) unterstützten Kinofilme und abendfüllenden Zeichentrickfilme, beispielsweise Pixars Toy Story (erster reiner CG-Animationsfilm in Spielfilmlänge) und technische Pionier-Actionfilme wie Abyss (erster animierter 3D-Wassereffekt), Robocop 2 (erster CG-Film-Charakter), Terminator 2 (erste menschliche Animationen einer CG-Figur) und Jurassic Park (photorealistische Lebewesen).

Die SGI-Workstations galten bis zum Aufkommen der leistungsfähigen PC-Grafikkarten von ATI und 3DFX gegen Ende des vergangenen Jahrtausends als das Nonplusultra im 3D-Bereich und wiesen der IT-Industrie den Weg in das neue Zeitalter der virtuellen 3D-Welten. Rendern und Vektorwelten waren ihr konkurrenzloses Spezialgebiet. Noch 2001 entstanden CG-Filme wie Final Fantasy grösstenteils auf SGI-Hardware.

Silicon Graphics wurde 1982 von James H. Clark gegründet und unterhielt während 12 Jahren eine Produktionsstätte in Cortaillod (NE). Bei der Schliessung 2001 verloren 300 Mitarbeiter ihren Job. Der Stanford-Absolvent Clark gründete 1993 Netscape zusammen mit Marc Andreessen. (mro)


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