Umfrage Assemblierer-Markt Schweiz: Die kritische Grösse bringts

Viele (ehemalige) Assemblierer haben auf unserer Umfrage kurz und bündig reagiert: «Wir haben es aufgegeben. Es lohnt sich sowieso nicht mehr.»

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/08

   

Der Trend zur Grösse, zum Erreichen der «kritischen Masse», ist eindeutig. Während sehr viele kleinere Assemblierer auf telefonische Anfrage hin angaben, dass sie die eigene Produktion von PCs aufgegeben haben, bleiben die «Grossen» optimistisch und peilen Wachstumsraten von fünf bis hin zu 45 Prozent an. Bei der Mehrheit der Antwortenden pendelt sich der Durchschnitt der prognostizierten Wachstumsrate bei guten zehn Prozent ein.

Microsoft, Microsoft, Microsoft

Linux spielt buchstäblich – zumindest bei den Assemblierern, die unsere Umfrage beantworteten – keine Rolle. Ein einziger der Antwortenden gibt an, 10% von insgesamt 1400 Systemen mit vorinstalliertem Linux auszuliefern. Wenig überraschend dominierte Windows 98 bei den Consumer-PCs, während Windows NT bei den Business-PCs leicht überwiegt. Auch bei der Office-Software dominiert Microsoft bei weitem. Staroffice von Sun wird zum Beispiel ebenfalls nur von einem einzigen Assemblierer – und auch dort nur selten – gebündelt.

Die drei grössten Assemblierer bauen (auch) AMD-Maschinen

Bei den Prozessoren sieht das Bild ähnlich aus. Intel dominiert. Doch scheint AMD – vor allem im Consumerbereich – aufzuholen. Die drei Umfrage-Teilnehmer mit den grössten Stückzahlen setzen alle auch AMD-Prozessoren ein. Der Anteil der AMD-CPUs lag letztes Jahr bei diesen dreien bei den PCs zwischen 25 und 35 Prozent. Die kleineren und eher KMU-orientierten Assemblierer sind hingegen vorsichtiger oder scheuen den Umstellungsaufwand. Von den anderen 18 Firmen bauen nur gerade deren vier Maschinen mit AMD-Prozessoren.

Der 1000 Franken-PC ist nicht in Sicht

Schlagerangebote für Consumer-PCs unter 1000 Franken werden auch in diesem Jahr eine Seltenheit bleiben. Im Durchschnitt wird ein Preis von 1500 Franken angenommen, die Bandbreite schwankt allerdings zwischen 1100 Franken (ein AMD-Spezialist) und 2300 Franken.
Ein Business-PC wird, so die Schätzung der befragten Assemblierer, noch CA. 1800 Franken kosten. Das Consumer-Notebook soll im Durchschnitt auf 2800, sein Business-Pendant auf 3675 zu stehen kommen. Doch das 2000-Franken-Notebook ist nicht mehr fern, bereits zwei der Befragten schätzen den Durchschnittspreis für SOHO-Notebooks auf 2000 bis 2200 Franken.

Schweizer Assemblierer locken mit hohen Margen

So heterogen die Assemblierer-Landschaft, so heterogen sind auch die Vertriebsstrategien. Auffallend ist dennoch, dass praktisch kein einziger der Befragten ausschliesslich auf Direktvertrieb setzt. Auch Assemblierer wie die Rotkreuzer SCA, die im Business-Bereich eine eigene, starke Salesforce einsetzt, verschmähen das Geschäft mit Partnern nicht. Unter 10 Prozent Marge bietet keiner der befragten Assemblierer seinen Partnern, der Durchschnitt liegt bei CA. 20 Prozent. Ebenfalls attraktiv sind die prinzipiell niedrigen Hürden, die einem Partner den Einstieg leicht machen sollen. Minimalbestellmengen kennt keiner der befragten Assemblierer.

Direktbeschaffung in Fernost und USA

Während zwei Teilnehmer am ITR Roundtable klar sagten, dass sich der direkte Einkauf in Fernost trotz grosser Volumen nicht mehr lohne, sieht es in der Umfrage anders aus. Die sechs grössten Teilnehmer an der Umfrage kaufen alle (auch) direkt in Fernost und den USA ein. Typischerweise sind es Assemblierer, die mindestens die Hälfte ihres Umsatzes mit Consumer-Produkten erzielen. (hc)

Die Teilnehmer

IT Reseller befragte die Schweizer Assemblierer mit einem umfangreichen Fragebogen. Wohl zu ausgedehnt, denn nur eine – leider nicht repräsentative – Minderheit, machte sich die Mühe, den Fragebogen auszufüllen. Die 21 Teilnehmer (nach Total produzierter Systeme):
Steg Computer GmbH, Littau
Jet Computer AG, Ramsen
ON Trading AG, Baar
Neutronic AG, Schaffhausen
SCA Computer AG, Rotkreuz
Rein Computer (Switzerland) AG, Wil
Stévil Electronique, Cortébert
Rotronic AG, Bassersdorf
Walz AG, Bern
Icx Insider Connexion GmbH, Bern
PC Net AG, Dättwil
WT Management AG, Cham
Computer World GmbH, Altorf
Jactronic AG, Schöftland
Marvo AG, Balzers
MD-Computer, Dättwil
Omni Ray AG, Dübendorf
Herwig Meier AG, Weisslingen
Informaticon, Thun
Computerlinks AG, Ostermundigen
Britschgi Personal-Computer, Ballwil


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