Peter Schwarzäugl - der Vereinfacher

Peter Schwarzäugl ist gelernter Automechaniker und hat schon mit vierzehn programmiert. Vor 13 Jahren hat er Cyberworld Multimedia gegründet und bietet Produkte und Lösungen an, die es sonst nirgends gibt. Wie einen Computer, der sich selbst repariert oder Prototypen für die Sportsensorik.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/10

     

Wenn man den Laden von Peter Schwarzäugl, Inhaber und Gründer von Cyberworld Multimedia in Uster betritt, gewinnt man im ersten Moment den Eindruck eines wilden Durcheinanders für Gamefreaks und Elektronik-Liebhaber. Und in der Tat lässt auch die Visitenkarte, auf der Internetcafé, Schulungen, Computer-Hard- und Software, Reparaturen und Support, Yu-Gi-Oh- & Magic-Karten angepriesen werden, Raum für Spekulationen. Bei näherer Betrachtung entpuppt sich Schwarzäugls Firma jedoch als Ideenschmiede für jede Menge nützlicher Informatik-Lösungen, die scheinbar nur darauf warten, entdeckt zu werden.

Alles aus einer Hand

Schwarzäugl hat schon im Alter von vierzehn Jahren Computer zusammengebaut, Spiele programmiert und sich für Informatik interessiert, bevor es überhaupt einen Lehrstuhl für Informatik in der Schweiz gab. Trotz seiner Affinität zu Computern hat er erst einmal eine Lehre zum Automechaniker abgeschlossen und auch in diesem Beruf gearbeitet. «Ich bin froh, zuerst einen handwerklichen Beruf erlernt zu haben. Bei vielen studierten Informatikern merkt man heute, dass da etwas fehlt», sagt er. Vor 13 Jahren hat er dann sein Hobby zum Beruf gemacht und mit Maya Faust Cyberworld Multimedia gegründet. Er wollte kein zweiter Microspot werden, sagt Schwarzäugl, sondern eine Anlaufstelle für Hardware- und Softwareangelegenheiten aus einer Hand. «Die Leute im Hardware-Shop können nicht programmieren und die, die aufs Programmieren spezialisiert sind, haben oft keine Ahnung von Hardware», sagt Schwarzäugl. Auch heute habe man in der Informatik viele Rechts-Links-Denker, aber kaum jemanden, der ganzheitlich an die Sache herangehe. «Es gibt zu viele Fachleute und zu wenig Allrounder.»

Zudem seien die frischgebackenen Informatiker für Grossstrukturen, wie sie in Banken oder Versicherungen gebraucht werden, gewappnet, aber für Lösungen von eigentlich unkomplizierten Problemen eher nicht geeignet. «Das Akademisieren der Informatik hat gar nichts zur Transparenz beigetragen», ist Schwarzäugl sicher. «Wir Informatiker beschäftigen uns heute zu 80 Prozent mit Problemen, die wir uns selbst geschaffen haben.» Sein Plan zur Abhilfe: zurück zur Einfachheit. Schwarzäugl hat unzählige Programmierbücher durchgewälzt und in diversen Programmiersprachen Code geschrieben. Grundsätzlich geht es aber ums Erkennen von Systemen. «Das Analytische ist das A und O in der Informatik, sonst ist es ein Schwimmen an der Oberfläche.»


Sein Unternehmen bietet Hosting, Soft- und Hardwarelösungen für KMU und Private an, entwirft Webseiten, repariert und leistet Support. Aufträge gab es seinerseits beispielsweise von der ehemaligen Fluggesellschaft Swissair, für die Schwarzäugls Trupp die Hardware für ein Visualisierungssystem Flugsicherheit lieferte oder für 3M, die ein Kühlungsproblem mit ihren Präsentationswänden hatten. Aber auch den PC für schlappe 399 Franken kann man bei Cyberworld haben, ein Zustand, über den Schwarzäugl allerdings nicht sehr glücklich ist: «Das geht schon Richtung Prostitution.» Bis hierher alles nicht weiter ungewöhnlich. Doch das Cyberworld-Team ist auch Anlaufstelle für jede Art von Spezialwünschen. «Kunden wurden schon von IBM und anderen Grössen weggeschickt, weil ein Problem angeblich nicht lösbar sei und wir haben’s dann einfach gemacht», sagt Schwarzäugl. «Oft wird viel zu kompliziert gedacht. Wir bieten einfache, aber praxisnahe Lösungen. Die wirklich guten Ideen kommen selten von grossen Unternehmen.» Derzeit arbeitet er an einem Prototyp für Sportsensorik. In einer Art Boxsack ist die von Cyberworld entwickelte Hard- und Software untergebracht, die dann die Schlagkraft eines Kampfsportlers messen soll. Im September soll das Gerät auf den Markt kommen. «Elektronik im Sport ist relatives Neuland. Ein derartig dynamisches Gerät ist weltweit das erste in dieser Art», sagt Schwarzäugl.

«Auto Rep» und schnelle Gamer

Ein weiteres Highlight ist der «Auto Rep», der Computer, der sich immer wieder selbst repariert. Da Cyberworld eine offene Werkstatt ist, demonstriert Schwarzäugl den Auto Rep auch gleich vor Ort. Nachdem er diverse Programme gelöscht, das Gerät mit Viren verseucht und einfach den Stecker gezogen hat, regeneriert sich das Gerät nach dem Einschalten von selbst wieder. Einmal F8 gedrückt, einmal die Frage nach der Reparatur mit «Ja» beantwortet und in knapp dreieinhalb Minuten ist der Urzustand wie durch Zauberhand wieder hergestellt. Das Gerät sei sicherer als ein Server und gäbe es weltweit nur bei Cyberworld, schwört Schwarzäugel. Rund 25 bis 30 Stück verkauft er davon pro Jahr. Wieso so wenig, frage er sich auch. Dabei kostet er nur 2200 Franken, praktisch ein Schnäppchen, wenn er hält, was Schwarzäugel verspricht. Das Herz jedes Gamers würde sich überschlagen, wenn er wüsste, dass es bei Cyberworld Gamingcomputer mit 25'900 «3D-Mark 2006» für 2840 Franken gibt, die bei Dell und Acer mit bis zu 22'000 «3D-Mark 2006» für 6500 bis 8500 Franken zu Buche schlagen. «Ohne Gamer-Szene hätten wir heute nicht so schnelle Computer», sagt Schwarzäugl, und «wir sind in Bezug zur Leistung günstiger als jeder Discounter», versichert der Cyberworld-Chef, «aber die Leute vergleichen viel zu wenig Preis und wirklich messbare Leistung.» Seine Programmier- und Hardwaretricks verrät Schwarzäugl natürlich nicht. (Susann Klossek)

Peter Schwarzäugl

Peter Schwarzäugl wurde als Sohn einer Schweizerin und eines Österreichers 1958 in Zollikon geboren, wo er auch aufgewachsen ist. Er ist ledig, weil ihn, wie er sagt, nie eine heiraten wollte. «Darüber bin ich aber nicht so unglücklich», sagt er grinsend. Eines seiner beiden grossen Hobbys ist das Spielen am Computer. Schwarzäugl wäre allerdings nicht Schwarzäugl, wenn er sich mit dem Spielen allein zufrieden geben würde. Seine heimliche Leidenschaft sind fraktale Algorithmen, unter deren Anwendung er seit bald sechs Jahren an einem Planetenspiel tüftelt. «Es wird wahrscheinlich kein fertiges Werk», sagt Schwarzäugl, «aber hier ist eindeutig der Weg das Ziel.» In der ihm verbleibenden knappen Freizeit fährt Schwarzäugl «Supersport»-Motorradrennen. Sechs Mal pro Jahr nimmt er am europäischen Cup teil. «Ich fahre regelmässig, falle selten auf die Schnauze und hole über die Saison relativ viele Punkte», so der Motorradfreak. Und trotzdem ist er der ewige Zweite. Einmal hätte nur so viel für den Sieg gefehlt, sagt er und zeigt mit den Fingern einen Abstand von zehn Zentimetern an. «Aber knapp daneben, ist auch vorbei, da hilft auch kein Jammern.» Und Jammern wäre das Letzte, was man Schwarzäugl nachsagen kann.


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