Katastrophal und stressig

Die CE-Umsätze sind im Jahr 2008 weniger gewachsen als 2007, wie eine Umfrage von IT Reseller unter Schweizer Fachhändlern zeigt. Der Channel blickt nicht sehr optimistisch ins neue Jahr. Es werde katastrophal und stressig. Sinkende Umsätze und schwindende Margen prägen das Bild.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/01

     

Die Umsatzentwicklung bei den Schweizer Händlern für Consumer Electronics und Unterhaltungselektronik ist im Jahr 2008 im Vergleich zum Vorjahr weniger gut verlaufen. Das ergab eine Umfrage von IT Reseller im hiesigen CE-Fachhandel.

Konnten 2007 noch 26 Prozent der Umfrageteilnehmer den Umsatz um 11-15 Prozent steigern, waren es 2008 nur noch knapp 20 Prozent. Vor zwei Jahren hatten etwa 36 Prozent der befragten CE-Händler den Umsatz um mehr als 20 Prozent gesteigert. In der neuesten Umfrage waren es nur noch 6,7 Prozent, die beim Umsatz über 20 Prozent zulegten. Umsatzeinbussen hatte 2007 noch keiner der Umfrageteilnehmer zu verschmerzen. Heuer gaben 6,7 Prozent an, dass ihr Umsatz um ein bis sechs Prozent geschrumpft sei, bei 6,7 Prozent der Befragten ist er gar um mehr als zehn Prozent gesunken.


Der Grossteil der Umfrageteilnehmer (74 Prozent) beschäftigt bis zu zehn Mitarbeitende, über die Hälfte der Befragten (53,3 Prozent) hat 2008 einen Umsatz zwischen einer und fünf Millionen Franken erwirtschaftet.

Mitarbeiterabbau und Schulung

Demzufolge vorsichtig oder bescheiden sehen die Prognosen fürs laufende Geschäftsjahr 2009 aus. Über 33 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass ihr Umsatz in diesem Jahr weiter sinken wird, bei 6,7 Prozent vorraussichtlich sogar um mehr als zehn Prozent. Ein weiteres Drittel geht von einer Stagnation aus. Der Rest gibt sich einigermassen optimistisch und glaubt, den Umsatz 2009 leicht, zwischen einem und 15 Prozent, steigern zu können.


Um der globalen Wirtschaftskrise entgegenzuwirken, ist für 2009 ein 100-prozentiger Einstellungsstop vorgesehen. Anfang 2008 planten noch 95 Prozent der Befragten neue Mitarbeiter einzustellen und 87 Prozent vermeldeten einen Mitarbeiterzuwachs für 2007. Bereits 2008 stagnierte bei der Hälfte der Händler der Mitarbeiterbestand, die andere Hälfte hat diesen bereits im vergangenen Jahr abgebaut. Zumindest will der Grossteil (73,3 Prozent) der Umfrageteilnehmer 2009 in seine Mitarbeitenden investieren und sie intensiver schulen. Zudem will man für Infrastruktur (53,3 Prozent), neue Geschäftsfelder (53,3 Prozent), Prozessoptimierung (46,7 Prozent) sowie Qualitätssicherung (46,7 Prozent) Geld in die Hand nehmen. Besonders hinsichtlich Qualitätssicherung und Prozessoptimierung ist ein grosser Sprung nach vorn gegenüber des Vorjahres zu verzeichnen.
Für Marketing will in diesem Jahr im Vergleich zu 59 Prozent im vergangenen Jahr nur noch knapp ein Drittel ins Portemonnaie greifen. Akquisitionen, Expansionen und Produktentwicklung sind für 2009 praktisch ganz gestrichen.

Hoffnung Fernsehen

Wie in den beiden letzten Jahren sieht der CE-Handel das grösste Entwicklungspotenzial fürs eigene Unternehmen in den modernen Fernseh- und Bildwiedergabe-Technologien. 80 Prozent setzen auch 2009 auf LCD/HDTVs, 73,3 Prozent auf Home Theater und Beamer, rund 54 Prozent auf das Geschäft mit Plasma-Fernsehern und ebenfalls 54 Prozent auf das Thema DVD/Harddisk Recording. Stark zugenommen hat auch der Bereich Satelliten-Technologien, vor zwei Jahren fast noch ein Nischenthema. 60 Prozent der Befragten gehen davon aus, in diesem Bereich Geld verdienen zu können. Hingegen haben einstige Boomthemen wie Multimedia-PCs, Windows Media Center und sogar Home Networking offensichtlich stark an Attraktivität verloren. Sahen vor zwei Jahren noch über die Hälfte der Umfrageteilnehmer grosses Entwicklungspotenzial für die vielgepriesenen Multimedia-PCs, sind es in diesem Jahr nur noch 20 Prozent. Und auch für die immer wieder in aller Munde befindliche Heimvernetzung sehen nur noch 40 Prozent gegenüber 60 Prozent vor zwei Jahren grosses Entwicklungspotential. Chancen sehen nahezu alle Befragten in Dienstleistungen wie Services, Reparaturen sowie Netzwerk- und sonstige Installationen.

Konvergenz in den Anfängen

Zwar wird nun schon mindestens seit fünf Jahren von der fortschreitenden Konvergenz von IT und CE gesprochen, doch offensichtlich steckt sie noch immer in den Kinderschuhen: 47 Prozent der Umfrageteilnehmer sind denn auch der Meinung, dass die Konvergenz zwar in gewissen Massen stattgefunden habe, aber noch in den Anfängen stecke. 13 Prozent sind gar der Ansicht, kaum etwas davon zu spüren, und weitere 13 Prozent beantworten diese Frage klar mit einem Nein. Nur 26,7 Prozent sagen, die Konvergenz zwischen IT und CE sei bereits weit fortgeschritten. Als grössten Stolperstein auf dem Weg zur Konvergenz sehen die Meis­ten die schlechte Bedienungsfreundlichkeit der Produkte und die oft damit verbundene Ratlosigkeit seitens der Kunden. «Der Kunde ist überfordert», sagt beispielsweise Hans Gfeller, Geschäftsführer von Gfeller und Huber. «Eine bessere Wertschöpfung hat sich für den Händler nicht erfüllt Preiszerfall TV/Computer», ergänzt Edgar Fuchs von Fuchs Foto Video. «Chancen bietet der an Innovationen interessierte, internetinformierte Kunde. Nur ist der auch der Sparmeister», so Fuchs.

Preise fallen, Margen sinken

Hinsichtlich der Entwicklung der Preise und Margen sind sich die Umfrageteilnehmer im Grossen und Ganzen einig: die Preise werden, besonders für Einsteiger-Geräte, weiter sinken, die Margen entweder stagnieren oder ebenfalls noch weiter schrumpfen. «Bei der momentanen Wirtschaftslage wird der Konkurrenzkampf eher noch härter und wir stehen vor einem weiteren Preiszerfall», ist Markus Hoser, Inhaber von Electronic Partner Hoser, sicher. «Es wird katastrophal!», fasst es ein nicht genannt werden wollender Teilnehmer kurz und bündig zusammen. Allerdings verspüren 60 Prozent der Befragten noch keine Auswirkungen der höheren Transport- und Portokos­ten seitens der Distributoren aufgrund steigender Rohstoffkosten. 40 Prozent verspüren bereits Folgen wie «Preiserhöhungen», wie Rolf Bossart, Inhaber Radio-TV-Funk, gegenüber IT Reseller sagt.

Finanzkrise macht sich bemerkbar

Zwei Drittel der Befragten spüren denn auch die Finanzkrise bereits am eigenen Leibe beziehungsweise in der Kasse: «Die Kunden sind beim Kaufen sehr verhalten», sagt dazu Hans Gfeller von Gfeller und Huber. Andernorts, von anonym bleiben wollenden Teilnehmern, heisst es «Auftragsrückgang» und «Stornierung von grösseren Projekten».

Allgemein scheint die Stimmung im Schweizer CE-Channel eher gedrückt zu sein. Zur generellen Lage im helvetischen CE-Markt haben viele Umfrageteilnehmer ihre Antwort abgegeben, bis auf eine Ausnahme will allerdings keiner namentlich genannt werden. Keine Marge bedeute keine Lehrlingsausbildung in kleinen und mittelständischen Unternehmen mehr, keine Ausbildung in Technik und Verkauf, und Arbeitsstellen im Dorf oder Quartier der Städte gingen verloren. Es werde nochmals eine Bereinigung geben, tönt es von anderer Stelle. Auch, weil viele Unternehmen noch nicht die Nachfolge geklärt hätten.

Die Lage ist bescheiden

Zudem hätte es schon vor der Rezes­sion einen Preiszerfall gegeben statt nach Beginn, sagt Edgar Fuchs von Fuchs Foto Video. «Hersteller-Lieferanten-Händlerverträge zur Margensicherung und Überlebenssicherung werden dadurch zunehmen», meint Fuchs. Grundsätzlich seien Qualitätsprodukte nach wie vor sehr gefragt. Es sei jedoch schade, dass diverse Lieferanten ihre Produkte nur über den Preis verkaufen könnten oder wollten.


Markus Hoser, Inhaber von Electronic Partner Hoser bringt die Aussagen zur momentanen Lage im Schweizer CE-Markt schliesslich auf den Punkt: «Stressig!» (Susann Klossek)


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