Microsoft schwimmen die Felle davon

Microsoft hat eine passende Marketing-Strategie für Europa gefunden, und folgt damit dem Beispiel der Konkurrenz. Ob die Konsole noch aus dem Tal der Hardcore-Gamer herausfindet oder nur der Schaden begrenzt wird?

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/20

     

Microsoft hat nach schweren Zeiten im ausseramerikanischen Markt zu einer europakompatiblen Massenmarkt-Strategie gefunden. Innert zwei November-Wochen werden mehr massentaugliche Vollpreis-Spiele angeboten als während der ganzen Xbox-­Lebenszeit zuvor: Mit dem Musikspiel «Lips», dem Kamera-Spiel und Eye-Toy-inspirierten «You’re in the Mov­ies» und dem Quiz «Szene it 2 - Kinohits».

Dem relativ jungen Genre der Musik­spiele, das 2003 durch Sonys Eye-Toy zum Durchbruch kam, verschloss sich Microsoft bisher. Die Strategie war zu sehr auf Nordamerika ausgerichtet. «Microsoft macht einen schäbigen Job für Europa. Die Verantwortlichen hier sind sich dessen bewusst - sie wissen, dass ihre Munition nicht scharf ist», sagte Beni Hochspach, Chefeinkäufer von Media Markt, im Februar gegenüber IT Reseller. In den Sommermonaten übertraf Sonys Vorzeigekonsole die eineinhalb Jahre zuvor gestartete Xbox 360.


Die Xbox hat seit ihrer Einführung 2001 gegen den bösen Ruf des PC-Verschnitts zu kämpfen. Definitiv fand Microsofts Spielkonsole mit dem seit fünf Jahren laufenden Online-Dienst Xbox-Live ihren eigenen Weg und hat sich damit stetig bei den Konsumenten etabliert, die ausser in den USA nur eine kleine Gemeinde umfasst. Neu ist Live auch mit Avataren und nützlichen Gruppenfunktionen erweitert.

Kommentar

Mit dem Musikspiel-Pionier Keiichi Yano hat Microsoft den grossen Fang gemacht, um aus Lips mehr als einen Singstar-Verschnitt zu erhalten. Die Konkurrenz ist allerdings grösser denn je, nicht nur durch Singstar von Sony und dessen Verschnitten, sondern auch mit MTV und dem Studio Harmonix (Rockband, Guitar Hero). Der Spass, den «Scene it 2» macht, steht exemplarisch für die bisher verfehlte Strategie: das erste «Scene it» wurde hier nicht veröffentlicht. Dass die Konsole noch aus dem Tal der Hardcore-Gamer herausfindet, ist unwahrscheinlich. Eher wird für die Nachfolge-­Konsole eine bessere Basis gelegt. (Marco Rohner)


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