Unsicherheit bei Maxdata-Händlern

Nach 12 Jahren erfolgreichen Aufbaus trifft die Insolvenz von Maxdata nun auch die Schweizer Ländergesellschaft. IT Reseller befragte Maxdata-Händler nach ihren Erfahrungen seit dem Start des Verfahrens in Deutschland.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/16

     

Der 25. Juni 2008 war für viele Maxdata-Händler, Kunden und Angestellte ein Schock. Kurz vor Redaktionsschluss war der Insolvenzverwalter Dirk Andres unterwegs zu Maxdata. Die Verhandlungen mit Partnern waren aber noch nicht abgeschlossen und deshalb nicht zu erfahren. Die Schweizer Ländergesellschaft arbeitet im Vergleich zu anderen 100%-Tochterfirmen und der Muttergesellschaft erfolgreich. IT Reseller hat Maxdata-Händler befragt.


Nur zwei Drittel der Befragten sind seit dem 25. Juni komplett zu ihrer bestellten Ware gekommen. Weniger als zwei Drittel der Befragten wollen weiterhin uneingeschränkt bei Maxdata bestellen. Unsicherheit ist der bestimmende Faktor: Ein Drittel der befragten Händler wollen mit Bestellungen abwarten und nur knapp ein Zehntel bestellt nichts mehr.

Maxdata kürzt Leistungen

«Wir sind begeistert, wie die Händler zu uns halten», sagt Carlo Widmer (Bild) gegenüber IT Reseller, seines Zeichens Verkaufs- und Marketingleiter von Maxdata. Handelstreue basiert für die Branche offenbar auf Gegenseitigkeit, wie diese Reaktion in Zusammenhang mit den Hersteller-Awards von IT Reseller zeigt. Damals vergaben Wiederverkäufer Spitzenwerte an Maxdata im Bereich Handelstreue. Händlervorteile, wie kurze Lieferzeit und dreissigtägiges Zahlungsziel, warf Maxdata über Bord. Wiederverkäufer sagen gegenüber IT Reseller, dass die Lieferfristen um mehrere Tage länger wurden und die Zahlungsziele auf 14 Tage gekürzt wurden. Widmer bestätigt dies: «Wir mussten die Liquidität erhalten. Andere Lieferanten haben aber ähnliche Leistungen. Sozusagen haben wir uns dem Markt angepasst.»


Das Maxdata-Personal ist weiterhin gefordert. «Da im Moment die Angaben im Webshop nicht zuverlässig sind, müssen vermehrt telefonische Anfragen getätigt werden, was logischerweise zur teilweisen Überlastung des Telesales führt», sagt Paul Walder, Inhaber Webelec in Wädenswil (ZH). Teilweise wurde falsche Software ausgeliefert und Rechnungsfehler begangen, was Widmer auf die Umstände zurückführt: «Das passiert, wenn Verträge für Intel-Mainboards ungültig werden oder französische SAP-Software nicht mehr verkauft werden darf. Somit muss vor dem Ausliefern deinstalliert werden.»

Garantien machen Sorgen

«Es ist eine gewisse Unsicherheit da, ob Garantie gewährleistet wird. Doch die Garantiefälle wurden weiterhin schnell und hervorragend gelöst. In diesem Bereich ist Maxdata immer noch absolute Spitze», sagt Walter Hunziker, Geschäftsführer Huwa Engineering. Widmer versichert, dass die Garantien weiterhin sicher seien: «Server werden von IBM Global Services übernommen, PCs und Notebooks reparieren wir selbst und Monitore werden über einen Pool ausgetauscht.»


Von beiden Seiten wird bestätigt: Bestellte Ware verzögere sich oder sei nicht lieferbar und das Angebot habe sich massiv verkleinert. Neue Produkte seien schlecht verfügbar und Server nicht bestellbar. «Für neue Server ist die Garantie-Sicherung nicht gewährleistet, deshalb nahmen wir sie aus dem Sortiment. Der Backlog ist ansonsten aber gering», so Widmer. Händler loben engagierte Mitarbeiter, die Alternativen suchen, offene Kommunikation pflegen und dass es Probleme meist nur bei PCs gäbe. Was geschieht nun, wenn die eigene Produktion aus Deutschland versiegt? Widmer: «Das wissen wir alle nicht. Es ist belastend für alle Angestellten. Sie gehen aber super damit um: Alle sind an Bord geblieben und würden weiterarbeiten. Wir sollten eher ausbauen.» (Marco Rohner)


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