Mehr Speicher fürs Wohnzimmer

Storage wird im Privatanwender-Umfeld immer mehr zum Thema. Seit 2006 sind die Umsätze im Consumer-Bereich stärker als im Unternehmensumfeld gewachsen. Der neue Trend fürs traute Heim lautet Storage as a Service.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/11

     

Auf dem Storagemarkt für Privatanwender tut sich einiges: Laut Marktforschern hatten die Hersteller 2006 erstmals mehr Kapazität in Wohn- und Kinderzimmer verkauft als in Rechenzentren. Das Consumer-Geschäft ist seither stärker gewachsen als jenes im Unternehmensumfeld. Anfang 2007 fanden erste preisgünstige Network-Attached-Storage-(NAS-) und Storage-Area-Network-(SAN-)Systeme ihren Weg ins traute Heim. Internet, SCSI/iSCSI und Ethernet sind hier weit verbreitet und werden die Speichernetze der Zukunft knüpfen. Der Heimanwender wird, was den Absatz und auch die Technologie betrifft, zunehmend wichtiger.

Storage-Services im Trend

Im Trend sind seit geraumer Zeit Storage-as-a-Service-Dienstleistungen. «Unsere Kunden sammeln immer mehr digitale Inhalte», sagt Olaf Schulze, Mediensprecher von Swisscom, «die sie auf einer Festplatte oder immer häufiger auf einem NAS ablegen. Doch die wenigsten haben eine Struktur, die das schnelle Auffinden sicherstellt.» Aus diesem Grund überlegt sich Swisscom, einen entsprechenden Dienst anzubieten. Das Thema sei aber nicht nur Speicherplatz im Netz, so Schulze. «Wichtigster Bestandteil einer Lösung ist der Zugriff digitaler Inhalte von überall her, egal wo man sich befindet.» Derzeit erhalten Privatkunden mit ADSL-Anschluss von Swisscom Speicherplatz für ihre Homepages. Zudem gibt es einige Dienste für Fotos, wie ein Online-Album, das den Upload vom Handy auf eine Online-Galerie inklusive Storage ermöglicht. Weitergehende Storage-Dienste für Privatkunden bietet Swiss­com heute jedoch noch nicht an. Firmenkunden hingegen können bereits verschiedene Storage-as-a-Service-Dienste nutzen.

Nichts Neues bei Google

Letzten Herbst verkündete das «Wall Street Journal», dass Google einen Online-Speicherdienst unter dem Codenamen «My Stuff» entwickle. Die Benutzer sollen damit Dateien aller Art hochladen und später plattformunabhängig von PCs und Mobilgeräten aus darauf zugreifen können. Der Zugriff erfolge passwortgeschützt, verschlüsselt und, so wird vermutet, Web-DAV-gestützt. Neben einem kostenlosen Basisangebot mit einem bestimmten Maximalvolumen soll «My Stuff» auch in kostenpflichtigen Varianten mit mehr Speicherplatz erhältlich sein. Online-Storage bietet Google schon länger an, allerdings nur für E-Mails von «Gmail» (2,8 GB Speicher) oder zum Fotos speichern auf «Picasa». Mit «Text und Tabellen» können zudem Dokumente aus den Online-Anwendungen erstellt, bearbeitet und hochladen werden. Der Dokumenten-Speicher weist momentan über 1 Million­ Nutzer aus, derzeit werden dort 10 Millionen Dokumente gespeichert, sagt Matthias Meyer, Unternehmenssprecher Google Schweiz. «Alle kos­tenlosen Dienste werden sehr rege genutzt und sind beliebt», so Meyer. Auf die Frage, wie es um die Entwicklung und Lancierung von «My Stuff» stehe, weicht Meyer aus und verweist auf ein allgemeines Statement seitens Google. Da heisst es am Ende: «Wir hören auf unsere Nutzer, um unsere Web-Applikationen, inklusive Speicher-Optionen, immer auf den neuesten Stand zu bringen, haben aber zur Zeit nichts Neues anzukündigen.»

So oder so hinkt Google mit «My Stuff» anderen Anbietern hinterher: Bei Microsoft ist ein ähnlicher Dienst namens Windows Live Skydrive mit 1 Gigabyte Gratis-Storage bereits online. AOL offeriert mit Xdrive.com 5 Gigabyte kostenlos. Amazon bietet im Rahmen seiner Amazon Web Services «Amazon S3», den Amazon-Simple-Storage-Service, für Nutzer in ganz Europa an. Green.ch bietet momentan im Storage-Bereich bis auf «Greendisk» auf Sharepoint-Basis keine eigentliche Storage-Lösung an, überlegt sich aber, eine solche einzuführen: «Wir verspüren in letzter Zeit ein steigendes Interesse unserer Kunden an einem solchen Storage-Service», sagt Marketing-Chef Vladimir Barrosa. «Ich gehe davon aus, dass wir noch in diesem Jahr ein entsprechendes Remote-Storage-Produkt anbieten werden», so Barrosa.


EMC letztlich hatte im Herbst 2007 den Backup- und Recovery-Spezialisten Berkeley Data Systems und dessen Online-Storage-Dienst «Mozy» gekauft. «Bei Privatkunden wie auch bei kleineren Firmen ist das Potential immens», sagt dazu Daniel Renggli, Marketingleiter EMC Schweiz.

Sicher in den Alpen

Online-Speicherplatz gibt es auch bei Swissvault: Der Zuger Datensicherer bietet mit «Swissvault Solo» seit zwei Jahren eine Backup-Lösung für den Heim- oder Small-Office-Bedarf. Es stehen Speicherkapazitäten zwischen 1 und 500 GB für Gebühren zwischen 9 und 800 Franken pro Monat zur Verfügung. Die Daten werden im Swiss Fort Knox im Inneren der Alpen gelagert. «Die Nachfrage in diesem Bereich ist gross und nimmt immer stärker zu», sagt Swissvault-CEO Flo Schweri. «In den letzten zwei Jahren ist unser Kundenstamm in diesem Bereich auf einen vierstelligen Betrag gewachsen.»


Apples «.Mac»-Dienst bietet 10 Gigabyte Speicherplatz, auf 20 GB Speicherkapazität und monatliches Transfervolumen von 200 GB erweiter-
bar. .Mac-Mitglied können Dateien, E-Mails, Fotos, Filme und sonstige Daten online speichern. «Der .Mac-Dienst erfreut sich in der Schweiz sehr grosser Beliebtheit», sagt Apple-PR-Managerin Andreas Brack. «Das Interesse an diesen Services wächst kontinuierlich», so Brack.

Kernaspekt Verschlüsselung

Ein Kernaspekt von Wuala - das Unternehmen entwickelt einen virtuellen P2P-Speicher - ist die Verschlüsselung. Sämtliche Daten werden auf dem Computer des Nutzers verschlüsselt, noch bevor sie den Computer verlassen. «Die Daten werden anschliessend in redundante Fragmente kodiert, die dann auf unseren Servern und im Grid-Netzwerk gespeichert werden», sagt Wuala-Chef Dominik Grolimund. «Auf unseren Servern sind nur verschlüsselte Bytes. Die Daten sind also so verschlüsselt, dass niemand unberechtigt, nicht einmal wir, Zugriff darauf hat.» Hier liegt der Unterschied zu vielen anderen Anbietern, wo die Daten oft völlig unverschlüsselt sind, oder einfach verschlüsselt übertragen werden, aber unverschlüsselt auf den Servern liegen, sodass zumindest die Anbieter vollen Zugriff haben. Wuala hat sehr gute Erfahrungen mit seinem Modell gemacht, Grolimund verspürt sehr grosses Interesse, obwohl man sich noch in der «Closed Alpha» (geschlossene Version für Alpha-Tester) befindet. Im Spätsommer soll die «Public Beta» gelauncht werden. «Wir schätzen, dass wir mit Wuala Millionen Benutzer erreichen können», so Grolimund. Er ist überzeugt, dass sich die Lösung auch bei kleinen Firmen durchsetzen wird.

CE/UE-Handel kneift noch

«Storage im CE-Markt ist noch nicht wirklich etabliert, die Nachfrage steigt aber kontinuierlich an», sagt Daniel Bodmer, Chef der CE-Distribution bei Also. «Die häufigste Anwendung dürfte momentan noch der Foto-Bereich sein, gefolgt von Video und Musik», so Bodmer. Gefragt seien Produkte die sich aufgrund hoher Geschwindigkeit, sowie guter Streaming-Möglichkeiten im Privatbereich sehr gut verkaufen.


«Storage ist im klassischen CE-Handel nur bedingt ein Thema via Spielkonsolen», doppelt Manfred Steinhardt, Geschäftsführer von Tech Data Schweiz nach. «Der UE-Händler wagt sich kaum an dieses Thema.» Trotzdem wächst der Umsatz im CE-Bereich schneller als im Unternehmensumfeld, wie Steinhardt bestätigt. «Der Umsatz wächst stetig, in allen IT-Absatzkanälen, da viele Enduser Bilder, Filme und Musik mehrfach vom Internet downloaden oder gern eine 3,5-USB-500-GB-Festplatte als Sicherheitskopie oder Backup nutzen.» Derzeit liegt der Umsatz mit Storage bei Tech Data aber im Vergleich zum Gesamtumsatz des Distis noch bei unter 1 Million Franken. Auch der Markt für NAS- und/oder SAN-Systeme für Privatanwender ist im Kommen: «Dieser Markt wächst ebenso langsam aber stetig», sagt Steinhardt, «allerding mehr im Umfeld von klassischen IT-Fachhändlern, da diese Produkte beratungsintensiver sind.» (Susann Klossek)


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