Unterschiedliche Auffassungen

IT-Distis blicken mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Zwar rechnen viele mit mehr Umsatz. Aber steigende Rohstoffpreise, Währungsschwankungen und die Fussball-Europameisterschaft bereiten vielen auch Kopfzerbrechen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/01

     

Die anlässlich der grossen Channel-Umfrage durchgeführten Erhebungen bezüglich der abgelaufenen Jahre zeigen alle eine ähnliche Stossrichtung auf: Das letzte Jahr lief besser als 2006, und 2007 übertraf das vorangegangene Jahr noch bei weitem. Nichts anderes war Also von der Schweizer Distributoren-Gemeinde zu erwarten, die wir wie gewohnt separat befragten. Bereits vor einem Jahr freuten sich die Distributoren über steigende Umsätze, damals wollte ein Fünftel mehr als 20 Prozent mehr Umsatz gemacht haben. Dieses Jahr antworteten zwei Drittel oder 10 der 15 an der Umfrage teilnehmenden Distributoren, sie hätten im letzten Jahr 20 oder mehr Prozent Umsatzsteigerung hingelegt. Für das laufende Jahr erwartet immerhin noch die Hälfte mit einer Umsatzsteigerung in demselben Ausmass.

Trends gestern und heute

Am meisten Entwicklungspotential haben für die Distributoren 2008 die Themen Security, Storage, Zubehör Mobilität (Smartphone-Clients respektive Handys, Notebooks und Ultra Mobile PCs). «Wir erwarten eine verstärkte Nachfrage nach mobilen Internet-Lösungen. Interaktive Services, mobiles Voip und Telefonie wachsen immer mehr zusammen», sagt zum Beispiel Matthias Bürke von Com2b, der bereits vermehrte Anfragen von Händlern und Endkunden zu Produkt-Features verzeichnet. «Der Detailhandel ist zunehmend überfordert bei dem Thema», sagt er, «aber lösungsorientierte Händler wie Netzwerkintegratoren profitieren von der Komplexität, selbst wenn mobiles Voip derzeit noch kein grosses Thema ist.»
Patrick Matzinger vom Hünenberger Komponenten-Distributor und Computer-Bauer Littlebit erwartet für dieses Jahr eine steigende Nachfrage nach individualisierten Produkten und findet, dass die sogenannten IT-Trends wie Voip, Windows Vista, Green-IT etc. sein Geschäft im letzten Jahr nicht gross beeinflusst hätten. Derselben Meinung sind übrigens auch viele andere, die sich zu Wort gemeldet haben. «Voip ist zwar gewachsen, wird aber in Zukunft noch viel stärker wachsen», sagt Yves Amschwand von Simpex IT-Solutions.
Das Thema Mobilität spricht, wenn auch weniger betreffend Telefonie-Technologie sondern mehr bezüglich Grösse der Geräte, Franz-Josef Preuss, Chef von SCS Solid Computer an: «Wir erwarten eine steigende Tendenz hin zu kleineren Laptops der Grösse 12 bis 13 Zoll.» Weiter rechnet Preuss damit, dass die Anzahl der installierten Server zurückgehen wird, insbesondere durch immer leistungsfähigere Systeme.
Reto Nobs, Chef der Schweizer Niederlassung von Internet-Security, erwartet Bewegung im Security-Bereich: «Einige neue, interessante Hersteller drängen in den Security-Markt», sagt er und ergänzt: «Allgemein besteht eine gute Lage für die etablierten Distributoren, Neudazukommende werden allerdings ein hartes Brot essen müssen.»

Konsolidierung abgeschlossen oder doch nicht?

Auf die Frage, ob im laufenden Jahr eine weitere Konsolidierung im Distributions-Markt zu erwarten sei, antworteten 7 der 15 Teilnehmer mit Ja, 5 mit Nein und 2 erwarten erst ab nächstem Jahr weitere Veränderungen. Für Amschwand ist der Markt «deutlich stabiler und klarer geworden durch die ver­schiedenen Übernahmen». Und Preuss (SCS Solid Computer) meint: «Zur Zeit ist der Markt ziemlich stabil und übersichtlich. Ich erwarte keine grossen Rochaden mehr.»
Roland Brack, als CEO von Alltron und Brack Electronics massgeblich an der Konsolidierung im Distributions- und E-Handels-Markt beteiligt, sagt zu dem Thema: «Die Konsolidierung ist im 2007 weit fortgeschritten. Es dürfte nun ruhiger werden.»

Rohstoffpreise, Währungsschwankungen, Euro 08

Alles eitel Freude also? Nicht wirklich. Denn selbst wenn man davon ausgeht, dass die eingangs erwähnten Aussagen zu den hohen Umsatzsteigerungen tatsächlich zutreffen, gibt es einige Stolpersteine, die die Distribution dieses Jahr auf ihrem Weg überwinden werden müssen. Herbert Gasser von Also Schweiz etwa erwartet steigende Zinskosten. Während er wegen der Fussball-Europameisterschaft eine Verlagerung des Consumer-Umsatzes von IT zu CE vermutet, mag Manfred Steinhardt, Managing Director von Tech Data dem Sport-Event wenig Gutes abringen. «Im Mai sind viele Feiertage, im Juni die Fussball-Europameisterschaft und dann ist Sommer. Es wird ein schwieriges Jahr.»
Roland Brack machen, und damit ist er nicht alleine, noch andere Dinge Kopfzerbrechen: «Steigende Rohstoffpreise und ändernde Wechselkurse bescheren uns ein turbulentes Jahr.» (mh)


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