Vorentscheid im DVD-Nachfolge-Kampf

Mit Warner Bros’ Entscheidung, nur noch Blu-ray-Disks zu vertreiben, wurde die Vorentscheidung im Kampf um das DVD-Nachfolgeformat getroffen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/01

     

Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas gab es nicht nur jede Menge neuer Produkte und kuriose Ideen zu bewundern, sondern erfolgte womöglich auch eine Vorentscheidung im Krieg um das DVD-Nachfolgeformat: Warner Bros gab bekannt, seine Unterstützung für den Blu-ray-Konkurrenten HD-DVD aufzugeben. Konkret heisst das, dass das Filmstudio seine Filme in Zukunft exklusiv im Blu-ray-Format veröffentlichen und nur noch bis Mai dieses Jahres auch HD-DVDs anbieten wird. Damit wäre der weltweit grösste Medienkonzern das fünfte Hollywood-Studio, das seine Filme nur noch im von Sony und Philips entwickelten Blu-ray-Format anbietet.
«Wir antworten nur auf das Nachfrageverhalten der Kunden», kommentiert Barry Meyer, Chairman und CEO von Warner Bros, die Entscheidung. Blu-ray wird nun von Sony Pictures, Warner Bros, Disney, Fox und MGM unterstützt. Zusammen produzieren diese Studios rund 70 Prozent der neuen Hollywood-Filme.

Kleine ziehen nach

Nach der Verkündung von Warner Bros zogen denn auch sofort kleinere Studios nach. Mit den Studios New Line, HBO und dem deutschen Filmproduzenten und -verleih Constantin erklärten gleich drei bekannte Marken aus der HD-DVD-Produktion auszusteigen. Alle drei Studios hatten bis dato beide Formate unterstützt. Verärgert über die Entscheidung von Warner zeigte sich beispielweise Toshiba, ein HD-DVD-Verfechter. Die HD-DVD Promotion Group sagte denn auch die auf der CES geplante Pressekonferenz kurzerhand ab, um die Situation zu analysieren. HD-DVD wird zumindest noch von Universal Pictures, Paramount (wechselte einst von Blu-ray zu HD-DVD) und Dreamworks unterstützt. Auch Microsoft ist vertraglich momentan noch an die HD-DVD gebunden.

Kampf geht weiter

Noch ist das letzte Wort also nicht gesprochen. Weltweit gehen Experten davon aus, dass sich der HD-Disc-Krieg noch Jahre hinziehen könnte. Grund dafür seien die Kombi-Geräte, die beide Formate abspielen können und deren Angebot stark steige. Allerdings erreichten die Verkäufe der Kombi-Player 2007 nicht die Erwartungen und auch nicht das gewünschte technische Niveau. Auch die Abverkäufe sowohl von Blu-ray-Disks als auch HD-DVDs lagen weit hinter den Erwartungen, da die Kunden sich nicht auf ein Format festlegen wollten. Gerüchte, Warner Bros hätte für die Unterstützung des Blu-ray-Formates 500 Millionen Dollar von der Blu-ray-Gruppe einkassiert, wurden vehement dementiert. «Unser Ziel ist es, das Wachstum des Marktes zu beschleunigen. Unsere Entscheidung war die beste für Konsumenten, Händler und Hersteller. Es gab hier keinen Bieterkrieg», wiegelte Warner-Sprecher Kevin Tsujihara ab. (sk)


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