Hohe Anforderungen ans globale Netz

Mit dem Wachstum multinationaler Firmen wächst auch deren Anspruch ans Kommunikationsnetzwerk. Insbesondere die Anbindung von Produktionsstätten in Schwellenländern stellt globale Provider vor grosse Herausforderungen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/21

     

Mit dem Wachstum von multinationalen Unternehmen haben sich auch die Anforderungen an das geschäftliche Umfeld verändert. Um an neuen Absatzmärkten präsent zu sein und damit international konkurrieren zu können, weiten sich Unternehmen geo­grafisch stark aus. Dabei ist es unerlässlich, in sämtlichen Zeitzonen den Kontakt mit Kunden vor Ort zu pflegen. Um diesen Anforderungen entsprechen zu können, tendieren multinationale Unternehmen dazu, ihre geschäftskritische Infrastruktur zu zentralisieren. Gleichzeitig beauftragen sie Partnerlieferanten mit der Betreuung der Bereiche, die nicht zu ihrem Kerngeschäft gehören.
Die Kommunikationsinfrastruktur ist das zentrale Nervensystem des Unternehmens. Sie bildet die Grundlage, um die Geschäftsprozesse über Grenzen hinweg reibungslos abwickeln zu können - egal, ob betriebsintern betreut oder einem Partner ausserhalb anvertraut wird. Die Erwartungen an das zentralisierte System sind hoch: Durch höhere Effizienz und verbesserte Kontrolle soll das Geschäftswachstum in einem kompetitiven Umfeld ermöglicht werden. Das Outsourcing der Kommunikationsinfrastruktur hilft dem Unternehmen, sich auf die eigenen Kernkompetenzen zu konzentrieren.

Knackpunkt in Schwellenländern

Die Anforderungen des Kunden bilden die Projektgrundlage für jedes Outsourcing der Netzwerkinfrastruktur. Im Beispiel wird nun die Situa­tion eines global tätigen Transportunternehmens geschildert, welches Kunden im Öl- und Gasgeschäft bedient. Der schnellstwachsende Markt und dementsprechend die grösste Nachfrage nach Öl und Gas liegen in Asien. Doch die Produktionsorte liegen dezentral verteilt in Ländern wie Kasachstan oder im Nahen Osten. Eine der grössten Herausforderungen des Transportunternehmens ist die Kommunikation zwischen den Förder- und den Abnehmerländern. Damit das Unternehmen seine Dienstleistung jederzeit aufrechterhalten kann, muss der Outsourcing-Partner einerseits die grösstmögliche Sicherheit der Infrastruktur zur Datenkommunikation bieten. Anderseits ist es seine Aufgabe, einen globalen Service zu leisten, um Ausfälle zu vermeiden und die Handlungsfähigkeit der Niederlassungen jederzeit zu gewährleisten.
Eine Vernetzung mit Asien oder speziell mit China ist für einen global operierenden Provider einfach zu bewerkstelligen: Asien ist durch Glas­faserkabel sowohl von Europa als auch von den Vereinigten Staaten her eingebunden. Für den Service vor Ort stehen ausgewiesene Fachspezialisten zur Verfügung. Die eigentliche Her­ausforderung für den globalen Anbieter besteht in der Anbindung der Schwellenländer, in denen die Kommunikationsinfrastruktur einen tiefen Standard ausweist. Mittels Virtual-Private-Network(VPN)-Verbindungen können diese Standorte an das firmenprivate Netzwerk angeschlossen werden. Durch die heutige Technik ist es nicht mehr nötig, diese VPN-Verbindungen auf der Firewall des Hauptsitzes zu terminieren. Heute geschieht dies direkt im Netz des Anbieters. Dadurch reduzieren sich Verzögerungszeiten des Datenflusses deutlich.

Global planen, lokal handeln

Durch die geographische Expansion wachsen die Anforderungen an Service Level Agreements, die Verfügbarkeit des Netzwerkes und den lokalen Support. Dies gilt auch für die Anforderungen des erwähnten Transportunternehmens. Am Hauptsitz steht ein Kundenbetreuer zur Verfügung, welcher neu anstehende Projekte mit dem Kunden diskutiert und global umsetzt. Sämtliche Komponenten des Netzwerks, der Router auf Kundenseite eingeschlossen, werden durch den Anbieter installiert, nach kundenspezifischen Anforderungen konfiguriert und durch ein Network Operation Centre überwacht. Bei Ausfällen werden Soft- sowie Hardware ausgetauscht. Der Anbieter Verizon Business beispielsweise richtet für seine Kunden jeweils ein Service-Portal ein. Er erhält damit die Möglichkeit, Problem-Tickets zu öffnen und deren Stand online mitzuverfolgen. Des weiteren beinhaltet das Portal eine Netzwerkstatistik, die den Kunden über Qualitätsparameter wie Performance, Quality of Service, Latency und die Auslastung der einzelnen Netzwerkverbindungen informiert.
Die Technologie ist also zugleich Geschäftstreiber und potentielle Gefahr für Unterbrüche. Deshalb darf das Thema des Kontinuitäts-Managements (Continuity Management) nicht ausser acht gelassen werden. Ein guter Anbieter deckt die technologische Komponente davon ab. Damit kann sich das Unternehmen ausschliesslich auf die Identifikation von Gefahren, deren mögliche Auswirkungen und die Ausfallsicherheit aus geschäftlicher Perspektive konzentrieren.

Umdenken in Sachen Sicherheit

Continuity Management ist das übergeordnete Ziel der Ausfallsicherheit, weswegen ein Umdenken gefordert ist. Es geht darum, von der traditionellen, IT-lastigen und sicherheitsbedachten Herangehensweise zu einer ganzheitlichen Betrachtungsweise zu wechseln. Continuity Management ist mehr als ein Plan zur «Disaster Recovery». Für das Unternehmen ist es wichtig zu verstehen, welche Geschäftsprozesse für die Operationsfähigkeit fundamental sind. Mit diesem Wissen kann er entsprechende Sicherheitsmassnahmen treffen.
Der Schlüssel für den Geschäftserfolg liegt heute darin, die Technologie an die individuellen Bedürfnisse jedes Unternehmens anzupassen. Der Hauptfokus liegt in einer ganzheitlichen Sicht der aktuellen Unternehmenstätigkeit. Denn nur diese ermöglicht, auf globaler Basis das gesamte Erfolgspotential zu erkennen.

Der Author

Manfred Scheuble war nach seinem Studium der Daten­elektronik und Informatik für Unternehmen wie Nixdorf Computer und Global Network S­ystems im Bereich der Netzwerktechnologie tätig. Er leitet bei Verizon Business als Manager Sales Engineers die Planung und Implementierung von Netzwerklösungen.


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