Ralf Hauser, Privasphere - Der Sicherheitsexperte

Als studierter Wirtschaftsinformatiker hat Ralf Hauser ein gutes Auge für die Anforderungen, welche die Wirtschaft an die IT hat. Insbesondere die noch viel zu wenig beachteten Sicherheitsrisiken beim E-Mail-Verkehr sind ihm ein Dorn im Auge. Seine Firma Privasphere bietet Schutzmöglichkeiten.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/15

     

Obwohl die elektronische Post aus dem heutigen Büroalltag kaum mehr wegzudenken ist, liegt in Sachen ­Sicherheit beim E-Mail-Verkehr noch vieles im argen. Diesen Missstand zu beheben, hat sich Ralf Hauser zur Aufgabe gemacht. Dass im April dieses Jahres auch die Schweizerische Post ins Geschäft mit dem sicheren Mailverkehr eingestiegen ist und digitale Signaturen sowie eine Infrastruktur zur Verschlüsselung der digital ­signierten Dokumente anbietet, kommt Hauser gelegen. «Ein Konzern wie die Post kann die Leute viel besser auf das Thema E-Mail-Sicherheit aufmerksam machen, als unsere kleine Firma das könnte», so Hauser. Seine Firma heisst Privasphere, beschäftigt sechs Leute und liegt inmitten eines ruhigen Wohnquartiers im Zürcher Kreis 7. Privasphere bietet beispielsweise den «Secure Messaging Service» an, eine Online-Applikation für den ­sicheren E-Mail-Verkehr, mit der die zugrundeliegende Technologie auch im ASP-Modus angeboten wird. Auch eingeschriebene Mails können versendet werden: Ein fälschungssicherer Zeitstempel gibt dabei Auskunft über die Versandzeit und den Inhalt der Nachricht. Doch von Anfang an: Ralf Hauser wurde 1965 in Zürich geboren und ist auch dort aufgewachsen. An der Universität der Zwinglistadt absolvierte er ein Studium in Wirtschaftsinformatik. Nach dem Lizenziat setzte er die Ausbildung in der kanadischen Metropole Toronto fort und kehrte mit einem Master of Science mit Fokus Security nach Zürich zurück. Dort arbeitete Hauser im IBM-Forschungslabor in Rüschlikon, während er am Institut für Informatik eine Dissertation schrieb und damit sein Studium 1995 erfolgreich abschloss. Während dieser Zeit durfte er sich gar als «Internetpionier» positionieren: «Damals habe ich bei IBM Research und an der Universität Zürich mitgeholfen, die ersten Webserver zu installieren.»

Ein Abenteuer in New York

1995 zog es Ralf Hauser weg von der Informatik und hin zur Wirtschaft. Bis zur Jahrtausendwende arbeitete er für den Unternehmensberater McKinsey. Danach folgte die «Abenteuerphase»: «Einige meiner Kollegen gründeten während des Internet-­hypes eigene Firmen», so Hauser. «Ich selber hatte damals noch keine Idee, die ausgereift genug gewesen wäre.» Das änderte sich mit dem Eintreffen eines «ominösen» E-Mails von einem Amerikaner, der schrieb, dass er Hausers Dissertation gelesen habe, und er lud ihn nach New York ein, wo er eine Firma für Security im Online-Zahlungsbereich gründen wollte. Also verliess Ralf Hauser Zürich wieder; diesmal mit dem Ziel Manhattan, wo er sich ins Abenteuer Startup stürzte.
Es erging der jungen Firma wie vielen anderen damals: Die Blase platzte, das Venture-Kapital blieb aus und die in kürzester Zeit auf 60 Mitarbeiter angewachsene Firma wurde aufgelöst. «Das Timing war unglücklich. Wären wir eine halbes Jahr früher gestartet, hätte es gelingen können, da das entwickelte Produkt auch heute noch nötig wäre», ist Hauser überzeugt. Trotzdem war der Versuch seiner Meinung nach nicht umsonst, denn er habe gelernt, was es heisst, eine Firma von Null an aufzubauen. Kurz vor den ­Anschlägen vom 11. September kehrte Ralf Hauser in die Schweiz zurück und ein Jahr später sah er den ­Moment für gekommen, eine eigene Firma zu gründen.
In einer Garage erblickte Privasphere das Licht der Welt. Bis dahin gab es zum Schutz von E-Mails vor unbefugtem Zugriff beispielsweise das von Phil Zimmerman entwickelte Programm PGP. Damit sich ein solches Produkt durchsetzen könne, müsse es benutzerfreundlich sein, ist Hauser überzeugt. «Die Prinzipien von PGP waren zwar bahnbrechend, aber die Anwendung ist viel zu kompliziert.» Hausers System funktioniert wie E-Banking: Der Sender loggt sich bei Privasphere ein und schreibt seine Nachricht, der Empfänger wird per E-Mail über die Nachricht in Kenntnis gesetzt, klickt auf einen Link und loggt sich dann mit einem Passwort auf dem Privasphere-Server ein, wo seine Nachricht für ihn bereit liegt. «Man kann das Produkt auch in jedes beliebige E-Mail-Programm integrieren», so Hauser. Zusätzliche Software brauche es nicht, und man könne den Dienst weltweit einsetzen.

Das Rezept heisst Einfachheit

Mittlerweile ist die Firma der Garage entwachsen, und der Chef blickt optimistisch in die Zukunft: «Das Poten­tial ist riesig. Der Briefverkehr nimmt immer mehr ab und die Zahl der E-Mails nimmt zu.» Noch immer würden viele Firmen ihre Informationen sozusagen per Postkarte verschicken, da das Internet einen Designfehler habe. Es sei ursprünglich nämlich als technologisch ausfall-robustes, aber vom Prinzip her als «Friendly-Network» konzipiert worden - was leider nicht der Realität entspricht - und deshalb gehe es jetzt darum, die Sicherheits­aspekte zu klären. «Das funktioniert aber nur mit einem sehr einfachen Angebot», glaubt Hauser. Der «Secure Messaging Service» sei so ein Angebot. Die Schwierigkeit liege darin, der Einfachheit nicht die Sicherheit zu ­opfern, wie das leider allzu oft geschehe. «Dafür wurde unsere Lösung im Jahr 2005 mit dem Swiss Technology Award ausgezeichnet.»
Die Erfahrung habe gezeigt, dass ­firmenübergreifende Betriebsprozesse schwierig mit zu installierender Spezialsoftware zu unterstützen seien, so Hauser. «Dieser Umstand macht unser strikte an Standards orientiertes Produkt für die Kunden interessant.» So habe Privasphere in den vergangenen Jahren zusammen mit seiner wachsenden Zahl von Vertriebspartnern gewichtige Kunden aus der öffentlichen Verwaltung und der Finanzindustrie gewinnen können. Für letztere sei besonders wichtig, dass Secure Messaging ausschliesslich aus der Schweiz betrieben werde. «Damit ist klar, dass hier die Schweizer Rechtsprechung gilt.» (mag)

Ralf Hauser|

Ralf Hauser wurde 1965 in Zürich geboren, wo er bis heute lebt. Dort ist auch seine Firma Privasphere ­beheimatet, die er im Oktober 2002 zusammen mit seinen Partnern Paul Frey und Beat Weber gründete.
An der Universität Zürich absolvierte Ralf Hauser ein Studium in Wirtschaftsinformatik und schrieb ­eine Dissertation zum Thema ­«Control of Information Distribution and Access». Er ist Mitglied von ­diversen Fachorganisationen wie ISSS (Information Security Society Switzerland) und Autor von verschiedenen Fachpublikationen.
Er ist verheiratet und hat eine zweijährige Tochter. Insofern seine Arbeit als CEO von Privasphere es zulässt, ist Hauser auch sportlich aktiv und im Winter geht er am liebsten mit seinen Skis auf die Piste. Daneben interessiert er sich insbesondere fürs Theater, wo er im Vorstand des Förderverein des Theaters an der Winkelwiese tätig ist.


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