Hochwetterlage über der IT-Schweiz

IT Reseller hat gefragt, der IT-Channel hat geantwortet. Die Stimmung im Markt ist noch besser als vor einem Jahr. Der Optimismus hat sich festgesetzt und wird durch die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres auch bestätigt. Die Umsätze stiegen im letzten Jahr markant an und haben die Unternehmen investitionsfreudig gemacht. Mobile Anwendungen sind zum ersten Mal zum Topthema ernannt worden.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/01

     

So optimistisch sah der IT-Channel schon lange nicht mehr in die Zukunft. Die Geschäftszahlen für das Jahr 2006 übertrafen die Erwartungen unserer Umfrageteilnehmer in den meisten Fällen. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass die Unternehmen ihre Prognosen für 2007 noch ein wenig angehoben haben.
Trotz guter Aussichten mischen sich unter die Antworten auf die IT-Reseller-Channel-Umfrage auch kritische Stimmen: Der anscheinend nicht aufzuhaltende Preiszerfall ist natürlich ein Thema, aber auch der Investitionsdruck, das Fehlen von Neuinvestitionen oder der zuweilen übersättigte Markt.

Mehr Personal...

Das anziehende Geschäft des letzten Jahres war nicht nur für die Unternehmen positiv, sondern auch für die Beschäftigten: 65 Prozent aller befragten Firmen haben im letzten Jahr mehr Personal eingestellt. Dem stehen nur marginale 7 Prozent gegenüber, die Stellen abbauen mussten. Die restlichen 28 Prozent beschäftigten am Jahresende noch gleich viele Leute wie zu Jahresbeginn. Die optimistische Prognose vom Vorjahr, als 80 Prozent der ­Unternehmen Neueinstellungen planten, wurde damit zwar verfehlt, aber die Tendenz zeigt klar in die richtige Richtung.
Noch höher fällt die prognostizierte Zahl dieses Jahr aus: Sage und schreibe 95 Prozent der befragten IT-Firmen wollen im Jahr 2007 das Personal aufstocken. Hoffentlich lassen dieses Jahr noch mehr Firmen den Worten Taten folgen.
Das wird aber gar nicht immer so einfach sein, befürchtet Stefan Forster, Director Partner Acquisition bei der Bison Group: «Der Schweizer Personalmarkt ist bereits wieder knapp, und nur mit sehr viel Aufwand können qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefunden werden.» Darin sieht er auch ein Risiko für die positive Entwicklung des Marktes im Jahr 2007.
Dies war übrigens auch der Tenor des von IT Reseller durchgeführten VAR-Roundtables im vergangenen Dezember. Würden sie nur mehr qualifizierte Mitarbeiter finden, hiess es bei den Gesprächsteilnehmern unisono, könnten sie auch mehr Aufträge annehmen.

...und mehr Umsatz

Der Rubel rollt wieder; der Trend, der sich schon 2005 abgezeichnet hat, wurde im vergangenen Jahr nun bestätigt: Über 97 Prozent der Umfrageteilnehmer haben 2006 ihren Umsatz steigern können. Ein Viertel gar um über 20 Prozent. Mit so guten Zahlen hat vor einem Jahr noch niemand gerechnet - fast niemand: Nur jeder Zehnte glaubte schon damals daran, mehr als 20 Prozent an Umsatz zulegen zu können.
Das ist in etwa auch der Rahmen der diesjährigen Einschätzung. Ausnahmslos alle Befragten glauben an ein Umsatzwachstum. Zehn Prozent davon schätzen, ein mehr als zwanzigprozentiges Wachstum sei möglich, rund ein Drittel glaubt an ein Umsatzplus zwischen 10 und 20 Prozent. Forster sagt dazu gegenüber IT Reseller: «Der Schweizer IT-Markt hat sich im Zuge des wirtschaftlichen Wachstums etwas erholt. Das Tal der Tränen ist definitiv durchschritten.» Er schränkt aber gleich ein: «Nach wie vor hinken jedoch die Neu-Investitionen im ERP-Markt den Erwartungen hinterher. Das Service-Geschäft aber läuft gut bei uns.»
Gründe für die optimistische Stimmung gibt es viele. Ralph Stucki, Geschäftsführer von Europa3000, führt die guten Resultate, die seine Firma derzeit schreibt, beispielsweise auf den alle sechs bis acht Jahre wiederkehrenden ERP-Ablösezyklus zurück, der nach dem Jahr 1999/2000 nun wieder am Laufen sei.
Im Gegensatz dazu begründet Eduard Etter, Managing Director von Baltek, seine positive Prognose damit, dass Virtualisierung heute für KMU erschwinglich sei und deshalb viele solche Projekte zusammen mit iSCSI- oder SAN-Storage-Beschaffungen in Planungen seien für 2007. Dies ist ein Trend, der schon seit 2005 erkennbar ist und nun anscheinend immer mehr zu einem Geschäft heranwächst. Andere beurteilen die Empfänglichkeit von KMU gerade für Storage-Lösungen aber immer noch als sehr klein.

Alle wollen investieren

Unter diesen Umständen sitzt natürlich auch das Portemonnaie wieder lockerer, und ausnahmslos alle IT-Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, planen in den nächsten zwölf Monaten Investitionen zu tätigen (siehe Grafik links). Drei Viertel wollen in Mitarbeiterschulung investieren, was nahe liegt, wenn man neue Leute einzustellen gedenkt. Auch letztes Jahr planten schon zwei Drittel der Firmen Geld in die Entwicklung ihres Personals zu stecken. Die Hälfte aller Befragten will den momentanen Geldsegen nutzen, um die eigene Infrastruktur auszubauen oder zu erneuern, und immerhin 40 Prozent streben eine Expansion ihres Unternehmens an.
Die Zahl derer, die durch Akquisitionen wachsen wollen, ist im Vergleich zum Vorjahr von 43 auf 37 Prozent zwar leicht gesunken, bleibt aber auf hohem Niveau. Und dass dies nicht bloss leere Worte sind, zeigte das Jahr 2006 auf eindrückliche Weise mit Dutzenden Übernahmen alleine im Schweizer Markt. Auch 2007 scheint also wieder ein spannendes IT-Jahr zu werden. Das sieht auch RedIT-CEO Andreas Kleeb so: «Grundsätzlich glauben wir, dass der IT-Markt weiterhin in einer Konsolidierung steckt. Auch wenn die neuen Microsoft-Technologien 2007 und 2008 das reine ­Infrastrukturgeschäft etwas beleben dürften, sind wir überzeugt, dass der Megatrend hin zu vertikalen Lösun­gen anhalten wird und so den Strukturwandel weiter vorantreibt», sagt er zu IT Reseller.
RedIT hat im vergangenen Jahr durch die Übernahmen von MGA Infor­matik und RBC Interactive selbst zur Konsolidierung beigetragen.

Mobile löst Security ab

Auf die Frage, in welchem Unternehmensbereich man das grösste Entwicklungspotential sehe, gab es eine neue Spitzenantwort (siehe Grafik rechts). «Mobile Anwendungen» löste «Security», den Spitzenreiter der letzten Jahre, ab. 35 Prozent der Befragten nannten aber auch diesmal das Thema Sicherheit als einen der Hoffnungsträger für ihr Geschäft. Das Thema mobile Anwendungen setzte sich jedoch mit einem grossen Sprung nach vorn an die Spitze. Waren es letztes Jahr noch 32 Prozent, die dar­auf setzten, hoffen für das Jahr 2007 schon 37 Prozent auf gute Geschäfte mit portablen Geräten.
Für Forster ist bei Bison neben Security Prozessmanagement das grosse Thema. «Hier geht es vor allem um die Prozess-Integration von der ganzen Supply-Chain bis zur Kundenfront. In diesem Zusammenhang spielen SOA-basierte und Workflow-gesteuerte Systeme eine entscheidende Rolle.»
Als weitere Zugpferde der IT-Branche gelten bei den Umfrageteilnehmern VoIP/Konvergenz, Messaging/Collaboration und Teil-Outsourcing. All diese Themen wurden in etwa gleich oft genannt wie letztes Jahr. Die grösste Steigerung konnte ASP verbuchen. Glaubten vor einem Jahr noch 20 Prozent an gute Geschäfte mit diesem Verfahren, sind es heuer schon 26 Prozent.

2007 kann kommen

Alles in allem kann man sich auf dieses Jahr freuen. Der Turnaround der IT-Branche scheint fürs erste geschafft und das neue Jahr kann guten Mutes in Angriff genommen werden. Ganz nebenbei ist dieser Tage ja auch noch der Launch von Windows Vista und Office 2007, was die Umsätze noch weiter anheizen und dem Preiszerfall von PCs entgegenwirken könnte. Hoffen wir, dass die allgemeine Wirtschaftslage so positiv bleibt und nicht unvorhersehbare Ereignisse der Branche einen Strich durch die Rechnung machen. (slz)


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