Swiss Banking Platform schlummert

Es ist still geworden um die Core-Banking-Lösung auf der Basis von SAP. Der Implementationspartner CSC vermarktet die Plattform heute nicht mehr aktiv.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/19

     

Lange war im Zusammenhang mit Gesamtbankenlösungen neben Finnova und Avaloq stets noch ein dritter Player im Gespräch: die Swiss Banking Platform von SAP, die vom Partner CSC beworben wurde. Noch im November 2004 sagte Steve Mitchener, President Financial Services EMEA bei CSC, im Interview mit IT Reseller: «Wir glauben, dass wir unsere Präsenz im Schweizer Markt massiv ausbauen können. Unsere Plattform läuft bei der Zuger Kantonalbank, und wir befinden uns unter anderem in Gesprächen mit der Bündner Kantonalbank.» Im März 2005 unterschrieb CSC dann noch eine Absichtserklärung mit den Raiffeisen-Banken.
Die Implementierung bei der Zuger Kantonalbank blieb indes bis heute die einzige: Die Bündner Kantonalbank figuriert nun auf der Kunden­liste von Finnova, mit Raiffeisen steht Avaloq vor Vertragsabschluss.

Nicht mehr aktiv vermarktet

«Es stimmt, dass die Swiss Banking Platform nicht mehr weiter verkauft wurde. Sie wird deshalb von unserem Partner CSC heute nicht mehr aktiv vermarktet», sagt SAP-Sprecher Hansruedi Kuster. Die Bedeutung einer Gesamtbankenlösung für SAP relativiert Kuster: «Wir suchen keine solche Lösung, sondern setzen vielmehr auf SOA.» Bereits zwei von drei Schweizer Grossbanken würden heute ihre Kontoführung mit SAP bewerkstelligen: «Über Netweaver haben wir diese mit dem Rest der Bankenwelt integriert», so Kuster. Die Sicht von SAP sei es heute, eine Bankenplattform auf der Basis von Netweaver anbieten zu können: «Darauf finden verschiedene Dinge Platz: zum einen Standardapplikationen von SAP, etwa die Kontoführung, zum anderen aber auch Lösungen, die die Banken bereits in Betrieb haben. Zudem besteht die Möglichkeit, Best-of-Breed-Komponenten in der Form von Web Services flexibel aufzusetzen, um auf sich schnell verändernde Marktbedürfnisse reagieren zu können», so Kuster.
Bei SAP wird also ob dem Misserfolg der Swiss Banking Platform aus der Not eine Tugend gemacht. Branchenkenner und Netcetera-CEO Andrej Vckovski analysiert: «Als Kernbankensystem konnte SAP bislang nicht den Beweis antreten, dass sie Out-of-the-Box die Erfordernisse eines solchen Bankensystems abdek­ken kann.» Auf dieser Bühne sei SAP noch nicht zuhause, obwohl international mit Hochdruck an einer entsprechenden Positionierung gearbeitet werde. (bor)


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