Mit dem Handy ins Konzert

Das Mobiltelefon soll das Leben in Zukunft noch einfacher machen. Zum Beispiel als digitale Eintrittskarte für Parkhäuser, Konzerte und Messen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/11

     

Wer die Orbit-IEX besuchte, stellte fest, dass manche Besucher bei der Eingangskontrolle statt einem Ticket ihr Handy an das Lesegerät hielten. Erstmals hatten Messebesucher die Möglichkeit, sich die Eintrittskarte als SMS aufs Handy schicken zu lassen. Die Infrastruktur für das digitale Ticket von den Webseiten für die Registrierung über die automatische Barcode-Generierung und -Verschlüsselung bis zu den Lesegeräten stellte die Fehraltorfer Firma Xsmart.
Xsmart ist ein Spin-Off des IT-­Lösungsanbieters Up-Great. Die Kunden sind, wie CEO Christian Baumann (Bild) sagt, neben Messen vor allem Eventmanager, Sportclubs und ihre Sponsoren, aber auch Veranstalter von Konzerten, Theater und Nahverkehrsorganisationen. Überdies entwickelt Xsmart zurzeit eine «Mobile-Marketing Toolbox», die Kunden die Möglichkeit gibt, im Zusammenhang mit E-Tickets ganze Mobile-Marketing-Kampagnen selber umzusetzen.

Die Technik

E-Tickets werden im Web bestellt und lassen sich dann auf dem Printer ausdrucken oder auf das Mobiltelefon senden. Die Verifikation und Entwertung erfolgt über einen Standard-Scanner und die dazugehörige Software, wie sie in den meisten Zutrittssystemen bereits integriert ist. Eine interessante Möglichkeit für die Verifikation ist ein zweidimensionaler Barcode, in dem alle Angaben zum ­Ticket verschlüsselt eingebettet sind. Die von Xsmart eigens entwickelte Verschlüsselungstechnologie basiert auf asymmetrischen Schlüsseln von bis 6144 Bits.
Der Barcode erlaubt auch die Integration persönlicher Daten oder biometrischer Informationen, etwa eines Fingerabdrucks für die Identifizierung, und ermöglicht den Einsatz von unterschiedlichen Datenträgern, neben Mobiltelefonen und Papier­tickets auch Smartcards und RFID-Tags. «In der RFID-Technologie sehen wir je nach Anwendung ein grosses Potential», erklärt Baumann. «Allerdings gibt es hier noch datenschützerische Bedenken. Welche Technik Barcodes, SMS oder RFID mit unserer Lösung eingesetzt wird, liegt beim Kunden. Wichtig scheint mir, dass die Daten mit dem Ticket im Besitz der Besucher bleiben. Sie allein entscheiden, wo und wann sie sich identifizieren.»

Einsatz auf Parkplätzen und im Nahverkehr

Das neueste Einsatzfeld der Xsmart-Technologie liegt gerade vor der Haustür des Unternehmens: Der Gemeinderat von Fehraltorf hat zugestimmt, dass auf den gemeindeeigenen Parkplätzen neben der Bezahlung am ­Ticketautomat auch die Möglichkeit besteht, mit dem Handy eine vorgegebene Nummer anzurufen, um sich für die Parkdauer zu registrieren. Nach der Rückkehr meldet man sich noch einmal. Die Abrechnung erfolgt dann über die Kreditkarte oder im Lastschriftverfahren.
«Theoretisch könnte die Verrechnung auch über die Telefonrechnung erfolgen. Bei den kleinen Beträgen ist der Anteil, den der Operator für die Transaktion verlangt, jedoch zu hoch, um ein solches System für die Gemeinde gewinnbringend betreiben zu können», erklärt Baumann.

Chancen und fehlende Standards

Das Beratungsunternehmen Arthur D. Little, das den Markt für Mobile-Payment untersucht hat, prognostiziert für das Jahr 2008 einen weltweiten Umsatz aus mobilen Transak­tionen von 37,1 Milliarden Dollar. In Deutschland seien über die Plattform www.myhandyticket.de in kurzer Zeit mehr als eine Million Mobile-Tickets für den öffentlichen Nahverkehr und Parkplätze in verschiedenen Städten verkauft worden, bestätigt Baumann diesen Trend: «Kundenbefragungen zeigten, dass mit dem Handy-Ticket die öffentlichen Verkehrsmittel deutlich häufiger benutzt werden. Wir hoffen, myhandyticket noch in diesem Jahr auch in der Schweiz einführen zu können. Die entsprechenden Produkte sind fertig entwickelt und ready-to-go.»
Die Schweiz gehört laut Arthur D. Little allerdings in Sachen Mobile-Payment noch zu den Entwicklungsländern. In Europa gibt es, so die Studie, erst in Österreich einen einigermassen entwickelten Markt. Baumann: «Das dürfte nicht zuletzt an den fehlenden, verbindlichen Standards liegen. Jeder Operator bevorzugt sein ­eigenes System. Wir entwikkeln zurzeit eine Cross-Operator-­Lösung. Ich denke aber, dass eine Änderung am ehesten in Zusammenarbeit mit einem Finanzinstitut zu erwarten ist, das mit den entsprechenden Prozessen Erfahrung hat. Zudem dürften auch die Kunden zu einer Grossbank mehr Vertrauen haben.» (fis)


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