Kleine Brötchen haben ausgebacken

Das Geschäft mit Kleinst-Hosting ist offenbar zu wenig profitabel. Darum löst Bluewin die Partnerverträge mit rund 160 Schweizer Web-Dienstleistern auf.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/18

     

«Die Kündigungen wurden per Ende September 2005 ausgesprochen und treten auf Ende Jahr in Kraft», sagt Bluewin-Sprecherin Myriam Ziesack. Als Wiederverkäufer von Hostcenter-Produkten hatten die von der Kündigung betroffenen Firmen ihren Kunden unter eigenem Namen preiswerte Einstiegslösungen für das Hosting von Internet-Seiten verkauft. Etwa 800 Endkunden dürften indirekt von den anstehenden Veränderungen betroffen sein.
In einem Merkblatt, das an die betroffenen Partner versandt wurde, skizziert Bluewin jetzt drei Varianten für die Zukunft: 1. Die Partner schliessen einen neuen Vertrag über ein identisches Programm mit der in Deutschland ansässigen Verio ab und behalten ihre Kundenbeziehungen. 2. Die Partner treten anstatt als Wiederverkäufer von Hostcenter-Produkten lediglich noch als Vermittler auf und kassieren einmalige Provisionen statt monatliche Margen. 3. Sie überlassen ihre Endkunden gleich ganz Swisscom Fixnetz oder verhelfen diesen zum Wechsel zu einem anderen Provider.

Umweg übers Ausland

Im Falle eines neuen Vertrages bleibt - für den Endkunden mindestens - alles beim alten. Er bezahlt das Hosting seiner Webseite weiterhin dem in der Schweiz ansässigen Dienstleister. Alle notwendigen Daten werden auf eine Hosting-Umgebung von Verio in Deutschland übermittelt. Für René Waser, CEO des Internet-Providers und Hosting-Anbieters Cybernet, allerdings eine wenig praktikable Lösung: «Weil mehr als 80 Prozent der Anfragen für diese Seiten aus der Schweiz kommen, ist mit verlängerten Antwortzeiten zu rechnen, was suboptimal ist.»

Platz für Whitelabel-Hosting

Zum Wechsel zu Swisscom Fixnet oder einem anderen Provider heisst es im Bluewin-Merkblatt lapidar: «Übertragen Sie uns die Verantwortung für das Hosting Ihrer Endkunden». Selbstverständlich stehe es den Partnern aber frei, ihre Endkunden «anderweitig zu plazieren».
Als Grund für die Kündigungen gibt Ziesack erhebliche Mehrkosten in der Produktentwicklung, rückläufige Umsätze im Geschäft mit dem Kleinst-Hosting sowie immer kleinere Deckungsbeiträge an. Kleine Umsätze schrecken andere Firmen nicht ab: Auf regen Zulauf von frustrierten Ex-Hosting-Partnern, die ihre Kundenbeziehungen behalten und nicht der deutschen Verio übertragen möchten, hoffen jetzt Firmen wie Cybernet, die ein sogenanntes Whitelabel-Hosting im Angebot führen. (bor)


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