Intelligenz um jeden Preis

Microsoft arbeitet an der besseren Integration von Business-Intelligence-Daten mit dem Desktop. Für die traditionellen BI-Partner der Redmonder ist das ein Schlag ins Gesicht, der schon lange zu erwarten war.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/11

     

Microsoft gilt zwar schon lange als unangefochtener König über die Desktops dieser Erde – doch dieser Status scheint dem Software-Primus je länger je weniger zu genügen. In einer Vielzahl von Projekten werkelt die Firma daran, die eigene Office-Welt immer stärker mit den wichtigsten Back-Office-Applikationen zu integrieren. Dadurch hofft man, die eigene Position als De-facto-Standard-Arbeitsoberfläche in den meisten Unternehmen zusätzlich zu festigen und sich gegen den wachsenden Druck durch Linux zur Wehr setzen zu können.

Verzahnung mit der Hinterwelt

Um den tausenden von SAP-Anwendern dieser Welt das Leben zu erleichtern, kündigte Microsoft unlängst an der SAP-Messe Sapphire in Kopenhagen das Projekt Mendocino an, womit SAP-Prozesse über die gewohnte Office-Arbeitsoberfläche gestartet werden können. Im sogenannten «Projekt Elixir» arbeiten die Redmonder an der Integration von Back-Office-Daten in Outlook. Und jetzt meldet Microsoft mit «Maestro» sogar seinen Anspruch auf ein Stück des Business-Intelligence- und Analytic-Reports-Kuchens an.
Maestro soll ein Realtime-Reporting-Server sein, der in Echtzeit Daten von wichtigen Back-Office-Applikationen – wie etwa von SAP und Peoplesoft – empfängt und daraus individuell gestaltbare «Dashboards» für den Benutzer auf dem Desktop generiert.

Hickhack der Giganten

Ebenfalls an der Sapphire-Messe in Kopenhagen hatte SAP-Cheftechnologe Shai Agassi noch mit viel Brimborium die baldige Verfügbarkeit von «Analytical Dashboards» verkündet: Dank dieser mit Flash-Elementen aufgepeppten Darstellung von BI-Informationen aus dem hauseigenen Business-Intelligence-Modul sollte jeder Benutzer im Unternehmen vom Desktop aus auf wichtige Informationen zugreifen können. Maestro nimmt nun eigentlich exakt die Funktion dieser Analytical Dashboards von SAP wahr: «Business Intelligence ist ein Bestandteil unserer Business Suite. Wenn unter Mendocino SAP und Microsoft Office integriert werden, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Microsoft die Daten entsprechend aufbereiten möchte», sagt dazu diplomatisch Hansruedi Kuster, Marketingleiter von SAP Schweiz. Ob die Daten mit Analytical Dashboards oder mit einem Server von Microsoft aufbereitet würden, dies stelle letztlich eine Kundenentscheidung dar: «Wir sind zwar mit den Dashboards auch in diesem Bereich aktiv, doch ist die Darstellung auf dem Desktop ganz klar die Domäne von Micro

Microsofts Antwort

Für viele Beobachter ist hingegen Maestro nichts anderes als ein Teil von Microsofts Antwort auf XI von Business Objects und auf die ganzen Integrationsbemühungen rund um SAP Netweaver. Wie auch SAP mit den Dashbaords, versuche Microsoft sich mit Maestro besser gegen seine früheren Partner aus dem Bereich Business Intelligence abzugrenzen und den prestigeträchtigen – weil «sichtbaren» – Teil der Darstellung der Daten auf dem Desktop selber zu übernehmen.
Dies hat man natürlich auch bei den traditionellen Business-Intelligence-Giganten längst gemerkt: «Wir stellen zunehmend fest, das sich grössere Software-Anbieter wie SAP und Microsoft ein Stück vom Business-Intelligence-Kuchen abschneiden möchten», sagt Claudia Hübscher (Bild), Sprecherin von Business Objects in der Schweiz. Business Objects aber sei seit vielen Jahren im Bereich von Business Intelligence tätig und verfüge vom Zugriff auf das Datenlager bis zur analytischen Applikation über eine komplette Lösung, so Hübscher.
Genau darin sieht sie auch den wichtigsten Unterschied zu den Maestro-Bemühungen von Microsoft: «Wir sind sehr heterogen. Microsoft dürfte lediglich aus dem SQL-Server Daten beziehen und präsentieren wollen. Für uns spielt es aber keine Rolle, ob als Datenbank ein Produkt eines anderen Herstellers oder eine Applikation eines Drittanbieters eingesetzt wird», so Hübscher. Gerade bei Echtzeit-Unternehmensinformationen, die ja oft als Grundlage in wichtigen Entscheidungsprozessen dienen müssten, sei es wichtig, alle verfügbaren Informationen zu integrieren und in die Darstellung wie beispielsweise einem Management-Dashboard miteinzubeziehen, da man sonst seine Entscheidungen nicht vollständig informiert treffen könne, so Hübscher.

Jeder gegen jeden

Komplexer ist hingegen die Beziehung zwischen Business Objects und SAP: «Business Objects ist ein ausgewählter Partner von SAP. Jedermann, der das SAP Business Warehouse benutzt, verfügt damit automatisch bereits über eine Reporting-Lösung von Business Objects», so Hübscher. Was das Business-Intelligence-Modul von Netweaver angehe, befinde man sich hingegen ganz klar in Konkurrenz zu SAP. Auch hier wieder unterstreicht Business Objects die eigene Heterogenität als Verkaufsargument: «Wir haben die kompletteste BI-Lösung für Netweaver am Markt und können auch Quellen ausserhalb von SAP anzapfen», meint Hübscher. (bor)


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