Kleeb-Imperium nimmt Konturen an

Der Zuger Systemintegrator RedIT hat mit der Übernahme von Tristar seine Kompetenz im Highend-Bereich massiv ausgebaut. Die weitere Expansionsstrategie sieht regionale und fachliche Erweiterungen vor.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/19

     

«Wir sind keine Übermenschen, zuerst müssen wir unsere Aufräumarbeiten verdauen», sagt Andreas Kleeb (Bild), CEO der Zuger RedIT, auf die Frage, welche Firmen er als weitere Übernahmekandidaten ins Auge gefasst habe, zu IT Reseller. RedIT hat vor zwei Wochen den Kauf von Tristar bekannt gegeben, ein Systemintegrator mit Sitz in Spreitenbach und Burgdorf bei Bern. Tristar bringt neben 40 Millionen Franken Umsatz und 30 Mitarbeitern vor allem viel Know-how im Bereich Speicher- und Enterpriseserver-Infrastruktur und mittlere und grössere Unternehmens- und Behörden-Kunden mit in die Gruppe ein. Tristar ergänze mit seinem Highend-Wissen das vor allem im Microsoft-Umfeld tätige RedIT-Team ideal, sagt Kleeb.

Fachliche und regionale Abdeckung

Die Expansionsstrategie von RedIT ist zweigleisig: Zum einen soll die Gruppe weitere geografische Gebiete abdecken, Kleeb spricht vom Grossraum Basel und dem Mittelland, vor allem im Gebiet zwischen Jura und Berner Alpen wolle man neue Kunden bedienen. Zum anderen schweben ihm weitere Partnerschaften in Bereichen vor, die RedIT bisher nicht oder nur teilweise beherrscht: «Vor allem die Themen Kommunikation und Security und den Bereich Applikationen wollen wir als nächstes abdecken.» Dabei prüfe man jeweils nach dem «Make or Buy»-Prinzip.
Man frage sich, ob ein Bereich selbst oder mit Partnern abgedeckt werden soll. «Es müssen im Fall von Übernahmen immer auch Firmen sein, die man bezahlen kann. Andererseits wollen wir keine Sanierungsfälle, sondern Firmen, die ein substantielles Wachstum bei profitablem Geschäftsgang in die Firma einbringen», ergänzt Kleeb. Vorerst jedoch würde man erst einmal den RedIT-Standort Schönbühl mit der Niederlassung von Tristar in Burdorf zusammenlegen, um Synergien zwischen den beiden Teams zu nutzten. Sechs RedIT-Mitarbeiter aus Schönbühl werden zu den zehn neuen Tristar-Kollegen nach Burgdorf wechseln.
Auch der Bereich Applikationen ist für Kleeb ein Wachstums-Thema. RedIT ist SAP-Partner für die Kleinkunden-ERP-Lösung «Business One», die das hauseigene Angebot (Pebe) ergänzen soll. Allerdings hat RedIT mit der Software noch keine grossen Sprünge gemacht. «Die Investitionen in diesem Bereich konnten wir bisher nicht decken», sagt Kleeb, «wir haben trotz einem dedizierten Verkaufsteam erst wenige Projekte realisiert.» Es lasse sich eben nicht wegdiskutieren, dass man sich zurzeit im ERP-Markt für KMU noch in einem Umfeld bewege, das unter finanziellem Druck steht und Investitionen deshalb noch auf die lange Bank schiebt. Trotz allem sei er davon überzeugt, dass SAP – und auch Microsoft – in Zukunft hier eine entscheidende Rolle spielen werden.

Think Tools gehört nicht zum Kerngeschäft

Doch nicht nur mit der Übernahme der Tristar machte Kleeb von sich reden. Nach der im Frühling dieses Jahres erfolgten Fusion mit der am Zürcher SWX kotierten Think Tools hat RedIT kürzlich die Firma und die Software-Rechte an die Münchner C.A.T. bzw. an die Parmenides Foundation verkauft. «Wir sind zum Schluss gekommen, dass wir mit unserem Consulting das Schweizer Geschäft von Think Tools nicht realisieren und bis Ende 2004 profitabel arbeiten können», sagt Kleeb zum Verkauf von Think Tools. Laut Kleeb braucht es dazu Leute, die sich nicht in IT-Strategie, sondern insbesondere im Bereich Unternehmensstrategie auskennen. Darüber hinaus spreche Think Tools Unternehmen an, die nicht zur Zielgruppe von RedIT gehören: «Diese Kunden sind rar und Unternehmensberater haben ihre eignen Tools», sagt Kleeb abschliessend. Wie vorauszusehen war, wird Think Tools also für RedIT ein Vehikel sein, neue Investoren an der Börse zu finden, um die weitere Expansion zu finanzieren. (mh)

Kleeb holt Sanierer

Mit Christian Wunderlin holt Kleeb zum richtigen Zeitpunkt einen neuen Chief Financial Officer an Bord. Wunderlin ist als Sanierer bekannt. Sein Werdegang führte ihn unter anderem zu COS, All Com und Obtree. Zuletzt hat er zwei Jahre lang die Übernahme und Dekotierung der UDT Group mitbegleitet und die Tochtergesellschaften der UDT saniert. RedIT hatte zwar im ersten Halbjahr 2004 bei einem Umsatz von 27,6 Mio. Franken seinen Nettoverlust von 1,79 Mio. (im 2003) auf 0,9 Mio. Franken halbiert. Mit der (profitablen) Tristar dürfte RedIT mit den heute 230 Mitarbeitern nächstes Jahr die 100-Millionen-Franken-Umsatzgrenze erreichen. Doch um an der Börse zu überzeugen, braucht es heutzutage schwarze Zahlen. (mh)


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