Die COS-Strategie ist gescheitert

Die COS-Gruppe will nicht mehr IT-Konzern, sondern Investitionsgesellschaft sein.Welches sind die Folgen für das Distributionsgeschäft?

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/19

     

«Rein theoretisch ist es denkbar, dass einzelne Gesellschaften verkauft werden», sagt Kurt Früh (Bild), der CEO der COS-Gruppe, zu IT Reseller auf die Frage, was die heute bekanntgegebene Richtungsänderung der Konzernstrategie für Folgen für die COS-Distribution haben wird. Früh hat offenbar eingesehen, dass die Idee eines zentral geführten Handels- und Dienstleistungskonzerns mit Distribution (COS Distribution), Systemintegration (COS Concat), Leasing, Handel sowie An- und Verkauf von Gebrauchtwaren (Remarketing) nicht realisierbar ist.
«Die Synergien sind ganz einfach nicht vorhanden», gibt er unumwunden zu und relativiert im nächsten Atemzug: «Wir wollen die finanziellen Mittel nicht mehr investieren, die Strategie um jeden Preis durchzuziehen.» Allein der gescheiterte Versuch mit dem Remarketing-Geschäft kostete COS 8 Millionen Franken, die Investitionen in das neue SAP-Warenwirtschaftssystem bewegten sich in etwa auch auf diesem Niveau und die mittlerweile profitabel arbeitende österreichische Distributionstochter fuhr im ersten Halbjahr 2004 einen Verlust von 4 Mio. Franken ein.

Fehlender Managergeist?

Nun soll aus dem IT-Konzern eine Art Beteiligungs-Gesellschaft werden: Als Wachsstumsfinanzierer und Coach von unternehmergeführten Firmen aus dem IT-Umfeld sehe sich die COS-Gruppe in Zukunft, heisst es aus Mägenwil. Ironie des Schicksals: COS will das Know-how, das man sich durch die rege Akquisitions- und Devestitionstätigkeit bei der Ausarbeitung von Verträgen und Finanzierungen angeeignet hat, nun als Finanzierer nutzen.
Aber nicht nur die hohen Investitionen in fehlende Synergien zwangen Früh zur Einsicht. Das eingesetzte Management stellte sich als inkompatibel mit seiner Person und seinen Vorstellungen heraus: «Jedesmal, wenn wir versucht haben, eine integrale Gruppenstrategie umzusetzen, mussten wir erkennen, dass sich Unternehmerpersönlichkeiten nur schwer in organisationsorientierte und synergienutzende Manager transformieren lassen», kommentiert der COS-Patron die vielen Abgänge auf Geschäftsleitungsebene.

Schöne Worte, knallharte Tatsachen

Die Konsequenz: Die zentrale Struktur wird aufgegeben und die einzelnen Gesellschaften erhalten mehr Autonomität. «Wir wollen das freie Unternehmertum fördern», umschreibt Früh vielsagend die Tatsache, dass den Gruppengesellschaften in Zukunft keine Gnade mehr zuteil wird, wenn die Zahlen nicht stimmen: Über die nächsten zwei Jahre sollen die COS-Beteiligungen auf eine jährliche Eigenkapitalrendite von mindestens 20 Prozent kommen. Darüber hinaus sollen frei werdende Mittel in neue Beteiligungen investiert werden, wenn Wachstum und Ertrag durch Firmenübernahmen realisiert werden können.
Die Bekanntgabe der neuen Strategie kommt zeitgleich mit einer erfreulichen Präsentation der Ergebnisse des dritten Quartals. Die Gruppe weist zum ersten Mal nach drei Jahren für die Sommermonate ein positives Ergebnis aus. Der Reingewinn betrug im dritten Quartal 0,8 Mio. Franken, bei einem Umsatz von 242,8 Mio. Franken (minus 3,2% verglichen mit Q3/2003). Für die ersten neun Monate kommt ein Umsatz von 756,7 Mio. zusammen (plus 6,3%) und der Verlust konnte von 5,8 auf 2,4 Mio. Franken reduziert werden. Früh beteuert, er werde alles daran setzen, dass das laufende Geschäftsjahr positiv abgeschlossen werden könne. (mh)


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