BSA will Berner das Fürchten lehren

Zum sechsten Mal versuchen Microsoft und Co., in einer regionalen Aktion Schweizer Firmen zum Nachlizenzieren ihrer Software zu bewegen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/04

     

Gerade einmal einen Monat Zeit sollen die Firmen in der Region Bern bekommen, all ihre Software straffrei nachzulizenzieren. Wenn es nach der Business Software Alliance (BSA) geht, ist dann lückenlos alle im Kanton Bern betrieblich genutzte Software ordnungsgemäss lizenziert.
Vom 16. Februar bis 16. März sollen sich alle Firmen auf der Website «www.legalesoftware.ch» registrieren, die sich in Ruhe an die Sichtung ihrer Lizenzen machen wollen, ohne dabei das Damoklesschwert einer Strafverfolgung durch die BSA über sich schweben zu sehen.
Anschliessend können sie 30 Tage lang ihre Lizenzen straffrei aktualisieren. Die ganze Aktion läuft unter dem Motto «Kennen Sie Ihre Rechte? Und Ihr Risiko?». Um zum Mitmachen zu motivieren greift die BSA in ihrer Mitteilung zum Start der Aktion gleich einmal zu unverholenem Drohen: «In den vergangenen Monaten mussten Firmen in der Schweiz Schadenersatz in der Höhe von rund 350’000 Franken bezahlen und für rund 800’000 Franken Software nachlizenzieren.»

Erst kurz vor knapp

Allerdings glaubt auch die BSA selbst nicht, dass nun alle Berner Firmen virtuell zu ihr pilgern, um sich die Schonfrist zu sichern und allfällig drohenden Strafen zu entgehen. Georg Herrnleben, Regional Manager Central Europe der BSA versichert: «Erfahrungsgemäss erfolgen 80-90% der Reaktionen erst in den letzten zwei Tagen.»
Bei den fünf bisher in der Schweiz durchgeführten gleichartigen Aktionen, etwa in Basel und St. Gallen, «haben wir rege Bewegung im Markt gespürt, es wurden viel neue Software und Lizenzen erworben.» Meldungen an die BSA dagegen seien kaum erfolgt.

Wenig Aufmerksamkeit erreicht

Allerdings kann die aktuelle Aktion noch nicht allzuviel Aufmerksamkeit erregt haben. IT Reseller hatte jedenfalls enorme Schwierigkeiten, im Raum Bern Händler zu finden, die überhaupt nur von der Aktion wussten. Von Kundenmassen, die zur Nachlizenzierung in ihre Läden strömten, konnten sie dementsprechend nichts berichten.
Ein Grundproblem nennt Markus Hiltbrunner, technischer Leiter bei der Münsinger AS Service & Support: «Die Aktion ist grundsätzlich ja richtig. Nur wird es für den Kunden immer schwieriger. Viele KMU blicken einfach nicht mehr durch, denn speziell die Lizenzierungsanforderungen bei Microsoft sind hochkomplex.»
Michel Grandjean, Leiter Informationssicherheit bei der Berner Cassarius findet: «Natürlich hat die Softwareindustrie grosses Interesse daran, dass jede Firma ordnungsgemäss lizenziert. Manchem Informatikverantwortlichen tut es sicher gut, wenn er an seine Lizenzierungspflicht erinnert wird.» Bei Cassarius seien zwar seit Start der BSA-Aktion Lizenzanfragen eingegangen, dabei handle es sich aber um normale Erweiterungen und nicht um Reaktionen auf die BSA-Aktion.

Eigentlich Aufgabe der IT-Partner

Auch Bruno Mumenthaler von der Wasener Balz Informatik findet es grundsätzlich zwar gut, dass die Lizenzierungspflicht «ins Bewusstsein gebracht wird». Nur sollte diese Aufgabe eigentlich vom IT-Partner wahrgenommen werden und nicht von der Business Software Alliance.
Im übrigen fand selbst die BSA in einer Studie zur Softwarepiraterie bereits heraus, dass die Schweiz den niedrigsten Anteil illegaler Software weltweit aufweist. (ava)

Die BSA

Die Business Software Alliance (BSA) sieht sich als «Sprecher der Softwarebranche und ihrer Hardwarepartner gegenüber Regierungen und Kunden auf dem globalen Markt». Sie führt Initiativen durch, die sich mit den Bereichen Bereichen Urheberrecht, Internet-Sicherheit, Handel und E-Commerce in der Softwarebranche beschäftigen und beispielsweise die Softwarepiraterie bekämpfen sollen.
Weltweite Mitglieder der BSA sind Adobe, Apple, Autodesk, Avid, Bentley Systems, Borland, Cisco Systems, CNC Software/Mastercam, HP, IBM, Intel, Internet Security Systems, Intuit, Macromedia, Microsoft, Network Associates, Peoplesoft, RSA Security, Solidworks, Sybase, Symantec, UGS PLM Solutions und Veritas Software.


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