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Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/16

     

Hoffnung auf Wachstum schöpft die IT-Industrie seit dem digitalen Winter aus dem Service- und Outsourcing-Geschäft. Doch auch im Service-Bereich sind die Preise unter Druck. Und wie. Die Prognosen für den Schweizer Markt wurden kürzlich von 5 auf 2% Wachstum gesenkt. Heute müssen Outsourcer trotz langjährigen Verträgen ihren Kunden stets neue Offerten unterbreiten, oder sie verlieren das Geschäft an die Konkurrenz.
Diese wartet nur darauf, die Preise so wenig wie möglich aber so viel wie nötig zu senken. Das heisst dann aber noch lange nicht, dass der Kunde nicht noch eine weitere Preisrunde verlangt. Bei einem Auslagerungsprojekt des Bundes beispielsweise steht nun die dritte Angebotsrunde an, nachdem Swisscom ihr Angebot um rund einen Drittel auf 38 Millionen Franken gesenkt hat. Einfach so.
Nicht umsonst beklagen Kunden wie Unternehmensberater die mangelnde Qualität der Dienstleistungen und wettern, Service Level Agreements seien das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind. Dass die Outsourcer behaupten, die Unternehmen würden sie immer mehr an ihre Kernprozesse lassen, kann nur in seltenen Fällen als bare Münze genommen werden.
Apropos Münze: Kostensenkungsprojekte sind nach wie vor in der Mehrzahl, auch wenn seitens der Dienstleister behauptet wird, ihre Kompetenz sei wichtiger als die tieferen Kosten, welche sie dank Economy of Scale dem Kunden ermöglichen.
Outsourcer sind auch äusserst stark darauf bedacht, das Vertrauenselement in den Vordergrund zu rücken. Wenn ein Unternehmen einen zwar peripheren, aber wichtigen Prozess auslagert – zum Beispiel die Bearbeitung von Schadensmeldungen für Versicherungen – braucht es Vertrauen. Denn billiger kommt es nur, wenn der Outsourcer diese Dienste standardisieren und auch weiteren Kunden anbieten kann.
Business-Process-Outsourcing für Grosskunden ist aber noch oft kaum mehr als ein Schlagwort. Deshalb besteht vorerst keine Gefahr, dass wegen zunehmender Übernahme von Business-Prozessen durch Outsourcer deren Kunden nur noch rechtliche Hüllen sind, die die Arbeit zu Ausbeuter-Konditionen delegieren. Das Potential liegt vorerst beim Mittelstand.
Markus Häfliger
Chefredaktor


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