Philips verärgert den Channel

Brack Consulting ist sauer und fühlt sich von Philips verschaukelt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/02

     

Im November erfährt Brack Consulting zufällig aus dem Internet, dass es bei Philips eine Preissenkung auf 18»-TFT-Monitoren gegeben haben muss. Zumindest werden diverse Modelle von Händlern im Internet teilweise bis zu 20% unter dem Einstandspreis angeboten.
Auf Nachfrage teilt Philips Brack mit, man sei in Not, wolle auf der Top-Ten-Liste der Monitor-Hersteller noch einen Platz vorrücken und habe deshalb einem Händler eine besonders grosse Stückzahl zu einem Sonderpreis überlassen.
Der erwähnte Händler entpuppt sich später als Steg Computer, der momentan beispielsweise das Modell 180B2S zu einem Preis von 949 Franken anbietet, ein Modell, das in der aktuellen Händlerpreisliste (die im November noch wesentlich höher war), zu 979 Franken verkauft wird. So weit, so gut.
Auf Anfrage nimmt Philips auch von Brack eine besonders grosse Bestellung zu besonders günstigen Preisen entgegen. Einen Tag später entscheidet sich Philips aber anders und verkauft die für Brack gedachten Geräte ins Ausland, mit der Bemerkung, die Geräte seien natürlich in der Distribution verfügbar, allerdings 30% teurer.

Zwischen Verständnis und Empörung

Der Channel hat für Philips sowohl Kopfschütteln als auch Verständnis parat, ein Teil der Händler will sich «lieber nicht äussern». Brack habe erstaunlich viele Reaktionen, fast ausschliesslich Gratulationen anderer Händler (auch von Distributoren) erhalten, so Roland Brack, Chef des Unternehmens.
RedIT-Chef Andreas Kleeb bringt hingegen eher Verständnis für Philips auf: «Philips ist ein grosser Lieferant von uns, der auch immer wieder dynamisch auf unsere Anforderungen reagiert. Es ist für uns auch verständlich, dass wenn jemand grosse Mengen (vor allem mit einer Bestellung) abnimmt, der Preis auch bedeutend besser ist als bei vielen kleinen Bestellungen. Auch Philips ist dem Wettbewerb ausgesetzt.»
Und Also- ABC-Chef Marc Schnyder kommentiert die Angelegenheit wie folgt: «Nach unseren Informationen handelte es sich in diesem Fall nicht um eine Preissenkung des Herstellers, sondern um einen Abverkauf einer Sonderposition, welche durch eine Stornierung eines Grosskunden zu Stande kam. Der Abverkauf verlief leider nicht nach dem ursprünglichen Plan und führte zu dieser für alle Marktteilnehmer unangenehmen Situation.»
Wie es denn nun tatsächlich war, wollten wir von Philips wissen. Doch Philips einzige Stellungnahme besteht in dem Satz, man kommentiere Kundenangelegenheiten nicht in der Öffentlichkeit. Auch Brack hat bis heute keinerlei Reaktionen seitens Philips vernommen.
Ein besonderer Grund für Bracks Verärgerung: im Oktober habe man noch mit Philips-Chef Johannes Müller zusammengesessen und über die Marktverhältnisse gesprochen. Müller habe damals verlauten lassen, Philips habe es nicht nötig, den Markt wie andere Hersteller kaputt zu machen. Brack, der mit Philips-Produkten immerhin 1,5 Mio. Umsatz pro Jahr macht, zieht die Konsequenzen und hat die Holländer jetzt aus dem Sortiment gestrichen.
Es stellt sich die Frage, was einem Unternehmen letztlich mehr schadet, in der Top-Ten-Liste der Monitorhersteller mal einen Platz einzubüssen oder sich mit derartigen Aktionen den Channel zu ruinieren. (sk)


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