iEX-Highlights: Musse für den genauen Blick

Nur noch etwas mehr als halb so viele Aussteller wie vor zwei Jahren heischen an der iEX 2003 um die Aufmerksamkeit der Besucher. Das gibt Musse, genauer hinzuschauen. Auf Themen wie Systemintegration, CMS und warum nicht wieder einmal ASP?

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/02

     

Das Internet-Business ist nicht tot – aber über weiten Kreisen der Branche hängt eine Wolke der Ungewissheit. Wird sich die Konjunktur dieses Jahr endlich erholen? Wie weit wird man die Sparübungen noch treiben müssen, um die Flaute zu überleben? Und – welche Technologie, welcher Trend könnte die Kunden endlich wieder dazu bringen, ihre Taschen etwas weiter zu öffnen?
Diese Ratlosigkeit macht es viel schwieriger als früher, die Highlights der diesjährigen iEX herauszupicken. Kaum einer mag sich festlegen, welche Trends im Moment die wichtigsten sind. Die Messeankündigungen der Aussteller helfen ebenfalls nicht viel weiter: Früher wurde man von ihnen überflutet, dieses Jahr ist ihre Menge noch weit stärker zurückgegangen als die Zahl der Aussteller – die aus Spargründen geschrumpften PR-Budgets lassen grüssen.
Einheitliche Themen sind kaum herauszulesen. Besonders deutlich zeigt sich die Verzettelung bei den sowieso spärlichen Produkteankündigungen: Hier eine neue Version eines Dokumentenverwaltungssystems, dort ein neues Notebook, da ein überarbeitetes CMS.
Das aber gibt dem Brancheninsider eine Chance, sich für einmal unbeeinflusst von «Must see’s» Zeit zu nehmen für das, was an einer Messe sowieso das Wichtigste sein sollte, nämlich Kontakte pflegen und plaudern. Und es ist eine Gelegenheit, interessante Themen einmal näher unter die Lupe zu nehmen.

Zeit für Systemintegration

Gerade die Hauptthemen, welche die Messeleitung der diesjährigen iEX gegeben haben, Systemintegration im Allgemeinen und Enterprise Application Integration (EAI) im Besonderen, kann man ja auch kaum mit Stippvisiten bewältigen. Das Hauptthema der iEX 2003 trifft den Nerv der Branche: Viele Insider glauben, dass die Integration von Unternehmens-IT-Infrastruktur 2003 der grösste Wachstumsträger für die Internet-Industrie sein wird.
Das war das Resultat unseres iEX-Polls (siehe Seite 27/28), die Hoffnung auf den Wachstumsträger Integration zeigt sich auch in der sehr grossen Zahl der Aussteller, die sich des Themas in irgendeiner Form annehmen. Darüber, welcher Aussteller was zu den Themen Systemintegration und EAI, und auch zu den weiter unten erwähnten Themen CMS und ASP zu zeigen hat, orientiert man sich am besten in der Ausstellerliste auf www.iex.ch. Wir können hier nur drei herauspicken.
Microsoft (Halle 4, 4.123) stellt den auf den April angekündigten Windows Server 2003 (ehemals .Net Server) sowie die Entwicklersuite Visual Studio.Net vor. Beide zusammen bilden, so Microsoft, eine Grundlage für die Realisierung von XML Web Services unter einem einheitlichen Programmiermodell. Zusammen mit den zwanzig Partnerfirmen, die auf dem Microsoft-Stand vertreten sind, zeigt Microsoft auch konkrete Kundenlösungen zu EAI (und natürlich auch zu vielen anderen Themen).
Auch SAP (Halle 4, 4.103) haut in letzter Zeit immer stärker in die Kerbe Applikationsintegration. Als Technologie-Highlights wollen die Walldorfer unter anderem den Web Application Server mit seiner vollständig integrierten J2EE-konformen Java Engine und die Exchange Infrastructure präsentieren. Grosses Interesse dürfte vor allem die gerade vorgestellte Integrationsplattform Netweaver hervorrufen, die es ermöglichen soll, beispielsweise eine IBM-Websphere-Infrastruktur mit einer Microsoft-.Net-Umgebung in Einklang zu bringen.
Für die Zukunft von Sun (Halle 3, 3.100) steht mit dem Erfolg oder Misserfolg seiner N1-Vision, die es in naher Zukunft ermöglichen soll, Hard- und Software über das Netz zu einem einfach zu handhabenden Gesamtsystem zu verknüpfen, einiges auf dem Spiel.
Die Hauptgegenentwürfe stammen von IBM und HP, und gerade HP behauptet, mit seiner «Utility Data Center» (UDC)-Architektur dem Ziel schon einige Schritte näher zu sein. Wer sich über N1 informieren will, sollte sich den Vortrag «Smart Web Services running on Smart Architectures» von Jean-Francoise Leber (Mi. 10 Uhr, Do. 14 Uhr, Fr. 15 Uhr) anhören, einer von vielen Fachvorträgen im Rahmen von Suns kostenlosen «One Hour Colleges» während der iEX.

Expertentip CMS

Unsere Schwesterzeitschrift «InfoWeek» befragte Referenten an der iEX-Konferenz, welches die fünf wichtigsten Internet Themen 2003 sein werden. Am meisten genannt wurde Content Management. Die immer günstiger werdenden CMS-Lösungen und das zunehmende Bedürfnis, die Firmenwebsite mit dynamischem Content aufzumotzen, könnte gerade KMU dieses Jahr dazu bringen, ihr Portemonnaie zu öffnen, hoffen viele.
An der iEX präsentieren, neben Grössen wie Day, auch eine Vielzahl von kleineren Webagenturen und Software-Herstellern CMS-Lösungen, die für KMU konzipiert sind. Hier wieder nur eine kleine Auswahl. Computeroil (Halle 5, 5.126) zum Beispiel zeigt die neue Version 2.5 von Redakto. Insyma (E-Starter.Park, Halle 3, 3.136) kann bereits 50 Kunden für Contentupdate vorweisen. Die 4 Screen AG zeigt die neue, auf .Net-Technologie basierende Standardlösung Enterprise CMS High Impact 3.0. Und bei Swisszope (Halle 4, 4.172) kann man ein CMS auf Open Source-Basis unter die Lupe nehmen.

Mauerblümchen ASP?

Ein Superlativ wie «Megatrend», mit dem die IT-Gurus und die Medien (auch IT Reseller bekennt sich schuldig) früher allzu gedankenlos um sich warfen, ist heute sowieso verpönt. Beispiel ASP: Application Service Providing, die Methode, Software übers Internet als Mietware zu vertreiben, wurde von der ganzen IT-Industrie vor zwei Jahren zum Megatrend hochgejubelt. Heute muss man in der Presse und auch in den Ankündigungen der iEX-Aussteller mit der Lupe danach suchen.
Für alle, die das Thema aus den Augen verloren haben, bietet aber die iEX eine Gelegenheit, sich einen Überblick über die heutige Realität des ASP-Business, fernab vom Hype, zu verschaffen. Im Online Ausstellerkatalog findet man unter dem Stichwort nämlich immerhin 29 Firmen: So tot, wie viele sagen, scheint ASP also nicht zu sein. (hjm)


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