IT Reseller: Was hat Sie persönlich dazu bewogen, nach Mobilezone noch einmal eine Ladenkette zu gründen, und warum haben Sie sich für den Unterhaltungselektronik-, IT- und Haushaltsgeräteretail entschieden?
Ruedi Baer: Meine Marktkenntnisse. Ausserdem wollte ich im Bereich Konsumelektronik diversifizieren.
ITR: Was wird Ihre Rolle bei Best-buy sein? Werden Sie persönlich die operative Leitung haben? Mobilezone dürfte im Moment ja auch einiges an Aufmerksamkeit beanspruchen...
RB: Nein, meine Funktion beschränkt sich auf das Verwaltungsratsmandat. Das Best-buy-Management-Team besteht jedoch aus Mitarbeitern, die früher schon für mich tätig waren.
ITR: Best-buy ist im Moment in der Startphase. Bis Mitte November sollen 16 Filialen eröffnet sein. Läuft in dieser Beziehung alles nach Plan?
RB: Ja, alles läuft nach Plan, jedoch sind die Eröffnungen 2002 erst Ende November abgeschlossen.
ITR: Wie viele Leute wird Best-buy etwa beschäftigen, wenn einmal alle Filialen eröffnet sind?
RB: Bis Ende Dezember dieses Jahres werden wir knapp 50 Mitarbeiter haben.
ITR: Entsprachen die ersten Tage in den bereits eröffneten Filialen Ihren Erwartungen?
RB: Ja, wir sind zufrieden, da ohne Werbung gleich von Anfang an gute Umsätze erzielt wurden.
Perspektiven
ITR: Wie sehen Sie die Perspektiven von Best-buy in den nächsten ein bis zwei Jahren? Sind weitere Filialen geplant?
RB: Nach den ersten Eröffnungen werden wir das Weihnachtsgeschäft abwarten. Wenn nötig, werden Retouchen am Konzept und bei den Warengruppen vorgenommen. Wenn die Zahlen wie erwartet aussehen, planen wir ab Frühling 2003 weitere Eröffnungen. Unser Ziel ist es, innert zwei bis drei Jahren eine nationale Abdeckung zu erreichen.»
ITR: Sie treten in einem schwierigen Moment in den Markt ein. Was ist das Rezept von Best-buy? Wie will sich Best-buy von der etablierten Konkurrenz differenzieren und sich als Neuling durchsetzen?
RB: Best-buy wird als Discounter positioniert, der eine reduzierte Anzahl Artikel pro Warengruppe führt. Wir wollen uns durch eine hohe Kompetenz bei Verbrauchsmaterial und Zubehör sowie engagierte, freundliche und kompetente Mitarbeiter auszeichnen. Intern streben wir eine tiefe Kostenstruktur, einfache Abläufe, und einen hohen Lagerumschlag an.
ITR: Wie werden sich die Umsätze bei Best-buy in etwa aufteilen?
RB: Wir planen, etwa 38 Prozent unseres Umsatzes mit Photographie/
Unterhaltungselektronik zu erzielen, ca. 35 Prozent mit Haushaltsgeräten und rund 27 Prozent im Bereich IT und Games.
Weiterer Preiszerfall absehbar
ITR: Vor allem im IT-Sektor herrscht die grosse Flaute, und einige spezialisierte IT-Retailketten sind in Schwierigkeiten geraten. Wie beurteilen Sie persönlich die Marktsituation?
RB: Ich glaube, dass der Gesamtmarkt und die Konsumentenausgaben stagnieren oder sogar sinken. Auch aufgrund der Wirtschaftslage nimmt die Preissensibilität bei den Konsumenten zu. Das allerdings ist wiederum ein Faktor, der für Best-buy spricht.
ITR: Welche Entwicklungen machen dem Retail die grössten Schwierigkeiten im Unterhaltungselektronik- respektive im IT-Bereich?
RB: Bei der Unterhaltungselektronik sehe ich einen weiteren Preiszerfall auf uns zukommen, ohne dass die abgesetzten Gesamtstückzahlen stark zunehmen. Auch machen viele Hersteller den Fehler, in ihrer Werbung zu sehr technische Daten in den Vordergrund zu stellen.
Im IT-Bereich spielt sich eine Verlagerung vom PC zum Notebook ab und der Produktzyklus ist zu schnell, es kommen zu viele neue Modelle auf den Markt. Ausserdem stellt
Dell mit seinem Direktverkauf eine Herausforderung dar.
ITR: Schon seit einiger Zeit wird viel gesprochen vom Zusammenwachsen der Welten von Unterhaltungselektronik und IT. Hat das aus Ihrer Sicht schon Konsequenzen in der realen Welt des Retails?
RB: Es gibt viele Anzeichen, wie zum Beispiel Fernsehgeräte, die man auch als PC-Terminal benutzen kann. DVDs werden als Datenträger in beiden Bereichen eingesetzt, sowohl für Filme als auch in PCs und Notebooks. Und deutlich zeigt sich das Zusammenwachsen auch in der digitalen Fotografie.
Verhältnis zu Lieferanten
ITR: Es scheint Unterschiede in den Vertriebsmodellen im UE- und IT-Bereich zu geben. Während im IT-Sektor das Zwei-Stufen-Modell mit unabhängigen Distis vorherrscht, gibt es im UE-Bereich eher die Marken und Generalvertretungen oder Hersteller, die direkt an die Händler liefern. Sehen Sie das auch so?
RB: Ja, wobei heute auch Unterhaltungselektronikhersteller die Logistik und den Service outsourcen.
ITR: Gibt es aus Ihrer Sicht Vorteile oder Nachteile des einen oder anderen Vertriebsmodells?
RB: Nein, weil wir preisorientiert beschaffen, das heisst wenn nötig auch im Ausland einkaufen.
ITR: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Lieferanten – Herstellern und Distributoren – für eine neue Ladenkette? Gibt es Schwierigkeiten mit Kreditlinien oder andere Startschwierigkeiten?
RB: Da die Mitarbeiter bei den Lieferanten seit Jahren bekannt sind, geniesst Best-buy einen Start-Bonus.
ITR: Aus der Sicht eines Retailers – was wären Ihre dringendsten Wünsche an Hersteller und Distis?
RB: Bei einigen würde ich mir schnellere Entscheidungen wünschen, und die Werbebudgets sollten vermehrt für cooperative Advertising, also für Werbekampagnen zusammen mit dem Retailer eingesetzt werden.
Best-buy-Start mit 16 Filialen
Ursprünglich hatte Ruedi Baer Best-buy als Joint Venture mit der EPA geplant, und die Home-Electronic-Ladenkette sollte in den EPA-Filialen untergebracht werden. Die Mehrheitsbeteiligung hätte dann Mobilezone gehalten. Nach dem Verkauf der EPA an Coop (Interdiscount!) war der erste Plan natürlich hinfällig.
Stattdessen hat sich Otto Ineichen mit zehn Prozent am Joint Venture beteiligt und stellt einige Standorte in seinen Otto’s-Filialen zur Verfügung. Zusätzlich wurden vom Warenhaus Loeb und an anderen Standorten Flächen gemietet, Loeb ist aber nicht am Joint Venture beteiligt, ebensowenig wie Mobilezone, denn
Baer will Best-buy jetzt unabhängig von Mobilezone zum Laufen bringen.
Best-buy wird mit vorerst 16 Filialen starten. Bereits offen sind die Filialen in Balerna, Burgdorf, Brig (bei Loeb), Genf, Regensdorf, Sion und Sursee (bei Otto’s). Noch in dieser Woche soll in Biel und Zuchwil (Otto’s) eröffnet werden, bis Ende November werden Baldegg (Otto’s),
Collombey, Hägendorf (Otto’s), Lausanne (Otto’s), Martigny (Otto’s), Wil (Otto’s) und Winterthur folgen.